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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Männerkörper, der sich auf
sie wälzte.
    Sie winkelte den linken Unterarm an und ballte eine Faust. Noch
immer benommen, aber nichtsdestotrotz entschlossen nahm sie all ihre Kräfte
zusammen und rammte den angewinkelten Ellenbogen in den Körper des auf ihr
liegenden Mannes. Sie spürte etwas Weiches, Nachgiebiges, dann hörte sie einen
markerschütternden Schrei, und der übel riechende Mann ließ von ihr ab und
rollte aufs Bett zurück.
    Doch die Freiheit war nur von kurzer Dauer. Im nächsten Moment wurde
sie am Arm gepackt und brutal auf den Rücken geworfen. Der große, schwarze Kerl
stand über ihr und hatte ein Messer in der Hand. Mit einer Bewegung riss er ihr
den Bademantel bis zu den Hüften auf und kniete sich auf sie. Sie konnte sich
keinen Millimeter mehr rühren. »Nein«, schrie sie verzweifelt ein letztes Mal.
Dann drückte ihr Nikolai ein Kissen auf das Gesicht und hob das Messer.
    *
    Haderlein brauchte nur eine Schrecksekunde, um zu begreifen, dass er
schnell handeln musste. Suchend fuhr seine Hand an seinem Körper umher.
Verdammt, seine Dienstwaffe lag hundert Meter entfernt in seinem Fiat. Wenn er
sie erst noch holen würde, wäre es vielleicht schon zu spät.
    Aber wie sollte er ins Haus kommen? Ohne zu zögern, hob er den
Blumenkasten aus Eternit samt Geranien aus dem Tragegestell und stieß ihn mit
voller Wucht gegen das Fenster. Mit lautem Splittern brachen die Holzsprossen,
und der Blumenkasten flog gegen den Tisch vor dem orangefarbenen Sofa. Ein Glas
zerbrach, und Rotwein spritzte quer durch den Raum.
    »Aufmachen, Polizei!«, brüllte Haderlein durch das Fenster, während
er das restliche Fensterglas mit einer abgebrochenen Sprosse wegschlug. Dann
stieg er in die verwüstete Wohnung und griff sich eine Tonvase, um wenigstens
etwas Waffenähnliches bei sich zu haben. Im Zimmer war es ruhig, doch wie von
ferne konnte er ein leises Wimmern hören. Er spähte um die Ecke.
    »Kriminalpolizei, kommen Sie mit erhobenen Händen heraus, sonst
mache ich von meiner Waffe Gebrauch!«, rief er.
    Nichts geschah, nur der Vorhang am Fenster flatterte im Luftzug.
    Haderlein wusste, was das bedeutete. Irgendwo stand noch ein anderes
Fenster offen. Er rannte in das Zimmer, aus dem das Wimmern kam.
    Manuela Rast lag mit entblößtem Oberkörper auf ihrem
blutverschmierten Bett und hustete. Erleichtert registrierte Haderlein, dass
sie lebte. Und er hatte recht gehabt, das zweiflüglige Schlafzimmerfenster war
weit geöffnet. Er deckte Manuela Rast zu, so gut es ging, und schaute dann
vorsichtig nach draußen. Doch in der Dämmerung konnte er nichts Auffälliges
erkennen.
    Plötzlich hörte er von der anderen Straßenseite kommend
Riemenschneiders verstörtes Quieken. Ohne die Vase loszulassen, flankte er mit
einem Satz aus dem Schlafzimmerfenster, sprintete zur Straße und sah gerade
noch, wie ein schwarzer VW Tiguan
davonbrauste. Hinter den abgedunkelten Scheiben konnte er schemenhaft zwei
Männer ausmachen. Voller Wut schleuderte er die Vase hinterher. Sie
zertrümmerte das rechte Rücklicht des Tiguans, konnte ihn aber nicht aufhalten.
Quietschend bog das Auto um die Ecke den Kaulberg hinauf, wo Haderlein heute
eigentlich nur noch ein Bier hatte trinken wollen.
    Riemenschneider kam grunzend auf ihn zugehumpelt. Obwohl sie
Blutspuren auf ihrem Rücken hatte, schien sie unverletzt. Offensichtlich war
einer der flüchtenden Männer über sie gestolpert. Haderlein nahm sein Ferkel an
sich und kletterte mit ihm zusammen durch das Schlafzimmerfenster zurück zu
Manuela Rast.
    Die Frau saß mittlerweile zitternd auf der Bettkante. Mit der einen
Hand hielt sie sich die brennende Gesichtshälfte, mit der anderen krampfhaft
das zerrissene Oberteil ihres Bademantels vor sich, um notdürftig ihren
Oberkörper zu bedecken.
    Als Franz Haderlein sich neben sie setzte und sie in den Arm nahm,
brach sie schluchzend zusammen.
    *
    Clemens Martin hatte sich mit den Mitgliedern der CADAS an einen der langen Tische im
Speisesaal gesetzt. Verstohlen sahen sie sich um, ob vielleicht einer der
Lehrkräfte sie beobachtete. Womöglich hatte der Regens persönlich vor, sie in
Anwesenheit des versammelten Ottonianums zu maßregeln, was richtigen Ärger
bedeuten konnte. Aber nichts wies darauf hin.
    »Also, was ist jetzt mit euch los?«, flüsterte Pankraz Peulendorfer.
»Warum schaut ihr alle so, als müsstet ihr gleich aufs Schafott?« Auch seine
beiden Lakaien spitzten die Ohren.
    »Die CADAS ist
aufgeflogen«, erklärte ihm

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