Das Band des Mykerinos - Band 2 (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
zurücklegen zu können.
Kurz bevor er in die Straße einbog, die zu den Lagerhallen von Helmut führte, stand plötzlich eine kleine Person mitten auf dem Gehweg, als würde sie dort auf ihn warten. Da die Hälfte der Straßenlaternen kaputt zu sein schienen und gerade dort keine Einzige leuchtete, konnte Adrian das Gesicht der Person nicht erkennen. Vorsichtig verlangsamte er sein Tempo. Sein Tarnzauber sollte ihn ja eigentlich schützen, aber ein Gefühl sagte ihm trotzdem, dass irgendetwas nicht stimmte. Er wusste nur nicht was.
Langsam und ohne ein Geräusch zu machen, lief er weiter. Die eigenartige Person stand weiter bewegungslos mitten auf dem Weg und blickte in seine Richtung. Adrian schloss seine Augen und konzentrierte sich auf den oder die Fremde. Plötzlich fiel ihm ein Stein vom Herzen. Es war Samira. Doch was machte sie denn hier in Berlin? Und dazu noch mitten in der Nacht und ganz allein? Adrian blickte sich zur Sicherheit noch einmal sorgfältig um, doch da war niemand sonst. Sie waren hier ganz allein.
Adrian schlich sich näher heran. Sein Tarnzauber schien tadellos zu funktionieren, denn Samira zeigte nicht die kleinste Reaktion, obwohl er nur noch ein paar Meter von ihr entfernt war.
»Samira, bist du das?«, fragte Adrian mit gedämpfter Stimme, ohne aber seinen Tarnzauber abzulegen. Sie zuckte erschrocken zusammen.
»Adrian?«, fragte sie mit hörbar erregter Stimme zurück und blickte unsicher um sich, »Adrian, bist du hier irgendwo?«
»Ja, ich bin hier«, antwortete er und entfernte kurzerhand seine Tarnung. Schließlich war sie ja die beste Freundin von Camille und er wollte wissen, was sie hier machte. Sobald Samira ihn sah, atmete sie erleichtert auf.
»Was machst du denn hier mitten in der Nacht?«, fragte Adrian, als er direkt vor ihr stand.
»Das Gleiche könnte ich dich auch fragen«, entgegnete sie auf ihre typische Art, setzte dann aber gleich fort, »Camille sucht dich.«
»Camille ist auch hier?«, wunderte sich Adrian.
»Ja, aber sie hat sich gerade vor einer Stunde schlafen gelegt. Wir wussten ja nicht, wann du kommen würdest. Sie ist dort in dem Haus.«
Verwundert blickte er Samira an. Etwas eigenartig kam ihm das alles schon vor. Was wollte Camille denn hier von ihm? Und woher wusste sie, dass er heute hierher kommen würde? Nein, das machte keinen wirklichen Sinn.
»Wie lange seid ihr denn schon hier und wartet auf mich?«, versuchte Adrian nachzuhaken.
»Schon einige Tage. Aber kommst du jetzt?«, drängelte Samira, doch Adrian war noch nicht zufriedengestellt.
»Und wieso gerade hier? Camille wusste doch gar nicht, dass ich hierher kommen würde. Oder?«
»Ach, das weiß ich doch nicht. Ich bin einfach nur mitgekommen, wie das eben bei guten Freundinnen so üblich ist«, erwiderte Samira ziemlich gereizt und mit einer nicht zu überhörenden Portion Aggressivität. »Kommst du nun mit, oder soll ich Cami sagen, dass du keinen Bock hattest, mit ihr zu sprechen?«
»Ist ja gut!«, beschwichtigte Adrian, »Du musst ja nicht gleich ausrasten! Ich komm ja schon.«
Obwohl Adrian kein so richtig gutes Gefühl hatte und etwas irritiert darüber war, wie giftig Samira reagiert hatte, folgte er ihr den schmalen Weg zu dem unbeleuchteten Eingang des alten, heruntergekommenen Hauses, zu dem Samira losgelaufen war, ohne sich noch einmal zu ihm umzublicken oder zu warten, ob er ihr auch folgte. Knarrend öffnete sie die alte Tür, deren undefinierbarer Farbanstrich in Fetzen herabhing. Auch das verdreckte Treppenhaus erweckte nicht gerade einen wohnlichen Anschein. Es war kaum zu glauben, dass Camille sich hier freiwillig aufhalten würde.
»Wo ist denn nun Camille?«, frage Adrian ungeduldig, doch Samira drehte sich noch nicht einmal zu ihm um, sondern lief einfach weiter die Treppe hoch ins erste Obergeschoss.
»He, Samira! Was soll das denn jetzt?«, rief er ihr hinterher, erbost darüber, dass sie ihn einfach ignorierte und noch nicht einmal auf seine Frage antwortete. Doch er folgte ihr weiter.
Als Adrian dann auf dem langen Korridor der ersten Etage ankam, der ebenso verdreckt war und voller Sperrmüll stand wie das Erdgeschoss, war Samira verschwunden. Da nur eine einzige Glühbirne der Treppenhausbeleuchtung noch intakt war, konnte Adrian kaum etwas erkennen. Eine der sechs Wohnungstüren stand einen Spalt offen und ein schmaler Lichtstrahl leuchtete nach draußen. Wahrscheinlich war Samira dort hinein verschwunden. Also folgte Adrian ihr und öffnete
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