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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Graf
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Harmonie, könne sich das friedliche Miteinander nicht gegen Mord und Totschlag durchsetzen, bleibt nur eines zu sagen: „Ihr habt nichts verstanden!“ Ein zielgerichtetes Zusammenwirken, die Ausbildung wirkungsvoller Kommunikationsmöglichkeiten, zwischenartliche Symbiosen, inner-artliche Liebe körperlicher und geistiger Natur sind Eckpfeiler für evolutionären Überlebenserfolg – von der Selektion à la bonne heure begünstigt. Permanentes Einzelgängertum ist die Ausnahme. Denken wir an die zahllosen unterschiedlichst strukturierten Tiergemeinschaften, stabilisiert durch ausgeklügelte Hierarchien. Denken wir an die durch präzise Rollenverteilung und effektive Kommunikation erst ermöglichten Nahrungsbeschaffungserfolge von Rudeltieren. Oder schauen wir nur auf unsere eigene Geschichte, in der es über Jahrtausende nicht um pures Machtstreben, Ausrottung und gegenseitige Diskriminierung ging. Wie anders als durch gemeinsames Wirken, taktisches Miteinander und kommunikative Abstimmung hätte der körperlich so unterlegene Zweibeiner sein Überleben sichern können, wenn ihm das Zusammenspiel von „Zufall und Notwendigkeit“ 10 , von Mutation und Selektion, nicht Stück für Stück all diese Eigenschaften in die Wiege gelegt oder besser gesagt in seinem Erbgut verankert hätte. Nachwuchshege, Schutz von Schwächeren und Kranken, die Entwicklung verschiedenster Verständigungsstrategien, in unserem speziellen Fall die Ausbildung einer Sprache – das alles wird so genau von den Prinzipien Darwins erfasst. Allein die körperliche Stärke als Angriffspunkt für die Selektion zu sehen, ist ein grober Fehler. Bewertet wird stets der Gesamtorganismus mit all seinen physischen, psychischen, intellektuellen und sozialen Eigenschaften, und zwar – ganz wichtig – im Wechselspiel mit den aktuell herrschenden Umweltbedingungen. Bei oberflächlicher Betrachtung als Schwäche eingestufte „Makel“ können unter speziellen Milieubedingungen zum Überlebensbonus, zum Plus bei der selektiven Bewertung werden. Die Malariaschutz verleihende Sichelzellanämie-Mischerbigkeit beim Menschen wurde bereits behandelt. Ein anderes klassisches Beispiel sind die flügellosen Insektenmutanten, denen diese vermeintliche Behinderung auf den Kerguelen, einer Inselgruppe im Indischen Ozean, das Überleben sichert. In dieser äußerst stürmischen Region ist die Flugfähigkeit ein Manko, das die Selektion im Laufe von Jahrmillionen völlig von diesem Flecken Erde verbannt hat.
    All diese Beispiele stehen in vollem Einklang mit der Lehre Darwins. Natürliche Harmonie und Kooperation sind partout kein Gegensatz zum Überlebenskampf, sondern von der Selektion begünstigte Produkte der Evolution, die kompetitiv optimiert werden und genauso ihren festen Platz in der Natur erworben haben wie bestimmte Formen der Tötung. Dies zu erkennen, erfordert jedoch die Loslösung vom irrigen Bild einer rein mörderischen Ausrichtung des Darwin’schen Überlebenskampfes.
    Wir selbst sehen uns doch gern in der Rolle des irdischen Wesens mit den derzeit höchsten intellektuellen Fähigkeiten. Dann sollten wir der eigenen Logik aber auch freien Raum lassen. Darwins Kritiker tun dies offensichtlich nicht.
Göttliche Gewalt und Bibelhorror
    Vor dem Hintergrund dieser Diskussion um die nach Kritikermeinung kriegerische Grundstruktur des Darwin’schen Evolutionsmechanismus ist es schon verwunderlich, dass sich der Unmut der „survival of the fittest“-Anfechter nicht in mindestens ebenso starkem Maße gegen die christliche Glaubensgemeinschaft richtet. Der Inhalt der Bibel vermittelt uns alles andere als den Eindruck eines harmonischen Miteinanders. Wer hier eine heile Welt sucht oder gar auf jeder Seite über das Wirken eines lieben, gütigen Gottes zu lesen hofft, wird bitter enttäuscht. Vom initialen Brudermord über Intrigantentum, Verrat bis hin zur Völkervernichtung – und das alles in der Verantwortung des Allmächtigen? Ist die Bibel ein Horrorthriller, die Bezeichnung „lieber Gott“ ein blanker Euphemismus und der Mörder Kain ein Gewinner, der auch gut ins angebliche Erfolgsschema des Darwinismus passt? Vordergründig mag eine Ähnlichkeit zu fiktiven literarischen Werken gegeben sein. Aber die Bibel ist keine Fiktion, kein „historischer Psychothriller“, sondern, wenn man so will, der größte jemals geschriebene Geschichtsband. Es geht um Menschen, die real existiert, und Szenarien, die sich abgespielt haben – mit vielen

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