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Das 4. Buch des Blutes - 4

Das 4. Buch des Blutes - 4

Titel: Das 4. Buch des Blutes - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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ehe sie sich um ihren Hals klammerten.
    Im Schlaf befand sich Charlie auf einem Sklavenschiff; das Szenarium seiner Träume war oft den exotischen Schinken von C. B. de Mille entlehnt. In diesem Epos hatte man ihm die Hände in Eisen geschlossen, und man zerrte ihn an den Handschellen zum Auspeitschungsblock, um ihn für irgendein ungenanntes Vergehen zu bestrafen. Aber jetzt, urplötzlich, träumte er, daß er den Kapitän an seiner dünnen Gurgel packte.
    Rings um ihn Geheul der Sklaven, das zur Strangulierung ermunterte. Der Kapitän – der Dr. Jeudwine nicht unähnlich sah – bat ihn aufzuhören, mit einer hohen, verängstigten Stimme. Es war fast eine Frauenstimme; Ellens Stimme.
    »Charlie!« quiekte er. »Nicht!« Aber auf diese törichten Klagen hin schüttelte Charlie den Mann nur um so heftiger; und er fühlte sich ganz als Held des Geschehens, während die Sklaven, wie durch ein Wunder befreit, sich in schadenfrohem Gedränge um ihn scharten, begierig darauf, dem Verröcheln ihres Herren zuzusehen.
    Der Kapitän, sein Gesicht purpurrot, brachte nur noch ein
    »Du bringst mich um…«-Gemurmel heraus, ehe sich Charlies Daumen ein letztes Mal in seinen Hals gruben und den Mann ins Jenseits beförderten. Erst dann, durch den Rauch des Schlafs hindurch, erkannte er, daß sein Opfer, wiewohl männlich, keinen Adamsapfel hatte. Und jetzt begann das Schiff rings um ihn zu entschwinden; das Ungestüm der anstachelnden Stimmen flaute ab. Seine Augen flackerten auf –
    er stand in seiner Pyjamahose auf dem Bett und hatte Ellen in den Händen. Ihr Gesicht war dunkel und mit dickem, weißem Speichel besprenkelt. Ihre Zunge ragte aus dem Mund heraus.
    Die Augen hatte sie noch immer offen, und einen Moment lang schien sich Leben darin zu regen, unter den Jalousien ihrer Lider herauszublicken. Dann waren die Fenster leer, und sie ging vollends aus dem Haus hinaus.

    Mitleid und eine schreckliche Reue überkamen Charlie. Er versuchte, ihren Körper fallenzulassen, aber seine Hände weigerten sich, den Würgegriff um Ellens Kehle zu lösen.
    Seine jetzt völlig fühllosen Daumen erdrosselten sie noch immer, schamlos schuldig. Er wich zurück, übers Bett und hinunter auf den Boden, aber sie folgte ihm auf ausgestreckte Armeslänge wie ein unerwünschter Tanzpartner.
    » Bitte …«, flehte er seine Finger an. » Bitte! «
    Harmlos wie zwei beim Klauen erwischte Schulkinder ließen seine Hände ihre Last fahren und schnellten in gespielter Überraschung in die Höhe. Ellen purzelte auf den Teppich, ein sauberer Sack Tod. Charlie knickten die Knie ein; außerstande, seinen Sturz zu verhindern, brach er neben Ellen zusammen und ließ den Tränen freien Lauf.
    Jetzt galt es nur mehr zu handeln. Tarnung, heimliche Zusammenkünfte und endloses Debattieren waren überflüssig –
    die Wahrheit war heraus, zum Guten oder Bösen. Sie mußten sich lediglich eine Weile gedulden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er in Reichweite eines Küchenmessers oder einer Säge oder Axt käme. Sehr bald jetzt; sehr bald.
    Geraume Zeit lag Charlie neben Ellen auf dem Boden, schluchzend. Und wieder eine geraume Zeit in Gedanken. Was sollte er als erstes tun? Seinen Anwalt anrufen? Die Polizei?
    Dr. Jeudwine? Wen er auch antelefonieren würde, bäuchlings auf dem Boden liegend konnte er es nicht tun. Er versuchte aufzustehen, aber dabei bleib es auch: Seine tauben Hände taugten nicht als Stütze. Sein ganzer Körper prickelte vibrierend, als ob ein schwacher Elektroschock hindurchgeleitet würde. Nur in seinen Händen fühlte er nichts.
    Er brachte sie zu seinem Gesicht hoch, um sich die tränengetrübten Augen auszuwischen, aber sie klappten lose gegen seine Wange, gänzlich entkräftet. Seine Ellbogen gebrauchend, schleppte er sich zur Wand und schob sich daran ruckweise nach oben. Noch immer halbblind vor Kummer, schlurfte er aus dem Schlafzimmer hinaus und die Treppe hinunter. (»Die Küche«, sagte die Rechte zur Linken, »er ist unterwegs zur Küche.«) Das ist der Alptraum von jemand anderem, dachte er, während er das Eßzimmerlicht mit dem Kinn anknipste und auf den Getränkeschrank lossteuerte. Ich bin unschuldig. Ein bloßer Niemand. Weshalb sollte mir das passieren?
    Die Whiskyflasche glitt ihm aus den Fingern, als er versuchte, seine Hände dazu zu bringen, sie zu fassen. Sie zersplitterte auf dem Eßzimmerboden; der belebende Alkoholgeruch quälte verlockend seinen Gaumen.
    »Glasscherben«, bellte abrupt die Linke.
    »Nein«,

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