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Das Auge des Kriegers

Das Auge des Kriegers

Titel: Das Auge des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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nur, wie auch Seelenwind ruhig wurde, als wäre die Klinge von dem Schlag ebenso betäubt wie sein Geist. Als er über den Rand der Bordwand glitt, sah er undeutlich Oghden in das Wasser zurücksinken und unter einem Hagel von tödlichen Hieben untergehen.
    »Dilvoog«, stöhnte er verzweifelt.
    Dann wußte er nichts mehr.

4.
    Als Nottr erwachte, spürte er undeutlich das Schwanken des Schiffes. Er fühlte keinen Schmerz, aber diese Betäubung war wohl noch nicht ganz von ihm gewichen, denn die Umwelt war undeutlich. Die Geräusche drangen wie aus großer Entfernung zu ihm, und als er die Augen öffnete, vermochte er nur helle und dunkle Flecken zu sehen, aber nichts, das er erkennen konnte.
    Plötzlich vernahm er seine eigene Stimme. Er spürte, daß sein Mund sich bewegte. Aber er war es nicht, der sprach! Das war das einzige, das er in diesem Augenblick klar erkannte.
    Jemand sprach mit seiner Stimme.
    Jemand… etwas… sprach aus ihm!
    Panik befiel ihn. Er war besessen! Die Finsternis hatte schließlich doch über ihn triumphiert!
    Das beklemmende Gefühl, eingeschlossen zu sein, befiel ihn – im eigenen Körper ein Gefangener! Er hatte es sich oft vorgestellt, wie es sein mußte, besessen zu sein.
    Er verstand nicht, was seine Stimme sagte. Sie war genauso undeutlich wie die Eindrücke seiner übrigen Sinne.
    In seinem Entsetzen kämpfte Nottr gegen die Mauern an, die seinen Verstand umgaben. Aber seine Gedanken flossen so langsam, und jeder Gedanke war so schwer zu begreifen.
    Voll Grauen kroch er tiefer in das Gestrüpp seines Verstandes, so wie ein verwundetes Tier sich im Unterholz verkriechen mochte. Dort, in den vertrauten Erinnerungen, fühlte er sich geborgen. Von dort würden sie ihn nicht vertreiben. In diesen tiefen Korridoren seiner Seele würde ihn niemand finden.
    Aber nach und nach schwand die Furcht, und er begann wieder hervorzukriechen. Er war immer noch ein Krieger.
    Wer auch von seinem Körper Besitz ergriffen hatte, würde um seine Herrschaft mit ihm kämpfen müssen.
    Mit einer gewaltigen Anstrengung schnellte er aus den Tiefen seines Verstands hervor…
    Und prallte gegen die Mauern.
    Sie waren kalt – eiskalt. Aber sie waren nicht unnachgiebig.
    Und plötzlich vernahm er Worte.
    Verzeih, Freund. Ich mußte springen. Und du warst am nächsten, und nicht bei Sinnen…
    Es währte einen Augenblick, bis ihm bewußt wurde, daß es keine gesprochenen Worte waren, sondern Gedanken, die zu ihm drangen.
    Dilvoog? Seine Frage tastete nach der eisigen Mauer. Sie war verschwunden.
    Ja. Ich bin es. Hab keine Furcht. Indem ich dich wählte, konnte ich die Kontrolle behalten. Wir sind in Sicherheit.
    Wieviel Zeit ist vergangen? fragte Nottr und unterdrückte den Schauder, den ihm der Gedanke an Dilvoogs Anwesenheit in seinem Körper verursachte.
    Der Morgen bricht an. Wir haben die Verlorenen weit hinter uns gelassen und die Insel ein Stück umfahren. Dein Mitstreiter Horcan ist noch immer mit uns. Es ist ruhig und warm. Ich glaube allerdings, daß die Wärme von der Insel kommt.
    Oghden? fragte Nottr.
    Der Körper ist erschlagen. Sie waren zu viele. Ich konnte sie nicht aufhalten. Ich versuchte mich mit ihnen zu verbinden. Sie sind derselbe Stoff, aus dem auch ich bin. Zuerst wuchs meine Kraft, doch dann hatte ich das Gefühl, daß sie mich verschlangen, nicht ich sie! Und als ich mich losriß, verlor ich die Gewalt über sie, und sie entdeckten das bißchen Leben, das noch in Oghden war. Sie erschlugen ihn, und es blieb nur die Flucht.
    Du hast mein Leben gerettet, dachte Nottr, nimm dafür meines, solange es dir gefällt.
    Danke, Freund.
    Wenn du in ihren Geistern warst, hast du nicht erfahren, woher sie kommen?
    Nein, in ihren Köpfen war nichts… nur Leere und die Kraft. Aber sie spüren das Leben, wo immer es sich verkriechen mag, und müssen es töten. Nur dazu sind sie da.
    Nottr schauderte. Sie erinnern mich an die Krieger in Oannons Tempel. Und sie erinnern mich an Gianten.
    Ja. Sie sind ebenso schwer zu vernichten. Die Geister in deinem Schwert sind sehr stark.
    Nottr nickte innerlich. Wissen die anderen, daß du… bei mir bist?
    Nein. Sie betrauern meine Zerstörung.
    Werden wir es ihnen sagen?
    Wenn es dir wichtig genug erscheint.
    Weshalb können wir nicht beide zu gleicher Zeit und zu gleichen Teilen diesen Körper beherrschen? Du das rechte Auge, ich das linke, du den…
    Wir können, Freund, aber nicht so, wie du es dir denkst. Die Rechte muß immer wissen, was die Linke tut,

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