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Das 4. Buch des Blutes - 4

Das 4. Buch des Blutes - 4

Titel: Das 4. Buch des Blutes - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Fertigkeit berührten, und er betrachtete ihre Manöver wie aus weiter Ferne, außerstande, an den Empfindungen von Wärme und Nässe Gefallen zu finden.
    Nicht daß seine Finger ein Jota weniger agil gewesen wären.
    Ganz im Gegenteil. Vor kurzem war Ellen dazu übergegangen, seine Finger zu küssen, ihm zu sagen, wie klug sie seien. Ihr Lob beruhigte ihn kein bißchen. Höchstens fühlte er sich dadurch noch schlechter: sich vorzustellen, seine Hände verschafften ihr solche Lust, ohne daß er das mindeste dabei empfand.
    Zudem gab es noch andere Anzeichen seiner Labilität.
    Kleine, irritierende Anzeichen. Unabweisbar stand ihm vor Augen, wie seine Finger kriegerische Rhythmen auf die Kartons trommelten, die er in der Fabrik zum Versand fertig machte, und wie seine Hände sich neuerdings auf das Zerbrechen von Bleistiften kaprizierten: sie in winzige Stücke zerkleinerten, ehe er registrierte, was er (sie) gerade tat(en), um dann auf dem Fußboden des Verpackungsraums eine Streu aus Holz- und Graphitsplittern zu hinterlassen.
    Und was am peinlichsten war: Er hatte sich beim Händchenhalten mit wildfremden Leuten ertappt. Dies war bei drei verschiedenen Gelegenheiten passiert. Einmal an einem Taxistand, und zweimal im Lift in der Fabrik. Dahinter steckte, so sagte er sich, nicht mehr als der primitive Drang, sich in einer sich wandelnden Welt an jemand anderem festzuhalten.
    Eine bessere Erklärung fiel ihm nicht ein. Was auch der Grund sein mochte, es war verdammt beunruhigend, insbesondere, als er sich beim verstohlenen Händchenhalten mit seinem eigenen Vorarbeiter ertappte. Schlimmer noch: Die Hand des anderen hatte ihrerseits die Charlies ergriffen, und die Männer hatten nur noch an ihren Armen hinunterschauen können, wie zwei Hundebesitzer, die ihren ungebärdigen Vierbeinern zusehen, wie sie sich am Ende der Leinen paaren.
    Immer öfter starrte Charlie die Innenseiten seiner Hände an, auf der Suche nach Haaren. Das sei das erste Anzeichen von Wahnsinn, hatte ihn einst seine Mutter gewarnt. Nicht die Haare, das Suchen danach.
    Jetzt wurde es ein Wettlauf mit der Zeit. Bei ihren nächtlichen Debatten auf seinem Bauch waren sich seine Hände sehr wohl bewußt, wie kritisch Charlies Geistesverfassung geworden war. Es konnte sich nur noch um Tage handeln, bis seine herumjagende Einbildungskraft auf die Wahrheit stieß.
    Was war also zu tun? Eine frühzeitige Abtrennung riskieren, mit allen möglichen Konsequenzen – oder Charlies Labilität ihren eigenen, unvorhersagbaren Lauf lassen, mit der Eventualität, daß er auf seinem Weg in den Wahnsinn das Komplott aufdeckte? Die Debatten wurden hitziger. Die Linke war, wie immer, vorsichtig: »Was is’, wenn wir uns getäuscht haben«, polterte sie heraus, »und es nach dem Leib kein Leben gibt?«

    »Dann werden wir’s nie erfahren«, sagte die Rechte.
    Einen Moment lang dachte die Linke über das Problem nach.
    Dann: »Wie machen wir’s, wenn die Zeit gekommen ist?«
    Es war eine leidige Frage, von der die Linke wußte, daß sie dem Führer mehr als jede andere Sorgen bereitete. »Wie?«
    fragte sie abermals, ihren Vorteil nutzend. »Wie? Wie?«
    »Wir finden schon eine Lösung«, antwortete dann die Rechte.
    »Vorausgesetzt, daß es ein sauberer Schnitt ist.«
    »Angenommen, er wehrt sich?«
    »Ein Mann wehrt sich mit den Händen. Seine Hände werden sich im Aufstand gegen ihn befinden.«
    »Und welche von uns beiden wird es sein?«
    »Mich gebraucht er am wirkungsvollsten«, antwortete die Rechte dann, »also muß ich die Waffe führen. Du wirst gehen.«
    Die Linke schwieg dann eine Weile. Sie waren nie voneinander getrennt gewesen, all diese Jahre. Es war kein angenehmer Gedanke.
    »Später kannst du zurückkommen und mich holen«, sagte die Rechte dann.
    »Das werd’ ich.«
    »Das mußt du. Ich bin der Messias. Ohne mich gibt es weder Weg noch Ziel. Du mußt eine Armee aufstellen und mich dann holen kommen.«
    »Bis ans Ende der Welt, wenn’s sein muß.«
    »Keine Sentimentalitäten.«
    Sie umarmten sich dann wie lang verschollene Brüder und schworen sich ewige Treue. Ach, solch hektische Nächte, voll des Hochgefühls geplanter Rebellion. Selbst tagsüber, wo sie geschworen hatten, auseinander zu bleiben, war es manchmal unmöglich, nicht in einem müßigen Augenblick zusammenzukriechen und sich gegenseitig anzutippen. Um zu sagen:
    Bald, bald,
    zu sagen:
    Heut nacht wieder: ich treff dich auf seinem Bauch, zu sagen:
    Wie das wohl sein wird, wenn die

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