Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
Überlegen blieb ihm nicht. Irgendetwas trommelte wie große Hagelkörner auf das Blechdach und an die alte, klapprige Tür. Helmut richtete seine Hand nach oben und so etwas wie ein leuchtender Pilz breitete sich, ausgehend von einem Ring aus verrostetem Eisen, wie ein leuchtender Schleier im ganzen Raum aus. Schlagartig hörte das Trommeln auf und Helmut trat einen Schritt auf Adrian zu.
»Das wird dä Liburn 'n bissel aufhaltn. Aber viel Zeit hammer nisch!«
Adrian wusste noch immer nicht so recht, woran er war. Der Alte, dem die Unschlüssigkeit natürlich auffiel, blickte Adrian jetzt freundlich an und sagte geduldig, »Ja. Ja. Nisch immor isses so, wies uffm erstn Blick aussieht. Nor?«, und nach einer kurzen Pause setzte er fort, »Magnus hat mor von dir erzählt. Du bischt bestimmt Adrian. Mer habm aber net mehr viel Zeit, bisse wieder angreife dun. Kommste nu mit? Kannst mer ruhisch vertraun!«
Helmut war noch ein Stückchen näher heran gekommen und Adrian konnte jetzt trotz des schlechten Lichts seine Augen sehen. Sie hatten den gleichen durchdringenden, klaren und freundlichen Blick, wie er es von Magnus und einigen anderen von den Magistern von Arlon schon kannte. Und auf einmal kam ihm der Alte überhaupt nicht mehr bedrohlich vor. Vielmehr empfand er jetzt sogar so etwas wie Vertrautheit. Adrian wurde klar, dass er sich durch die äußere Erscheinung des Mannes ein völlig falsches Bild gemacht hatte. Mit einem kurzen Nicken signalisierte er nun seine Zustimmung und folgte Helmut kreuz und quer durch die engen Regalreihen, dann durch eine kleine schmale Tür in einen langen, dunklen Gang. Der endete an einer massiven, verschlossenen Stahltür. Helmut zog einen Schlüsselbund mit vielen verrosteten Schlüsseln aus seiner Tasche und öffnete die Tür. Im Hintergrund begannen nun schon wieder die Liburen auf das Blechdach zu trommeln. Als sie durch die Tür traten, kamen sie in einen U-Bahn-Tunnel. Vor ihnen befand sich nur ein dünner Steg und gleich dahinter verliefen mehrere Gleise.
Als sie auf den Steg traten, rauschte auch schon die erste Bahn an ihnen vorbei. Helmut verschloss die Tür von außen wieder sorgfältig. Dann lief er den Steg, der nur von ein paar Sicherheitsleuchten spärlich erhellt wurde, entlang und Adrian folgte ihm. Wieder schoss eine Bahn direkt an ihnen vorbei. Nach knapp zweihundert Metern hörte der Steg plötzlich auf und sie bogen in einen schmalen, unbeleuchteten Gang ein. Hinter ihnen rauschte erneut eine Bahn vorbei. Helmut öffnete die Metalltür und sie traten in eine weitere Lagerhalle, die ebenso voller Regale war, die wiederum mit allen möglichen und unmöglichen Dingen gefüllt waren. Der Alte lief schnurstracks auf ein Regal zu, über dem ein schmutziges Tuch hing. Als er das Tuch wegzog, kam aber kein weiteres Regal zum Vorschein, sondern so etwas wie ein Türrahmen, in dem ein leuchtender Schleier hing - ein magisches Portal.
»Das isses Portal nach Arlon.«, sagte Helmut und fügte noch hinzu, » 'sch kannte deinen Opa gut! Du bischt'm ziemlisch ähnlisch.«
Adrian lächelte verlegen und antworte leise, »Danke. Danke für ihre Hilfe und ... ähh ... für Alles!«
»Immor gern!«, erwiderte der Alte mit einem breiten Lachen auf seinem Gesicht, »Wenn de mal irgendwas brauchscht, egal was, frach misch, klar? Isch kann alles besorgen dun. Nu mach los! Und isch werd mich jetscht ä bissl um de Liburn kümmern.«
Nachdem Adrian ihm noch die schmutzige Hand geschüttelt hatte, strecke er seinen Arm aus, an dem sich der Portalschlüssel befand und berührte damit den leuchtenden Vorhang. In dem Augenblick, als er den Schleier anfasste, durchfloss ihn ein Kribbeln, als wenn tausende Ameisen auf seinem Körper tanzen würden. Dann wurde es um ihn herum unbeschreiblich hell und eisig kalt und es kam ihm so vor, als schwebte er völlig schwerelos durch einen nur aus hellem Licht bestehenden, riesigen Raum. Die Zeit schien unterdessen stehenzubleiben, so dass er bald gar nicht mehr sagen konnte, wie lange er sich schon in dem Licht und diesem eigenartigen Schwebezustand befand. Irgendwann hatte er dann das Gefühl, nach unten zu fallen, erst ganz langsam und dann immer schneller. Aber diesmal erinnerte er sich daran, wie es beim letzten Mal gewesen war und trat ohne Schwierigkeiten aus dem Licht in die große Vorhalle auf der Insel Rocher d'Arlon, wo die Große Versammlung des Ordens von Arlon stattfinden würde.
Nachdem das geheime Versteck der
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