Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
erkrankte Ran Borune schwer, obgleich auch die tüchtigsten Agenten von Rhodar im Palast von Tol Honeth nicht das genaue Wesen seiner Krankheit herauszufinden vermochten. Erstaunlicherweise ist dem alten Fuchs noch genügend Grips geblieben, um einzusehen, daß er die alltäglichen Regierungsgeschäfte nicht mehr wahrnehmen kann. Er hat General Varana zum Kaiserlichen Regenten ernannt, und er selbst befaßt sich nur noch mit den wichtigsten Angelegenheiten. Varanas Teilnahme an der Schlacht von Thull Mardu hat ihn in Tolnedra zu so etwas wie einem Nationalhelden gemacht, so daß der Kaiser keinen Besseren hätte aussuchen können. Diesen Sommer reiste ich zum Treffen des Alornischen Rats nach Riva. Da Torak tot ist, besaß unsere Zusammenkunft nicht die Dringlichkeit, die unsere vorherigen Sitzungen ausgezeichnet hatte, und die ganze Sache glich eher einem zwanglosen Beisammensein als einem Kriegsrat. Wie seltsam es ist, wieder nach Riva zu kommen, nachdem wir endlich Frieden haben! Belgarion scheint zu reifen und, wie es aussieht, langsam in seine Krone hineinzuwachsen. Ich mag diesen jungen Mann. Hätte ich einen Sohn, ich würde mir ihn genauso wünschen. Wenn Islena nicht diese krankhafte Angst vor dem Kinderkriegen hätte, könnte ich vielleicht selbst so einen Sohn haben. Wir zogen den jungen König alle freundlich damit auf, daß er bislang noch keinen Sohn zustande gebracht hätte, und unsere Scherze brachten ihn, glaube ich, etwas aus der Fassung. Er ist vielleicht ein bißchen überempfindlich, was Witze auf seine Kosten anbelangt, aber mit der Zeit wird er schon ein dickeres Fell bekommen. Belgarath, der natürlich zu spät kam, war ganz der Alte, unwandelbar wie Urgestein, aber mit Rhodar scheint es bergab zu gehen. Er leidet an Kurzatmigkeit und ist wassersüchtig geworden. Treppen schafft er nicht mehr, aber sein Verstand ist wach wie eh und je. Während unseres Aufenthalts in Riva traf ein Bote aus Arendien ein, um Belgarion zu informieren, daß sein Freund Lelldorin und seine mimbratische Braut gerade ihr erstes Kind bekommen hätten, ein Mädchen. Bei der darauffolgenden Feier gelang es mir, diesen manchmal etwas zu ernsten jungen Monarchen sturzbetrunken zu machen. Willst du einen Mann wirklich kennenlernen, mußt du sehen, wie er sich benimmt, wenn er betrunken ist. Wenn du einmal eine Gallone guten Ales in Belgarion hereingekippt hast, wird er ein ganz anderer Bursche. Er singt jedoch schauderhaft. Am nächsten Morgen litt er wirklich erbarmungswürdig. Der Junge braucht offensichtlich Übung. Das Trinken in Gesellschaft ist ein wichtiger Bestandteil im Repertoire eines Herrschers.
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Es hat mich zu Beginn dieses Jahres sehr betrübt, vom Tod meines Freundes Rhodar von Drasnien zu erfahren. Wir waren brüderliche alornische Könige, Kameraden auf dem Schlachtfeld und enge persönliche Freunde. Seine weltkluge Weisheit, seine immerwährende gute Laune und seine wahre Tapferkeit machten ihn zu einem Felsen in der Brandung, auf den wir uns in unruhigen Zeiten immer verlassen konnten. Sein Tod hat eine große Lücke gerissen, die ich schmerzlich spüre. Porenn hat die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn übernommen. Es bereitet mir Sorge, weil Porenn für meine Begriffe ein wenig zu sehr ein Geschöpf des drasnischen Geheimdienstes ist. Inzwischen haben wir erfahren, daß 'Zakath sich nach Norden zurückzieht, nachdem dt Rak er die Sta Hagga aufgegeben hat. Offenbar beabsichtigt er, in Rak Cthan in der Nähe des Äquators zu überwintern. Um seine Probleme zu verschlimmern, kursieren Gerüchte, in Mallorea sei ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Es scheint starke separatistische Bewegungen in den Sieben Königreichen von Karanda im nördlichen und östlichen Zentralmallorea zu geben. Sollte ihn das dazu zwingen, nach Hause zurückzukehren, um seine angeschlagene Position wieder zu festigen, würde das meiner Meinung nach das Ende seiner Abenteuer auf diesem Kontinent bedeuten. Zu Beginn des Sommers stattete ich Fulrach einen Besuch ab, um mich mit ihm hinsichtlich der Ereignisse in Drasnien und im südlichen Cthol Murgos auszutauschen. Sendarien kommt, was seine Lage angeht, eine herausragend strategische und logistische Bedeutung in den alornischen Königreichen zu, so daß herzliche Beziehungen zwischen Fulrach und mir lebensnotwendig sind. In Sendarien war jedoch eine Epidemie von Schweinepest ausgebrochen, und ich mußte feststellen, daß Fulrach völlig mit diesem Problem beschäftigt
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