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PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

Titel: PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Prolog
    Das Puppenspiel
     
    Sehr groß und weit ist das Universum und vorwiegend schrecklich leer, aber auch voll der Wunder.
    Ich habe Tage benötigt, um diesen Satz auszuformulieren. Stundenlang habe ich allein über den ersten Beistrich gebrütet. Idiotisch, da niemand außer mir dieses Diarium jemals lesen wird. Nur für mich verfasse ich es, es darf auf keinen Fall in fremde Hände geraten. Besser wäre, alles sofort wieder zu löschen, Wort für Wort, Buchstabe für Buchstabe; noch besser freilich, es gar nicht erst zu schreiben. Weder das eine noch das andere brächte ich übers Herz. Denn das Diarium stellt mein einziges Gegenüber dar, meine einzige Stütze, meinen einzigen Trost seit Jahrhunderten. Ich war und bin umtriebig, gesellig, selten allein, doch immer einsam. Keiner und keinem kann ich mich anvertrauen, egal, wie nah wir uns stehen; niemandem kann ich beichten, niemand um Vergebung bitten außer mich selbst.
    Sehr groß und weit ist das Universum und vorwiegend schrecklich. Leer, aber auch voll der Wunder: Winzige Eilande treiben, zitternd wie Seifenblasen, in der kalten Unendlichkeit. Dünn gesät, von enormen Distanzen getrennt, ohne nennenswerten Schutz den kosmischen Gewalten preisgegeben, trotzen sie gleichwohl, hoffnungslos optimistisch, Tag für Tag aufs Neue der tödlichen Ödnis des Alls. Verstreute Oasen, Asyle, Hospize, Refugien, Eremitagen, Lebenserhaltungssysteme... Ihre Bewohner wissen wenig bis gar nichts voneinander. Ebenso ignorant egozentrisch missachten sie die Gefahr, die doch alle zusammen bedroht. Sie verstehen nicht, die Zeichen zu erkennen, geschweige denn, sie zu deuten. Ich hingegen darf mich ihnen nicht offenbaren, will ich sie, und alle ihresgleichen - die gesamte Menschheit! -, retten vor der Auslöschung.
    Oft ist es schwer, und Schwermut erfasst mich. Manchmal drohe ich an meinem Wissen zu ersticken, fürchte zu zerplatzen unter dem Druck der Verantwortung. Da ich nicht schreien darf, schreibe ich.
    Sonst wäre die Last, das Joch längst untragbar geworden, unerträglich sogar für mich, einen Unsterblichen.
    Ach, nicht zu altern: welch Gabe, welch Gnade, welch Fluch! Meine wertvollste Verbündete, die Zeit, ist zugleich mein schlimmster Feind. Viele Generationen sah ich kommen, reifen und vergehen, Zwergenreiche wie riesige Imperien. Ich aber blieb, hielt mich gerade, auf Kurs, im Zaum. Immer. Schrie nicht, sondern schrieb. Schrieb. Schrieb, und beharrte. Geduldig, gemessen, gefasst. Schnürte mich selbst ins Korsett stählerner Disziplin. Arbeitete leise, kleinweise, am großen Werk. So unauffällig wie möglich, ohne jemals ganz hervorzutreten, baute ich auf, fädelte ein, stellte die Weichen. Nun ist es beinah vollbracht, die Saat kurz davor aufzugehen; bald, schon bald werde ich ernten. Ich sollte frohlocken. Doch ich, der ich kaum Schlaf benötige, fühle mich zu müde dazu.
    Grund zur Freude bestünde durchaus. Bislang verlief alles wunderbar nach Plan. Regelrecht unkompliziert. Eine Schlüsselfigur in meinem Spiel, Perry Rhodan, als Terranischer Resident einer der mächtigsten Männer dieser Ära, befand sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die NETHACK ACHTON wurde entdeckt, durch einen »Zufall« mit äußerst geringer statistischer Wahrscheinlichkeit. Bald darauf stieß Rhodan, ganz wie ich es erwartet hatte, auch auf die Überreste der LEMCHA OVIR. Und wegen des mysteriösen, aus dem Wrack geflohenen Haluters bat er seinen langjährigen Mitstreiter Icho Tolot um Unterstützung. Somit ist die Bühne bereitet, haben alle wesentlichen Personen ihre Plätze eingenommen.
    Ich selbst verfolge die Ereignisse aus nächster Nähe. Eines gewissen Schauders kann ich mich nicht erwehren, während ich beobachte, wie die Beteiligten agieren. Im Glauben, frei, autark und souverän ihre Entscheidungen zu treffen, vollziehen sie doch haargenau, was ich vorab schon wusste. Strotzend vor Selbstbewusstsein und Eigensinn gleichen sie dennoch Marionetten. Dass ich nur einen Teil der Fäden in Händen halte und bloß sporadisch gegensteuernd einzugreifen brauche, macht das Ganze noch um vieles unheimlicher für mich. Oft blinzle ich, um mich zu versichern, dass ich nicht träume. Auch habe ich zuweilen Anfälle, in denen ich für Sekundenbruchteile vermeine, den Bodens unter den
    Füßen zu verlieren. Fühle ich mich körper- und schwerelos, leicht-und scharfsinnig, durch- und hellsichtig. Als erlebte ich ein tagelang währendes Deja-vu, eine sich selbst erfüllende

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