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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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noch einmal zu sagen. Nicht Arno von der Leyen, sondern den anderen. Den, der Stich zum Lachen gebracht hatte.
    Und dann war dieser Name ganz von selbst wieder da!
    Bryan Underwood Scott.
    Ohne jede Vorwarnung schlug Gerhart den Alten so heftig mit dem Pistolenschaft, dass er vom Stuhl fiel. Gerhart setzte sich und versuchte, die Stuckrosetten zu zählen. Mit jedem Versuch kehrte der Name deutlicher zurück. Schließlich senkte er den Blick und dachte eine Weile nach. Dann ging er in die Küche und zog mehrere Schubladen auf. Als er gefunden hatte, was er suchte, löschte er das Licht und marschierte in die hinterste Ecke des Flurs. Dort öffnete er einen schmalen Schrank. Jetzt formte er aus dem Stanniolpapier, das er gerade aus der Küche geholt hatte, eine große Kugel.
    Er schraubte eine Sicherung aus dem Kasten, dachte kurz nach und schaltete die Hauptsicherung aus und wieder ein, nachdem er den Stanniolball dort hineingequetscht hatte, wo vorher die Sicherung gesteckt hatte.
    Der Alte lag noch immer am Boden, als Gerhart einen Wandschalter aus Bakelit betätigte. Er wusste, dass die Sekretärlampe damit von der Stromzufuhr abgeschnitten war. Anschließend packte er die Fassung der Lampe und riss das Kabel heraus. Die Drahtenden ragten ein gutes Stück über diePlastikummantelung des Kabels hinaus. Danach trennte er die unisolierten Drähte voneinander.
    Der alte Mann stöhnte leise, als er wieder auf den Stuhl gesetzt wurde. Sie sahen einander sehr lange in die Augen. Stichs Augen waren genauso rot wie damals im Lazarett, als er sie unter der Dusche weit aufgerissen hatte.
    Angst spiegelte sich nicht in ihnen.
    Peter Stich starrte unverwandt auf die Pistole, dann auf das Kabel, das Gerhart ihm entgegenstreckte. Er schüttelte den Kopf und sah zur Seite. Nach zwei weiteren Schlägen gegen die Brust war er zu schwach, um noch protestieren zu können. Gerhart drückte ihm je einen Draht in die beiden Hände. Die Haut der Handflächen war ganz weich. Dann betätigte er mit der Schuhspitze den Bakelitschalter an der Wand, in dem es daraufhin leise knisterte. Beim ersten Stromstoß ließ Stich die Drähte fallen. Gerhart legte den Schalter wieder um, steckte die Drähte zurück in Stichs Fäuste und wiederholte den Vorgang. Nach dem fünften Mal fing der Alte an zu röcheln und fiel schließlich bewusstlos vom Stuhl.
    Der Gürtel hatte kaum Spuren an seinen Handgelenken hinterlassen. Gerhart Peuckert löste ihn vorsichtig und band ihn dem Alten wieder um den Bauch.
    Von Andrea waren nur Schuhe und Fußgelenke zu sehen, der Rest war unter dem Vorhang vergraben. Sie gab noch immer keinen Laut von sich, als Gerhart sie bei den Füßen packte und zu ihrem Mann schleifte. Gerhart verschränkte die Finger der beiden miteinander und legte die Eheleute so hin, dass sie einander ansahen. Als hätten sie sich gemeinsam zur Ruhe gebettet.
    Der Speichel auf Stichs Wangen war schon fast trocken, als Gerhart den Mund des Alten öffnete und ihm die Kabelenden hineinschob. Dann strich er Andrea behutsam über Handrücken und Wange. Ein letztes Mal betrachtete er ihr ausdrucksloses Gesicht, dann legte er den Schalter wieder um. Imselben Moment, als der Stromstoß sie erreichte, riss Andrea entsetzt die Augen auf. Durch die Muskelkrämpfe umklammerte sie die Hände ihres Mannes nur noch fester. Stichs Armbanduhr verursachte ein metallisches Klacken, als die Hand des Alten zu Boden glitt. Die Zeiger bewegten sich standhaft weiter. Es war genau sieben Uhr.
    Gerhart hängte den Vorhang wieder auf. Einen Moment lang stand er reglos da und betrachtete die Topfpflanzen, die auf dem Boden lagen. Dann fegte er die lose Erde unter den Teppich und stellte die Töpfe zurück auf die Fensterbank. Schließlich ging er in den Flur, entfernte die Stanniolkugel aus dem Verteilerkasten und schraubte die Sicherung wieder an ihren Platz. Kaum schaltete er die Hauptsicherung ein, brannte die neu eingesetzte Sicherung mit einem Knall durch.
     
    Erst als er im dunklen Wohnzimmer saß und es ganz still um ihn war, fing er an zu weinen. Viel zu viele Worte, viel zu viele Bilder waren auf ihn eingeprasselt. Er hatte sich selbst so sehr gehen lassen, dass ihn das, was soeben geschehen war, fast lähmte. Seine Gedanken begannen gerade wieder, sich in atemberaubender Geschwindigkeit im Kreise zu drehen, da klingelte das Telefon.
    Gerhart nahm ab. Es war Kröner.
    »Ja«, räusperte er sich in den Hörer.
    »Ich habe deinen Zettel gefunden, Peter. Du brauchst

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