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Das Atmen der Bestie (German Edition)

Das Atmen der Bestie (German Edition)

Titel: Das Atmen der Bestie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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Geräusch, dieses Atmen, konnte einem eine eisige Gänsehaut verursachen. Es war das Atmen von jemandem, der niemals wieder aufwacht. Es hatte mehr mit dem Tod als mit dem Leben zu tun, und es ging immer weiter, lauter und lauter, bis wir unsere Ohren nicht mehr spitzen mussten, sondern einfach nur dasaßen und uns gegenseitig in Schrecken und Angst ansahen.
    Es ließ sich unmöglich bestimmen, woher das Atmen kam. Es kam von überall. Ich sah mir sogar die Wände an, um ganz sicher zu sein, dass sie sich nicht bei jedem Atemzug bewegten. Wallis hatte recht. Das Haus atmete und es war nicht tot, wie wir zuerst geglaubt hatten, nein, es schlief.
    Ich flüsterte: »Dan, Dan!«
    »Was ist los?«
    »Sprich zu ihm, Dan, wie du es vorhin gesagt hast. Frage, was es will!«
    Dan leckte über seine Lippen. Überall um uns herum atmete es weiter, langsam und schwer. Einige Male glaubte ich, dass es aufhört, dann jedoch kam wieder ein tiefer Atemzug und noch einer, als ob es so schon mehr als hundert Jahre geatmet hätte und vermutlich immer so weiteratmen wird.
    Dan hustete. »Ich kann nicht.« Seine Stimme klang rau. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Wallis selbst saß nur da, verkrampft und ruhig, zum ersten Mal an diesem Abend, seinen Whisky noch unberührt in der Hand.
    Langsam, vorsichtig stand ich auf. Das Atmen veränderte sich nicht. Es war jetzt so laut, als läge ich dicht neben jemandem im Bett, der mir in der Dunkelheit sein Gesicht zugewandt hatte.
    »Wer ist da?«, fragte ich.
    Es kam keine Antwort. Das Atmen ging weiter.
    »Wer ist da?«, fragte ich, jetzt viel lauter. »Was willst du? Sage uns, was du willst, und wir werden dir helfen!«
    Das Atmen ging weiter, obwohl ich irgendwie meinte, dass es schroffer wurde. Es war jetzt auch schneller.
    »Mach es nicht, um Himmels willen!«, bat Dan.
    Ich ignorierte ihn und ging in die Mitte des Raumes. Laut rief ich: »Wer immer hier auch atmet, höre mir zu! Wir möchten dir helfen! Sage uns, was wir für dich tun können, und wir werden dir helfen! Gib uns ein Zeichen! Zeige uns, dass du uns bemerkst!«
    Seymour Wallis sagte: »Bitte, ich glaube, das ist gefährlich. Lassen Sie uns einfach nur zuhören … Lassen wir es in Frieden.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie können wir das? Dan glaubt an Geister und Sie sagen, dass es Ihnen Angst macht. Also, auch ich höre es, und wenn ich es hören kann, dann muss da irgendetwas sein, denn ich glaube nicht an Geister und bin auch nicht sonderlich verängstigt.«
    Das Atmen wurde immer schneller. Es war immer noch das Atmen eines Schlafenden, aber eines Schlafenden, der träumt, oder eines Schlafenden, den Albträume quälen.
    Wallis stand auf, sein Gesicht war verzerrt und blass. »Mein Gott, so laut ist es noch nie gewesen. Bitte, sagen Sie nichts mehr. Lassen Sie es in Ruhe, dann geht es wieder fort.«
    »Wer auch immer hier atmet!«, rief ich heiser. »Wer immer auch da ist! Hör zu! Wir können dir helfen! Wir können dir helfen, dieses Haus zu verlassen!«
    Das Atmen raste jetzt nahezu, keuchte, winselte. Seymour Wallis hielt sich vor Grausen die Ohren zu und Dan saß erstarrt auf seinem Stuhl, das Gesicht völlig blutleer. Bisher hatte ich keine Angst gehabt – aber das hier war Wahnsinn. Das war einfach eine Schauerfantasie.
    Das Atmen steigerte sich mehr und mehr, als arbeite es sich auf einen Höhepunkt zu, den Gipfel einer grotesken Anstrengung. Jetzt war es das keuchende Atmen eines Läufers, der zu weit und zu schnell läuft, das Atmen eines Tieres in Panik. Und dann krachte es plötzlich, dass ich die Augen zukniff, und Dan Machin wurde runter von seinem Stuhl gerissen und durch den halben Raum geschleudert. Seymour Wallis kreischte wie eine Frau und fiel auf die Knie. Ich hörte irgendwo im Haus Glas klirren und Gegenstände prasselten und krachten zu Boden. Dann war es still.
    Ich öffnete die Augen. Wallis hockte auf dem Boden, erschüttert, aber unverletzt. Doch um Dan machte ich mir Sorgen; er lag auf dem Rücken und bewegte sich nicht, sein Gesicht war unheimlich bleich.
    Ich hob den Stuhl auf, kniete neben ihm nieder und tätschelte seine Wange. »Dan? Bist du in Ordnung? Dan! «
    »Vielleicht rufe ich besser einen Krankenwagen«, bot Wallis an.
    Mit einem Daumen schob ich eines von Dans Augenlidern in die Höhe. Der Augapfel zuckte, also lebte er noch, aber er musste eine sehr starke Gehirnerschütterung oder einen Schock erlitten haben – solche Sachen hatte ich in der Army

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