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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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und sein Buch aus demselben Jahr zeigt ein gründliches Wissen um die Eigenschaften des Dampfs und die zugehörigen Mechanismen. Die Idee der Dampfmaschine war angekommen, mitsamt ein paar Dampfmaschinen, die sich ihren Lebensunterhalt mit nützlicher Arbeit verdienten. Aber noch war die Dampfmaschinenzeit nicht gekommen.
    Jetzt geriet die Sache aber rasch in Schwung, und den ausschlaggebenden Anstoß verlieh ihr der Bergbau. Kohle- und Metallbergwerke hatte es seit Jahrtausenden gegeben, doch zu Anfang des 18. Jahrhunderts waren sie so groß und so tief geworden, dass sie auf etwas stießen, das bald der größte Feind des Bergmanns werden sollte: auf Wasser.
    Je tiefer man ein Bergwerk gräbt, umso größer ist die Gefahr eines Wassereinbruchs, denn man stößt mit größerer Wahrscheinlichkeit auf unterirdische Wasserreservoire, auf Spalten, die zu solchen führen, oder einfach auf Spalten, in denen Wasser von weiter oben herabfließt. Die herkömmlichen Methoden, das Wasser abzupumpen, funktionierten nicht mehr, und es wurde etwas grundlegend anderes benötigt. Die Dampfmaschine passte genau in diese Lücke. Es waren vor allem zwei Männer, die es ermöglichten, brauchbare Maschinen zu bauen: Dennis Papin und Thomas Savery.
    Papin studierte bei den Jesuiten in Blois Mathematik und in Paris Medizin, wo er sich 1672 niederließ. Er trat in das Laboratorium von Robert Boyle ein, den man heute einen Experimentalphysiker nennen würde. Boyle arbeitete über Pneumatik, das Verhalten von Gasen – das Boylesche Gesetz, welches das Verhältnis von Druck und Volumen eines Gases bei konstanter Temperatur beschreibt, wird heute noch gelehrt. Papin erfand die doppelte Luftpumpe und das Luftgewehr, dann den Digester. Dieser lässt sich am besten als Schnellkochtopf beschreiben, auch so ein Gerät der Sechzigerjahre, das seither praktisch verschwunden ist, in diesem Fall wegen der Mikrowellenöfen. Ein Schnellkochtopf ist ein Topf mit dicken Wänden und dickem Deckel, der so sicher verschlossen werden kann, dass das Wasser im Topf beim Kochen Dampf mit hohem Druck erzeugt. Nahrung, die man in solch einem Topf kocht, wird sehr schnell gar.
    Der gastronomische Aspekt hat mit unserer Geschichte nichts zu tun, wohl aber ein Teil der Technik. Um Explosionen zu verhindern, fügte Papin ein Überdruckventil hinzu, welches bei den Schnellkochtöpfen der Sechzigerjahre wieder auftauchte und eine wichtige Erfindung war, weil die Beschäftigung mit frühen Dampfmaschinen selbst im günstigsten Fall gefährlich war. Die Idee ist wahrscheinlich älter, aber Papin gilt als der Urheber ihrer Verwendung zur Kontrolle des Dampfdrucks. 1687 wechselte er an die Universität von Marburg, wo er die erste mechanische Dampfmaschine und die erste Kolbenmaschine erfand. Während seiner ganzen Laufbahn experimentierte er mit Geräten, die mit Dampf zu tun hatten, und führte viele wesentliche Funktionsteile ein.
    Die Dampfmaschinenzeit heizte sich auf. Savery, ebenfalls mathematisch gebildet, brachte sie zum Sieden. 1689 ließ er sich die erste dampfgetriebene Pumpe patentieren, die tatsächlich benutzt wurde, um unerwünschtes Wasser aus Bergwerken zu entfernen – in diesem Fall aus den tiefen Schächten von Cornwall. Er schickte ein Funktionsmodell an die Royal Society und führte später William III. ein Modell der ›Feuermaschine‹ vor, wie sie damals irreführend genannt wurde. Der König erteilte ihm ein Patent:
    Dem Thomas Savery verliehen wird das Recht der alleinigen Nutzung einer von ihm erfundenen neuen Erfindung zum Heben von Wasser und zum eventuellen Antrieb von Mühlen aller Art vermittels der bedeutsamen Kraft des Feuers, die von großem Nutzen beim Auspumpen vom Bergwerken, bei der Versorgung von Städten mit Wasser und beim Betrieb von Mühlen aller Art sein wird, soweit Letztere nicht durch Wasser oder beständigen Wind begünstigt sind; gültig für die Dauer von 14 Jahren zu den üblichen Bedingungen.
    Die Dampfmaschinenzeit stand vor der Tür. Enormen Antrieb bekam sie durch die Tatsache, dass Savery der geborene Geschäftsmann war. Er wartete nicht, bis die Welt den Weg zu seiner Tür fand: Er machte Reklame . Er hielt Vorträge vor der Royal Society, die manchmal in deren Journalen veröffentlicht wurden. Er verteilte Prospekte an Bergwerksbesitzer und -verwalter. Und das Verkaufsargument war natürlich Profit. Wenn man tiefe Schichten eines Bergwerks erschließen kann, kann man mehr Mineralien herausholen und mit demselben

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