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Das 4. Buch des Blutes - 4

Das 4. Buch des Blutes - 4

Titel: Das 4. Buch des Blutes - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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entgegnete die Rechte. »Wir brauchen um jeden Preis einen sauberen Schnitt. Hab nur Geduld.«
    Charlie taumelte von der zerbrochenen Flasche weg zum Telefon. Er mußte Jeudwine anrufen. Der Doktor würde ihm sagen, was zu tun sei. Er versuchte, den Telefonhörer abzunehmen, aber neuerlich weigerten sich seine Hände; die Finger krümmten sich nur, als er Jeudwines Nummer tippen wollte. Tränen der Frustration flossen jetzt, wuschen den Kummer mit Wut aus. Unbeholfen manövrierte er den Hörer zwischen seine Handgelenke und hob ihn ans Ohr, klemmte ihn dabei zwischen Kopf und Schulter. Dann tippte er Jeudwines Nummer mit dem Ellbogen.
    »Bloß nicht durchdrehen«, sagte er laut, »nur ruhig Blut.« Er konnte die Schaltintervalle von Jeudwines Nummer in der Leitung hören. Innerhalb von Sekunden würde der gesunde Verstand am anderen Ende den Hörer abnehmen, dann wäre alles gut. Er müßte nur noch wenige Momente ausharren.
    Seine Hände hatten begonnen, sich krampfartig zu öffnen und zur Faust zu ballen.

    »Ruhig Blut…« sagte er, aber die Hände hörten nicht hin.
    Weit weg – ach, so weit – läutete das Telefon in Dr.
    Jeudwines Haus.
    »Geh ran, geh ran! O Gott, geh ran!«
    Charlies Arme hatten so heftig zu zittern angefangen, daß er den Hörer kaum an seinem Platz halten konnte.
    »Geh ran!« kreischte er in die Sprechmuschel. » Bitte .«
    Ehe die Stimme der Vernunft sprechen konnte, schleuderte sich seine rechte Hand von ihm weg und schnappte nach dem Teak-Eßtisch, von dem Charlie einen guten Meter weit entfernt war. Sie packte die Kante und zog ihn fast aus dem Gleichgewicht.
    »Was… machst… du… da?« sagte er, nicht sicher, ob er mit sich oder seiner Hand redete.
    Voller Verwirrung starrte er das rebellische Körperglied an, das sich stetig, zentimeterweise, die Tischkante entlang voranschob. Die Absicht war ganz deutlich; es wollte ihn vom Telefon wegziehen, weg von Jeudwine und aller Hoffnung auf Rettung. Er hatte keine Kontrolle mehr über das Verhalten seiner Rechten. Nicht einmal mehr in seinen Handgelenken und Unterarmen war das geringste Gefühl vorhanden. Die Hand gehörte ihm nicht mehr. Sie war noch an ihm befestigt –
    aber sie gehörte ihm nicht .
    Am anderen Ende der Leitung wurde der Hörer abgenommen, und Jeudwines Stimme, leicht irritiert, weil man ihn geweckt hatte, sagte: »Hallo?«
    »Doktor…«
    »Wer ist dran?«
    »Charlie…«
    »Wer?«
    »Charlie George, Doktor. Sie müssen sich an mich erinnern.«

    Mit jeder kostbaren Sekunde zog ihn die Hand immer weiter vom Telefon weg. Er konnte spüren, wie ihm der Hörer zwischen Schulter und Ohr herausglitt.
    »Wer, sagen Sie?«
    »Charles George. Um Himmels willen, Jeudwine, Sie müssen mir helfen.«
    »Rufen Sie morgen in der Praxis an.«
    »Aber begreifen Sie doch. Meine Hände, Doktor… ich hab’
    keine Kontrolle mehr drüber.«
    Charlies Magen geriet ins Schlingern, als er spürte, wie etwas über seine Hüfte krabbelte. Es war seine linke Hand, und sie wanderte auf die Vorderseite seines Körpers und hinunter zu den Weichteilen.
    »Trau dich bloß nicht«, warnte er sie, »du gehörst mir.«
    Jeudwine war etwas durcheinander. »Mit wem reden Sie?«
    fragte er.
    »Mit meinen Händen! Sie wollen mich umbringen, Doktor!«
    Er schrie gellend, um das Vordringen der Hand aufzuhalten.
    »Das darfst du nicht! Halt!«
    Ohne das Gebrüll des Despoten zur Kenntnis zu nehmen, packte die Linke Charlie bei den Hoden und quetschte sie, als wolle sie Blut sehen. Sie wurde nicht enttäuscht. Charlie kreischte in das Telefon, während die Rechte seine Bestürzung ausnutzte und ihn mit einem Ruck aus dem Gleichgewicht brachte. Der Hörer glitt zu Boden, Jeudwines Erkundigungen waren durch den Schmerz an den Weichteilen ausgeblendet.
    Schwer krachte Charlie auf den Boden, stieß beim Fallen mit dem Kopf an den Tisch.
    »Sauhund«, sagte er zu seiner Hand. »Du Sauhund.« Reuelos huschte die Linke Charlies Körper hinauf, um sich auf der Tischplatte zur Rechten zu gesellen, so daß Charlie schließlich an den Händen von dem Tisch herunterhing, an dem er so oft gespeist, so oft gelacht hatte.
    Einen Moment später, nachdem sie ihr weiteres Vorgehen diskutiert hatten, hielten sie es für angebracht, ihn fallenzulassen. Seine Freigabe nahm er kaum wahr. Sein Kopf und seine Weichteile bluteten. Alles, was er wollte, war, sich eine Zeitlang zusammenzurollen und den Schmerz und Brechreiz abklingen zu lassen. Aber die Rebellen hatten andere

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