Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
glauben, he? Du hast mich heimtückisch überfallen und bestohlen. Und du hast gerade eben versucht, mich umzubringen! Irgendwie sieht das für mich nicht gerade wie der Beginn einer wundervollen Freundschaft aus!«
Der Kobold versuchte, sich von Adrians Griff loszureißen, doch der hielt ihn so fest, dass kein Entkommen möglich war. Als der Gnom merkte, dass er sich so nicht befreien konnte, fiel er wieder auf seine Knie und flehte und bettelte, »Bitte. Bitte. Tu mir nichts! Ich musste es tun. Ich hatte keine Wahl! Bitte. Bitte lass mich los. Bitte!«
»Wie jetzt - du hattest keine Wahl? Man hat immer eine Wahl!«, wunderte sich Adrian.
Der Kobold begann zu zittern und zu beben. Aber er antwortete nicht auf die Frage.
»Wer hat dich denn gezwungen, so hinterhältig zu sein?«, bohrte Adrian weiter, »Los, antworte mir!«
»Ich ... ich ... mich ... mir ...«, stotterte der Kobold und zitterte noch stärker als zuvor.
Adrians Blick schweifte zu seinem Zauberstab und dem Armband. Eigentlich brauchte er den Kobold nur zur Seite zu schubsen und zwei, drei Schritte zu gehen, dann hätte er seine Sachen zurück. Andererseits ging ihm aber auch das, was der Kobold gesagt hatte, noch durch den Kopf und etwas Mitleid keimte in ihm auf.
In diesem kurzen Moment der Unachtsamkeit rammte ihm der kleine Giftzwerg seinen Kopf mit einer derartigen Wucht in den Magen, dass Adrian selbst in die Knie ging und für einen Augenblick seinen Griff lockerte. Der Kobold nutzte das natürlich sofort, riss sich los, sprang wie eine Springmaus die wenigen Schritte bis zu Adrians Zauberstab und schnappte sich ihn und das Band des Mykerinos.
Das alles ging so schnell, dass Adrian völlig überrumpelt war und ihm nur fassungslos hinterherschaute. Der Stoß in die Magengegend war so unerwartet und heftig gewesen, dass ihm die Knie noch immer ganz weich waren und er das Gefühl hatte, als würde sich ihm der Magen gleich umdrehen.
»Haha. Hahaha! Ich hatte dich gewarnt! Leg dich niemals mit Chaw-Raw an! Das hast du nun davon. Hahaha.«
Böse lachend hüpfte der Kobold von einem Bein auf das andere und schnippte wieder mit den Fingern seiner freien Hand. Von überall her erhoben sich Steine und Geröllstücke vom Boden und stürzten sich wie ein Schwarm Mücken auf Adrian, der noch immer am Boden hockte und keine Möglichkeit hatte, sich irgendwohin in Sicherheit zu bringen.
Doch Adrian versuchte gar nicht erst zu fliehen. Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich und tatsächlich gelang es ihm, die Steine umzulenken, so dass sie in den Graben fielen, anstatt ihn unter sich zu begraben.
»Hahhhh!«, schrie der Kobold wütend auf, als er erkannte, dass Adrian seinen sicher geglaubten Angriff abgewehrt hatte und lief, so schnell er konnte zu der schmalen Brücke. Adrian, der das natürlich sofort bemerkte und bereits wieder auf den Beinen war, sprintete ihm hinterher, so gut es mit seinem verletzten Bein ging. Doch er realisierte gleich, dass er den Kobold wahrscheinlich nicht vor Erreichen der Brücke erwischen würde. Zu groß war dessen Vorsprung. Einen erneuten Treffer mit einem Stein vermochte der Wicht diesmal abwehren und auch ein versuchter Hechtsprung von Adrian auf den letzten Metern konnte nicht verhindern, dass der Kobold auf die Brücke entkam.
Im Nu war er ein paar Meter hinausgelaufen, als er das Zögern von Adrian bemerkte. Triumphierend über den Erfolg strecke er seine Faust in die Höhe, winkte provozierend mit dem Zauberstab und dem Armband und hüpfte los in Richtung des Turmes. Und Adrian konnte gar nichts dagegen tun.
»Hast du etwas von Adrian gehört?«, überfiel Camille ganz aufgeregt ihren Großvater sofort, als er vom Rat der Magister zurückkehrte.
»Ganz sachte, Cami. Lass mich doch erst einmal hereinkommen.«, versuchte er sie etwas zu beruhigen.
»Aber ihr müsst doch wissen, wo er ist und ob alles okay ist! Ich meine ...«
»Camille! Ganz langsam.«, wiederholte Magnus lächelnd, »Es geht ihm gut und ...«
»Aber er hatte wahrscheinlich recht. Ich meine, das mit Samira!«, fiel sie ihrem Großvater wieder ins Wort. »Ich war bei ihr gewesen und sie war so komisch. Ich meine, richtig komisch! Fast wie ausgetauscht! Und bei Tom war sie danach auch noch. Und auch dort verhielt sie sich sehr eigenartig. Und jetzt ist sie spurlos verschwunden.«
»Nun hol doch erst einmal Luft.«, bremste der Großvater sie wieder ab, »Und dann erzähle mir bitte ganz in Ruhe, was nun wirklich passiert
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