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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Graf
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Letztendlich habe sich für den (darwinistischen) Menschen nichts weiter verändert als der Name: Gene statt Gott – Zufall statt Willkür. Somit sei er nach eineinhalb Jahrhunderten Darwinismus wieder dort angekommen, wo Darwin 1859 den Starschuss gab. Jeder Evolutionsgläubige bewege sich in einem göttlichen Teufelskreis wie ein Hamster in seinem Laufrad. Das einzig Neue: Der darwinistische Kreisläufer sei sich seines Sklavenstatus nicht mehr bewusst, da die Gene und der Zufall keine Angst einflößenden, anbetungswürdigen Götter darstellten. Diese Mächte wirkten verschwörerisch im Dunkeln, in uns selbst verborgen, in jeder Zelle unseres Körpers. Und, so die Kritiker, sie belassen uns in dem Glauben der Unabhängigkeit – „Opium für das Volk“.
    Was ist von dieser Philosophie der Gegner der Darwin-Lehre zu halten – Wachablösung Gottes durch die Gene? Handelt es sich wirklich nur um einen Vokabeltausch oder einen bloßen Verstoß gegen das vierte respektive fünfte jüdische und christliche Gebot, also gegen die Untersagung der Verbildlichung Gottes bzw. der Niederwerfung vor anderen Göttern? Der entscheidende, von den Kritikern völlig verkannte Unterschied zwischen Gottesglauben, Religion und dem Evolutionsmodell liegt in der Wissenschaftlichkeit. Der devot Gläubige hegt keine Zweifel, stellt (zumindest öffentlich) keine Fragen, stellt vor allem das Bibelwort nicht infrage – er glaubt. Religionswissenschaften arbeiten exegetisch, befassen sich „nur“ mit der menschlichen Interpretation des Wirkens Gottes – eben der Religion –, prüfen aber nicht die Mechanismen, wie Gott Himmel und Erde, Licht und Dunkel, Tiere und Pflanzen usw. erschaffen hat. Die Naturwissenschaften füllen genau diese Lücke und fragen nach dem „Wie“. Die Evolutionsbiologie hinterfragt als Teilwissenschaft die Mechanismen der Veränderung von Lebensformen. Darwins Evolutionsmodell beschreibt konkret das „Wie“ des Formenwandels – nicht die primäre Lebensentstehung! Diesen Anspruch hat Darwin nie erhoben. Vorwürfe, die erstmalige Entstehung von Reproduktion und Leben sei mit dem Modell nicht hinreichend erklärbar, sind daher deplatziert. Dies sind Themen hoch spezialisierter, sich überlappender Teildisziplinen der modernen biophysikalischchemischen Molekularwissenschaften – fernab der Wissenshorizonte des 19. Jahrhunderts. Entscheidend aber im Hinblick auf die Kritikermeinung, die Evolutionslehre sei nichts anderes als ein Gottesglaube unter anderem Namen, ist das Liefern handfester Belege, reproduzierbarer Beobachtungen. Insofern ist es unsinnig, beide Modelle der Formenentstehung, das biblische und das naturwissenschaftliche, zu vergleichen bzw. in Konkurrenz zu stellen. Das Evolutionsmodell ist kein Gottesmodell, das heißt, es ist auch ohne einen Gott in sich schlüssig, schließt aber die Existenz einer dahinter stehenden göttlichen Macht nicht aus. Wie schon erwähnt, ist eine wissenschaftlich nicht detektierbare Kraft (ein Gott), welche die Rahmenbedingungen (Naturgesetze etc.) vorgibt, ohne direkt in das evolutionäre Geschehen einzugreifen, widerspruchslos mit der Evolutionslehre vereinbar. Nur ist ein solcher Gott eben kein unabdingbarer Bestandteil des Modells, sondern auch hier eine Frage des Glaubens. Ein Bekenntnis zur Evolution ist somit gut mit einem Bekenntnis zu einem Gottesglauben vereinbar, der sich nicht an einer allzu wörtlichen Auslegung des Bibelwortes orientiert. Es gibt genügend Darwinisten, die in der Evolution einen Ausdruck göttlichen Wirkens sehen, was aber naturwissenschaftlich nicht überprüfbar ist, da uns keine entsprechenden Instrumente zur Verfügung stehen. Umgekehrt kann die Evolutionstheorie Lücken im biblischen Gottesbild schließen, maßt sich dabei aber keinesfalls an, eine globale Erklärungstheorie zu sein. Sie beleuchtet einen kleinen Teil des Phänomens Leben – nicht mehr und nicht weniger. Wir müssen lernen, uns zu bescheiden. Ein Gesamtverständnis wird uns vermutlich immer verwehrt bleiben, weil es von unseren begrenzten Sinnen nicht erfassbar ist. Der Darwinismus gibt uns eine fundierte Vorstellung vom Mechanismus des biologischen Formenwandels – mehr kann und will er nicht leisten. Der ständige Streit zwischen Religion und Naturwissenschaft, die angebliche Unvereinbarkeit von Glaube und beobachtbaren Fakten, ja letztlich auch jede Auseinandersetzung zwischen Kreationisten und Darwinisten, sind völlig obsolet. Dieser überflüssige Konflikt

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