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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Respekt, auch nicht viel anders verlief als jene, die Conway und Murchison schon auf dem Ambulanzschiff durchgeführt hatten – eine vorsichtige Überprüfung der Lebenszeichen, doch natürlich konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand sicher sein, was ein normaler Puls war und was nicht, und das gleiche traf für Blutdruck und Herzfrequenz des DBPK zu –, gefolgt von intensivem und detailliertem Röntgen und einem vorsichtigen Tasten nach möglichen inneren Verletzungen oder Deformationen. Während er arbeitete, beschrieb Thornnastor immer sehr ausführlich, was er gerade tat, sah oder fühlte, Ausführungen für die vielen Mediziner, die die Untersuchung über den Ausbildungskanal mitverfolgten. Gelegentlich hielt er inne und stellte Murchison oder Conway Fragen, die den physischen Zustand des Patienten bei der Bergung anbelangten, sowie nach Fingerzeigen, die vielleicht hilfreich sein konnten.
    Thornnastor hatte seinen unangefochteten Rang in extraterrestrischer Pathologie erreicht, indem er Fragen gestellt und die Antworten verarbeitet, nicht indem er sich selbstgefällig nur auf sich selbst verlassen hatte.
    Endlich hatte Thornnastor seine Untersuchungen abgeschlossen.
    Er richtete seinen massigen Körper zu voller Größe auf, die knöcherne Halbkugel, die sein Gehirn enthielt, wurde fast vollständig von seinen breiten, massiven Schulterblättern verborgen. Seine vier extensiblen Augen betrachteten gleichzeitig den Patienten, die umstehenden Ärzte und den Schirm, über den die Rhabwar und die anderen nichtpräsenten Zuschauer den Geschehnissen folgten. Dann begann er zu sprechen.
    Die ernstesten Verletzungen hatte er in den Lungen des Patienten festgestellt, wo Dekompressionseffekte das Gewebe teilweise zerrissen und weitverzweigte Blutungen verursacht hatten. Thornnastor wollte diese Situation bereinigen durch Entfernen der unerwünschten Flüssigkeit mittels eines kleineren chirurgischen Eingriffs über die pleurale Höhlung in den Brust- und Lungenraum und dabei die Atmung des Patienten durch eine Beatmung mit reinem Sauerstoff unterstützen. Es stand wohl ein weitgefächertes Angebot geweberegenerativer Medikamente für warmblütige Sauerstoffatmer zur Verfügung, doch die Tests, die man an den DBPK-Leichen vornehmen würde, um ein harmloses Mittel zu finden, waren aufwendig und ermüdend und würden mindestens zwei Tage in Anspruch nehmen; innerhalb dieser Zeit würde aber auch ein sicheres Anaesthetikum bereitstehen. Ohne einen sofortigen chirurgischen Eingriff konnte der Patient nur noch wenige Stunden überleben. Keine der durchzuführenden Prozeduren war gefährlich, die Schmerzen waren gering. Zudem war, wie Prilicla berichtete, der Patient in einem Zustand viel zu tiefer Bewußtlosigkeit, um die Schmerzen überhaupt wahrnehmen zu können, daher wollte Thornnastor, mit der Assistenz eines melfanischen Chefarztes sowie einer kelgianischen Krankenschwester, unverzüglich operieren.
    Betrachtete man den Zustand des Patienten, hielt Conway das ebenfalls für die vernünftigste Entscheidung. Er fühlte sich verärgert, daß die Operation nicht mit seiner Assistenz durchgeführt wurde, denn schließlich hatte er ja die größte Erfahrung mit der DBPK-Lebensform. Doch dann erfuhr er aus den respektvollen geflüsterten Bemerkungen der anderen Zuschauer, wer der melfanische Chefarzt war. Es handelte sich um Edanelt, einen der besten extraterrestrischen Chirurgen des Hospitals, ein permanenter Träger von vier Ausbildungs-Bändern, ein Wesen, das inoffiziellen Aussagen zufolge schon bald in den Status eines Diagnostikers erhoben werden würde. Wenn ein Chirurg wie Edanelt schon assistierte, dann sollte Conway eigentlich auch in der Lage sein zuzusehen, ohne zuviel Ärger abzustrahlen.
    Trotz der vielen hundert Operationen, bei denen er schon zugesehen hatte, verwunderte es Conway immer wieder, wie solche monströsen und physisch plumpen Wesen wie die Tralthaner die besten Chirurgen der Föderation hervorbringen konnten. Der Patient hatte keine Ahnung von seinem Glück, denn man sagte, keine Lebensform, und sei sie noch so schwer verletzt gewesen, sei jemals verloren worden, wenn sie unter Thornnastors Hände kam. Ein solcher Verlust sei unmöglich, sollte Thornnastor einmal gesagt haben, da diese Möglichkeit nicht in seinem Anstellungsvertrag stehe.
    „Das Bewußtsein kehrt zurück“, verkündete Prilicla plötzlich, kaum zehn Minuten nach Beendigung der Operation. „Es kehrt sogar sehr schnell

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