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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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letzte Schritt in einer Folge. Sie ist keine Schöpfung, sondern wächst ebenso heran wie die Bäume in einem Wald. Dieselbe Erfindung wird häufig in mehreren Ländern und von verschiedenen Menschen gleichzeitig hervorgebracht.
    Thurstons Thema erinnert uns an eine weit verbreitete Metapher für diese Art anscheinend gleichzeitiger Erfindungen: Dampfmaschinenzeit . Wenn Dampfmaschinenzeit ist, baut plötzlich alle Welt Dampfmaschinen. Wenn Evolutionszeit ist, erfindet jedermann eine Evolutionstheorie. Wenn Videorecorderzeit ist, stellen alle Videokassettenrecorder her. Wenn Dotcom-Zeit ist, gründen alle Internet-Handelsfirmen. Und wenn Dotcom-Pleitezeit ist, gehen die Dotcoms allesamt Pleite.
    Es gibt Zeiten, da die Angelegenheiten der Menschen wirklich auf vorgezeichneten Gleisen abzulaufen scheinen. Eine Entwicklung wird unvermeidlich, und plötzlich ist sie überall. Und doch war sie vor diesem günstigen Augenblick keineswegs unvermeidlich, sonst wäre sie schon vorher erfolgt. ›Dampfmaschinenzeit‹ ist eine gut geeignete Metapher für diesen Prozess. Die Erfindung der Dampfmaschine war nicht das erste Beispiel und gewiss nicht das letzte, wohl aber eins der am besten bekannten und ziemlich gut dokumentiert.
    Thurston unterscheidet zwischen Erfindung und Entdeckung. Er sagt, dass Erfindungen niemals das Werk eines Einzelnen sind, während es große Entdeckungen selten sind. Die Unterscheidung ist jedoch nicht immer sauber zu treffen. Haben die Menschen der Urzeit das Feuer als Naturerscheinung entdeckt, oder haben sie es als eine Technik erfunden, um Raubtiere abzuschrecken, die Höhle zu beleuchten und Nahrung zu kochen? Die Naturerscheinung war zweifellos zuerst da – in Form von Busch- oder Waldbränden, ausgelöst durch Blitzschlag oder vielleicht durch einen Wassertropfen, der als Linse die Sonnenstrahlen auf einem Stück trockenem Gras sammelte.* [* Trockenes Gras und Wassertropfen bringt man gemeinhin nicht in Verbindung, aber vielleicht war gerade ein nasser Elefant aus einer Furt in einer trockenen Savanne gekommen … Ach, denken Sie sich selber eine Erklärung aus.] Diese Art von ›Entdeckung‹ führt jedoch zu nichts, solange nicht jemand eine Verwendung dafür findet. Es war der Gedanke, sich das Feuer zunutze zu machen, der den Unterschied bewirkte, und das sieht eher nach einer Erfindung als nach einer Entdeckung aus. Allerdings … wie man sich Feuer zunutze macht, findet man heraus, indem man entdeckt, dass sich Brände nicht (so leicht) über nacktes Erdreich ausbreiten, dass sie sich ganz leicht verbreiten lassen, indem man einen brennenden Ast ergreift und in trockenes Gebüsch wirft oder ihn mit nach Hause in die Höhle nimmt …
    Der Schritt der Erfindung, wenn es so etwas überhaupt gibt, besteht darin, mehrere voneinander unabhängige Entdeckungen zusammenzufügen, sodass sich etwas wirklich Neuartiges ergibt.
    Erfindungen kommen also oft durch Abfolgen von Entdeckungen voran. Ebenso sind den Entdeckungen oft Erfindungen vorausgegangen. Die Entdeckung der Sonnenflecken beruhte auf der Erfindung des Fernrohrs, die Entdeckung der Amöben und Pantoffeltierchen in Tümpelwasser auf der Erfindung des Mikroskops. Kurzum, Erfindung und Entdeckung sind ineinander verwoben, und es hat wahrscheinlich keinen Sinn, wenn man sie zu trennen versucht. Zudem sind ihre wesentlichen Stadien im Rückblick viel leichter auszumachen als zu der Zeit, da sie zum ersten Mal auftraten. Betrachtungen im Nachhinein sind eine merkwürdige Sache, haben aber tatsächlich etwas für sich, dass sie nämlich einen expliziten Kontext für die Klärung liefern, was wichtig war und was nicht. Betrachtungen im Nachhinein erlauben es uns, den ausgesprochen wirren Prozess von Erfindung/Entdeckung zu ordnen und überzeugende Geschichten darüber zu erzählen.
    Als Kinder haben viele von uns gelernt, wie die Dampfmaschine erfunden wurde. Der kleine James Watt, so ungefähr sechs Jahre alt, sah zu, wie das Wasser in einem Topf kochte, und bemerkte, dass der Druck des Dampfs den Deckel anzuheben vermochte. In einer klassischen Heureka-Situation ging ihm auf, dass ein richtig großer Topf richtig große Stücken Metall heben könnte, und die Dampfmaschine war erfunden.
    Diese Geschichte wurde ursprünglich von dem französischen Mathematiker François Arago erzählt, dem Verfasser einer der ersten Biographien über Watt. Unseres Wissens könnte die Geschichte wahr sein, aber wahrscheinlicher ist es eine

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