Das Band des Mykerinos - Band 2 (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
ihr rechtzeitig die Augen geöffnet!
»Das wird er mir büßen!«, flüsterte sie leise vor sich hin.
»Wie?«
»Das wird er mir büßen, sagte ich. Ich kann mir so etwas doch nicht einfach gefallen lassen, oder?«
»Ich weiß nicht ...«, entgegnete Sydia mit ernstem Gesicht, »Ich jedenfalls würde mir so etwas nicht bieten lassen.«
»Und ich auch nicht!«
Als Adrian zurück im Kloster am darauffolgenden Tag erwachte, kletterte die Sonne gerade über den Horizont und tauchte den Raum in ein goldenes Licht. Es dauerte eine Weile, bis er sich an alles erinnerte, was geschehen war. Ein Blick in sein Amulett zeigte, dass seine Aufgabe abgeschlossen war. Nur noch ein einziges Röllchen war noch da, das seine letzte Aufgabe enthielt. Brennend vor Neugier öffnete er es und las:
'Kehre zurück nach Rocher d'Arlon
für die letzte Prüfung.'
So richtig informativ war das ja nicht gerade. Aber wenigstens war es nicht wieder so ein dummes Rätsel. Bevor er aber dorthin gehen würde, musste er noch einmal bei Helmut vorbeischauen und den Pyrac zurückbringen, den er nicht gebraucht hatte. Und da dort ja auch eines der Portale nach Rocher d'Arlon war, wäre es noch nicht einmal ein Umweg. Doch diesmal würde er einen Tarn- und Schutzzauber tragen, um nicht wieder die Aufmerksamkeit der Liburen zu wecken, falls diese dort immer noch nach ihm suchten.
Beim Zusammenpacken seiner Sachen spürte Adrian etwas Hartes in seiner Jacke. Heraus kam eine dieser Goldmünzen aus der Schatzkammer des Kobolds. Überrascht drehte er sie in seinen Fingern hin und her und wunderte sich, wie sie in seine Tasche gekommen war. Es konnte nicht anders gewesen sein, als dass sie zufällig hineingeraten war, als er die Münzen breit geworfen hatte. Ein kurzes Schmunzeln huschte über seine Lippen, als er daran zurückdachte. Er hatte mit den Schätzen um sich geschmissen, als wären sie nichts weiter als Dreck oder Müll. Und dabei waren es so unglaubliche Reichtümer gewesen, dass jeder König hätte neidig werden können. Noch einmal drehte er die Münze in seinen Fingern. Dann steckte er sie als kleines Andenken an das Abenteuer in seine Tasche und machte sich für die Rückreise fertig.
Meister Li saß, wie meistens, in seinem Meditationsraum und schien ihn schon zu erwarten.
»Vielen Dank für alles«, verabschiedete sich Adrian von dem alten Einsiedler, »Ich habe viel von ihnen gelernt. Ich muss jetzt zurückkehren und meine letzte Aufgabe erfüllen.«
»Gelernt du hast in der Tat sehr viel. Die Fähigkeiten, die du nun beherrschst, nutzte zu tun Gutes!«, sagte Meister Li warnend.
»Worauf sie sich verlassen können!«, entgegnete Adrian und umarmte den überraschten alten Mann zum Abschied.
»So, und wo geht es jetzt zur Brücke?«, fragte Adrian demonstrativ selbstsicher.
»Sicher du bist, dass du gehen möchtest über die Brücke?«, entgegnete Meister Li lächelnd, doch er kannte schon die Antwort.
»Ganz sicher!«
»Dann du mir folge!«, sagte der Alte und führte Adrian durch einige Räume und dann eine kleine Treppe herunter auf ein schmales Plateau. Von dort startete die Brücke und endete im Nichts über dem Abgrund. Der Wind pfiff um die Felsen und versetzte die Brücke in sanfte Schwingungen. In der Ferne hörte Adrian den Schrei eines Bergadlers. Ansonsten herrschte absolute Ruhe, sodass nur das Rauschen des Windes zu hören war.
»Nun denn, leben sie wohl«, verabschiedete sich Adrian zum wiederholten Mal. Dann betrat er die schwankende Brücke. Sein Herz klopfte vor Aufregung, aber er spürte kein bisschen Angst mehr. Schritt für Schritt überquerte er den Abgrund und konnte feststellen, dass die Brücke in der Mitte tatsächlich nicht zu Ende war, sondern immer länger wurde, desto weiter er sich hinauswagte, bis er schließlich wieder die andere Seite und den Weg erreichte, der nach unten führte.
Nach seinem Abstieg vom Berg kehrte er sofort mit einem Wurmlochzauber nach Berlin zurück und machte sich auf den Weg zu Helmut. Die Straßen waren um diese Zeit ziemlich leer. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber der erste Schein der Dämmerung begrüßte den neuen Tag. Vor ihm torkelten zwei betrunkene Männer nach einer durchzechten Nacht aufeinander gestützt auf dem ansonsten verwaisten Gehweg entlang. Sie nahmen nicht die geringste Notiz von Adrian, was aber auch nicht sonderlich verwunderlich war, da Adrian seinen Tarnzauber bereits ausgeführt hatte, um den Weg ohne Zwischenfälle
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