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Samstags, wenn Krieg ist

Samstags, wenn Krieg ist

Titel: Samstags, wenn Krieg ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wolf
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    Er hat lange genug im Dunkeln gestanden und zugesehen. Es wird Zeit, ins Licht zu treten.
    Die anderen werden schon unruhig, halten es hinterm Gartenzaun nicht länger aus. Sie wollen endlich ran ans Bier und ans kalte Buffet. Sie wollen ihre Musik auflegen. Den Rhythmus verändern. Sofort.
    „Schlimme Lieder. Böse Texte. Ja, so soll es sein“, summt er. Wie eine Tonbandspule, die sich immer wiederholt, kreist heute dieser Song von den Böhsen Onkelz in seinem Kopf.
    „Los!“ drängt Siggi. „Übernehmen wir die Fete.“
    Aber Wolf deutet an, dass sie noch warten sollen. Nur einen Moment. Er entscheidet, wann es losgeht.
    Er genießt die Vorfreude.
    Wie aufgeblasen diese Typen herumlaufen. Wie sie balzen. Sich wichtig tun.
    „Nach Ibiza kann man ja wirklich nicht mehr fahren. Diese überfüllten Strände.“
    „Wir haben das Haus jetzt renovieren lassen. Das alte Fachwerk ist geblieben. Aber Doppelglasscheiben. Fußbodenheizung.“
    Sie haben sich fein eingerichtet mit ihren dreizehn Monatsgehältern. Ihren Lebensversicherungen und Eigenheimen. Für Typen wie uns ist kein Platz in ihrer beschissenen Demokratie. Die Party läuft ohne uns. Aber wir sind da. Man kann uns nicht wegdiskutieren. Wir lassen uns nicht besoffenreden.
    Er weiß genau, was gleich passieren wird, wenn er aus dem Gebüsch kommt, über den Gartenzaun steigt und wie selbstverständlich auf das kalte Buffet zugeht. Wie ein geladener Gast.
    Sie werden zunächst so tun, als ob sie ihn nicht sähen. Das machen sie immer so. Das haben sie so gelernt, Probleme erst mal zu ignorieren. Vielleicht wird es ja nicht so schlimm werden. Vielleicht wird es bald vorüber sein, einen anderen treffen.
    Von denen steht keiner so einfach ein für seine Sache. Oh nein, Fäuste hoch und Mann gegen Mann, das kennen die nur aus Filmen.
    Sie werden ihm den Weg freimachen. Eine richtige Schneise wird sich im Garten bilden, bis zum Buffet. Er wird um sich herum immer mindestens zwei Meter Platz haben. Alle werden woandershin schauen. Er wird versuchen, ihnen in die Augen zu sehen. Es gelingt nur sehr selten. Bei den Frauen öfter als bei den Männern. Die Männer fürchten die Herausforderung zum Duell. Sie haben doch bisher in ihren Büros gelebt, als ob es so etwas nicht mehr gäbe.
    Manchmal, in den seltenen Momenten, wenn er Blickkontakt bekommt, dann genießt er ihr unterwürfiges Lächeln. Sie wollen ihn dazu bringen, zurückzulächeln. Ihn für sich einnehmen. Soll er sich doch ruhig ein paar Würstchen nehmen. Und bitte, hier noch vom Lachs oder den Räucherforellen.
    Sie wollen keinen Ärger, das ist alles. Ein paar Flaschen Bier. Bitte. Hauptsache, wir haben dann wieder unsere Ruhe und alles bleibt friedlich.
    Manchmal versucht ein ganz Mutiger, ihm ein Gespräch aufzudrängen, so in die Richtung: Ich habe ja Verständnis für die Jugend. Ganz vorurteilsfrei, versteht sich. Er sei früher nämlich auch ganz ausgeflippt herumgelaufen. Also, keine Glatze, ha, ha, ha. Eher schon das Gegenteil: lange Haare bis hierhin. Ja. Wirklich wahr. Sehe man ihm heute nicht mehr an. Joints habe er geraucht! Das sei natürlich zwanzig Jahre her.
    Er bietet Bier an und eine Zigarette und während Wolf schweigend zuhört und alles nimmt, kapiert der andere immer noch nicht: Es hat keinen Zweck. Wir sind nicht zu überzeugen. Nicht zu gewinnen. Wir werden dir alles wegnehmen, wenn du nicht kämpfst. Alles. Deine Party wird unsere Party. Deine Gäste werden gehen. Unsere kommen. Ich bin nicht allein. Siehst du. Da sind die anderen.
    Hast du noch mehr Bier im Haus? Aber klar. Wussten wir doch, dass du großzügig bist. Jetzt spielst du unsere Musik. Aber sicher, gerne. Du bist doch offen für alles Neue. Schade, dass so viele deiner Gäste gerade jetzt gehen müssen. Aber so ist das eben. Kaum wird’s gemütlich, hauen alle ab. Keine Angst. Wir bleiben.
    Bevor wir gehen, werden wir dir alles nehmen. Deine Ehre. Deine Illusionen. Und am Ende deine Frau.
    Ja, die Frauen gehören dem Sieger. Glaub es mir. Das ist auch bei den Tieren so. Der stärkste Löwe bekommt alle Weibchen.
    Ja, das ist tief drin in den Weibern. Die haben das im Blut. Tu nicht so, als ob du es nicht wüsstest. Du hast es immer gewusst. Du hast nur versucht, es zu vergessen.
    Und wenn wir dir alles genommen haben, dann kotzen wir in dein Wohnzimmer.
    Ach nein, da verabschiedet sich der Herr Ingenieur auch schon, und das nette Lehrerehepaar.
    Klar, ruf ruhig die Polizei. Die werden dir nicht helfen. Du hast

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