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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Arten, das Geheimnis aller Geheimnisse, wie einer unserer größten Philosophen sie nannte. Nach meiner Heimkehr 1837 wurde mir klar, dass sich vielleicht durch Sammeln und Vergleichen aller damit zusammenhängenden Tatsachen etwas zur Lösung der Frage tun ließe.
    Nachdem er sich vielmals entschuldigt hat, dass es ihm an Raum und Zeit mangelte, um etwas Ausführlicheres als seinen Band von über fünfhundert Seiten zu schreiben, kommt Darwin dann zu einer kurzen Zusammenfassung seiner wichtigsten Idee. Autoren wissenschaftlicher Schriften sind sich im Allgemeinen bewusst, dass es selten ausreicht, die Antwort auf eine Frage zu erörtern: Es ist notwendig, auch die Frage zu erklären. Anders werden die Leser den Zusammenhang nicht verstehen, in den die Antwort passt. Darwin war sich dieses Prinzips deutlich bewusst, also beginnt er, indem er ausführt:
    Es ist durchaus denkbar, dass ein Naturforscher, der die gegenseitige Verwandtschaft der organischen Wesen, ihre embryonalen Beziehungen, ihre geographische Verbreitung, ihre geologische Aufeinanderfolge und ähnliche Tatsachen erwägt, zu dem Schlusse kommt, dass die Arten nicht unabhängig voneinander erschaffen worden sind, sondern ähnlich den Varietäten von anderen Arten abstammen. Dennoch wäre ein solcher Schluss, wie gut er begründet sein mag, unzureichend, solange nicht auch erwiesen ist, wie sich die unzähligen unsere Erde bewohnenden Arten abgeändert und jene Vollkommenheit des Aufbaus erlangt haben, die unsere Bewunderung erregt.
    Wir sehen bereits eine Geste in Richtung Paley – »Vollkommenheit des Aufbaus« bezieht sich deutlich auf das Argument von der Uhr und dem Uhrmacher, und »nicht unabhängig voneinander erschaffen worden sind« zeigt, dass Darwin Paleys Schlussfolgerung nicht zustimmt. Doch wir sehen auch etwas für die ganze Entstehung Charakteristisches: Darwins Bereitschaft, Schwierigkeiten in seiner Theorie einzugestehen. Von Zeit zu Zeit wirft er mögliche Einwände auf – nicht als Strohmänner, um sie alsbald wieder umzustoßen, sondern als ernste Punkte, die zu bedenken sind. Mehr als einmal kommt er zu dem Schluss, dass mehr in Erfahrung gebracht werden muss, bevor der Einwand geklärt werden kann. Paley, das muss man ihm zugestehen, tat etwas Ähnliches, wenngleich er nicht so weit ging, Unwissenheit einzugestehen: Er wusste , dass er Recht hatte. Darwin als echter Wissenschaftler hatte nicht nur seine Zweifel – er teilte sie mit seinen Lesern. Er wäre überhaupt nicht zu seiner Theorie gekommen, hätte er es versäumt, Schwachstellen in den Hypothesen zu suchen, auf denen sie beruhte.
    Er lässt natürlich auch keinen Zweifel, dass sein Werk an die Spekulationen früherer ›Transmutationisten‹ anknüpft. Nämlich: Er ist auf einen Mechanismus für die Artenveränderung gekommen. Es bringt Vorteile, in Bezug auf die eigenen Grenzen aufrichtig zu sein: Man erwirbt das Recht, über die Grenzen anderer zu sprechen. Und nun sagt er uns, worin dieser Mechanismus besteht. Arten, wissen wir, sind veränderlich – die Domestikation von wilden Arten wie Hühnern, Rindern und Hunden beweist das eindeutig. Obwohl es sich dabei um absichtliche Auslese durch Menschen handelt, bietet es einen Zugang zur Auslese durch die Natur ohne menschliche Hilfe:
    Ich werde dann zu der Veränderlichkeit der Arten im Naturzustande übergehen … Wir werden aber zumindest erörtern können, welche Umstände die Variation am meisten begünstigen. In dem folgenden Kapitel soll der Kampf ums Dasein der organischen Wesen der ganzen Erde betrachtet werden, der eine unvermeidbare Folge der großen geometrisch fortschreitenden Vermehrung ist … Die natürliche Zuchtwahl soll als Hauptgegenstand im vierten Kapitel ausführlich behandelt werden. Wir werden sehen, wie die natürliche Zuchtwahl fast unvermeidlich zu einem großen Teil das Aussterben der minder vervollkommneten Lebensformen bewirkt und zu dem führt, was ich die »Divergenz des Charakters« genannt habe.
    Dann verspricht er vier Kapitel über »die auffallendsten und größten Schwierigkeiten« der Theorie, in erster Linie die Schwierigkeit, zu verstehen, wie ein einfacher Organismus oder ein einfaches Organ sich in ein hochgradig komplexes verwandeln kann – eine weitere Verbeugung zu Paley hin. Die Einführung endet mit einem Schnörkel:
    Ich hege keinen Zweifel, dass die Meinung, der die meisten Naturforscher zuneigen (und die ich früher teilte), dass nämlich jede Art selbständig

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