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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die sich verzweifelt an jeden Strohhalm wissenschaftlicher Respektabilität klammern, um ihr politisches Programm durchzusetzen und dem amerikanischen staatlichen Schulsystem die Religion aufzuzwingen,* [* Sie selbst nennen ihr Programm eine ›Keilstrategie‹.] haben noch nicht bemerkt, dass ihre vermeintliche wissenschaftliche Unterstützung zerbröselt. Die Theorie des intelligenten Designs ist nicht offen theistisch – ihre Verfechter geben sich wirklich größte Mühe, keine religiösen Schlussfolgerungen zu ziehen. Sie wollen, dass die wissenschaftlichen Argumente als Wissenschaft betrachtet werden. Das wird natürlich nicht geschehen, weil die theistischen Implikationen ein wenig zu offensichtlich sind – sogar für Atheisten.
    Es gibt etliche Dinge, die die Evolution nicht erklärt – was das Herz eines jeden erfreut, der meint, dass es trotz Darwin gewisse Themen gibt, die die Wissenschaft nicht behandeln kann.
    Es ist ohne weiteres möglich, Darwin und seinen Nachfolgern zuzustimmen, dass die Erde 4,5 Milliarden Jahre alt ist und dass sich das Leben durch rein physikalische und chemische Prozesse aus anorganischen Anfängen entwickelt hat – und dennoch einen Platz für eine Gottheit zu finden. Ja, in einem vielfältigen und komplexen Universum kann all das ohne göttliche Einflussnahme geschehen. Wie aber ist dieses vielfältige und komplexe Universum entstanden?
    Hierzu bietet die Kosmologie von heute Beschreibungen für das Wie (der Urknall; zusätzlich verschiedene neue Alternativen) und das Wann (vor etwa 13 Milliarden Jahren), aber nicht für das Warum. Die Stringtheorie, eine neue Entwicklung an der vordersten Front der Physik, unternimmt einen interessanten Versuch, das Warum zu erklären. Sie lässt jedoch ein noch größeres Warum unbeantwortet: Warum Stringtheorie? Die Wissenschaft leitet die Konsequenzen von physikalischen Regeln (›Gesetzen‹) ab, erklärt aber nicht, warum jene Regeln gelten oder wie es zu ihnen kam.
    Das sind tiefe Geheimnisse. Gegenwärtig und wahrscheinlich für immer hat die wissenschaftliche Methode keinen Zugang zu ihnen. Hier ist die Religion in ihrem Element, indem sie Antworten auf Rätsel bietet, zu denen sich die Wissenschaft in Schweigen hüllt.
    Wenn Sie Antworten suchen, so stehen Antworten zur Verfügung.
    Und zwar eine ziemlich große Menge verschiedener Antworten. Suchen Sie sich die Antwort aus, bei der Ihnen am wohlsten ist.
    Wohlfühlen ist jedoch kein wissenschaftlich anerkanntes Kriterium. Wir können uns dabei warm und gemütlich fühlen, doch die historische Entwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnis zeigt, dass ›warm‹ und ›gemütlich‹ von Zeit zu Zeit nur ein höflicher Ausdruck für ›falsch‹ ist.
    Glaubenssysteme gründen sich auf Glauben, nicht auf Beweise. Sie liefern Antworten – aber keinen vernünftigen Prozess, um zu diesen Antworten zu gelangen. Wenn es also Fragen gibt, deren Beantwortung die Fähigkeiten der Wissenschaft übersteigt, so liegt dies größtenteils daran, dass die Wissenschaft an sich selbst sehr hohe Anforderungen in Bezug auf Beweise stellt, und wo es keine Beweise gibt, hält sie den Mund. Die angebliche Überlegenheit von Glaubenssystemen gegenüber der Wissenschaft, wenn es um diese tiefen Geheimnisse geht, rührt nicht vom Versagen der Wissenschaft her, sondern von der Bereitschaft der Glaubenssysteme, Autorität ungefragt anzuerkennen.
    Ein religiöser Mensch kann also Trost darin finden, dass seine Glaubensvorstellungen Antworten auf tiefe Fragen der menschlichen Existenz geben, die die Kraft der Wissenschaft übersteigen, und der Atheist kann sich damit trösten, dass es absolut keinen Grund für die Annahme gibt, dass jene Antworten richtig seien. Aber auch keine Möglichkeit zu beweisen, dass sie falsch sind. Warum also vertragen wir uns nicht, bleiben bei unserem eigenen Leisten und machen jeder unser eigenes Ding? Was leicht gesagt, aber schwerer getan ist, insbesondere dann, wenn manche Leute partout nicht bei ihrem Leisten bleiben wollen und politische Mittel oder Gewalt anwenden, um ihre Ansichten zu verbreiten, wenn eine rationale Erörterung sie längst schon widerlegt hat.
    Manche Aspekte mancher Glaubenssysteme sind natürlich überprüfbar – der Grand Canyon ist kein Beweis für Noahs Sintflut, es sei denn, dass Gott sich auf unsere Kosten einen Spaß macht, was zugegebenermaßen sehr zur Scheibenwelt passen würde. Und wenn Er das tut, dann geht sowieso nichts mehr, denn Sein

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