Das Band des Mykerinos - Band 2 (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
etwas auf. Camille drehte sich herum und umarmte Adrian noch einmal kurz, gab ihm einen Kuss auf die Wange und lief aus dem Zimmer. An der Tür blickte sie sich noch einmal um und sagte mit gedämpfter Stimme, »Tschüss, bis bald. Pass auf dich auf!« Dann rannte sie in ihr Zimmer.
Adrian griff sich seinen Rucksack und lief über den Flur zu der Kammer von Hermann. Der Libure lag schlafend auf einem Kissen, welches ihm Myritha geschenkt hatte, und versteckte seinen Kopf unter einem seiner Flügel. Adrian tippte ihn mit dem Finger an. Sofort war er hellwach und schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Ich gehe jetzt nach Ägypten«, sagte Adrian lächelnd, »Kommst du mit?«
»Du willstsss michsss mitnehmnzzz?«, lispelte Herman aufgeregt. Adrian nickte lachend, tarnte ihn, wie immer, zur Vorsicht und steckte ihn in das Innere seiner Jacke. Als er vor die Tür des Hauses trat, musste er seine Augen zukneifen, so hell schien die Sonne. Wie Diamantstaub glitzerte die weiße Schneedecke, die die Hütte, das ganze Tal und die umliegenden Berge bedeckte. Aber trotz des Sonnenscheins war es bitterlich kalt und der Wind trieb winzige Eiskristalle vor sich her, die im Gesicht wie kleine Nadeln pikten.
Adrian hatte sich die Kopie eines Bildes mitgenommen, auf dem die drei Pyramiden von Gizeh in einiger Entfernung abgebildet waren, da er nicht direkt zwischen den Pyramiden auftauchen und irgendwelches Aufsehen erregen wollte. Mit vor Kälte zitternder Hand vollendete er das Siegel Salomons und legte sie darauf, sobald die Zeichnung zu leuchten begann.
Als er auf der anderen Seite aus dem Wurmloch heraustrat, nahm es ihm fast den Atem. Gleißende Hitze schlug ihm entgegen. Dazu war die Luft voller Sand, der noch viel schlimmer als die Eiskristalle wenige Momente zuvor auf der ungeschützten Haut im Gesicht richtig wehtat. Es fühlte sich so an, als ob jemand mit Sandpapier darauf herumrubbelte. Innerhalb von Sekunden war sein Mund und seine Nase voller Sand, sodass es ihm fast unmöglich wurde, überhaupt zu atmen. Es war so viel Sand in der Luft, dass Adrian keine Armlänge weit schauen konnte. Selbst die Sonne konnte man nicht sehen. Um ihn herum war alles in ein dunkles, bräunlich-gelbes Licht getaucht.
Adrian legte sich so flach wie nur möglich auf den Boden und versuchte so, dem Wüten des Sandsturms wenigstens etwas zu entrinnen. Ganz am Boden war es auch ein klein wenig besser. Einige Meter weiter konnte er durch seine zusammengekniffenen Augen etwas Dunkles erahnen, das wie ein großer Felsen aussah. Mit großer Anstrengung robbte er durch den aufgewühlten Sand vorwärts, um dort Schutz zu suchen, aber er kam nur ganz langsam vorwärts.
Wie lange er schon hier war, konnte Adrian gar nicht sagen, aber es kam ihm bereits wie eine Ewigkeit vor. Durch den vielen Sand in seinem Mund und seiner Nase wurde es immer schwerer, überhaupt Luft zu bekommen. Langsam kam er dem Felsen zwar näher, doch er merkte auch, wie seine Kräfte immer mehr nachließen. Aufgrund dessen, dass er kaum noch Luft bekam, wurde ihm schon ganz schwindlig. Plötzlich spürte er, wie ihn etwas an der Schulter packte und mit einem kräftigen Ruck in Richtung des Felsens zerrte. Dann wurde es erst einmal schwarz vor seinen Augen.
Das Nächste, woran sich Adrian erinnern konnte, war das Gesicht eines kleinen, dunkelhäutigen Mädchens mit einer löwenartigen Mähne aus dunklem, stark gekräuseltem Haar. Ihr Alter war schwer einzuschätzen, aber sie musste so um die acht Jahre alt sein. Aus einer alten Militärtrinkflasche goss sie etwas Wasser in Adrians sandigen Mund. Zusammen mit dem Staub, von dem er noch immer den Mund voll hatte, ergab das einen ekelhaften, klebrigen Brei, der bei ihm einen sofortigen Würgereiz auslöste. Auf diese Weise befreit, atmete Adrian erst einmal tief durch. Das Mädchen hielt ihm wieder die Flasche hin und gierig trank er ein paar Schlucke des Wassers, bis das Kratzen des Sandes nicht mehr zu spüren war.
Erst jetzt kam Adrian dazu, sich umzuschauen. Vor ihm stand das Mädchen und schaute ihn fragend an. Sie befanden sich in einer Art Zelt. Es war nicht sehr groß und enthielt nur ein paar zerlumpte Decken und einige andere Gegenstände, die Adrian im Halbdunkel nicht genauer erkennen konnte. In der Mitte stand oder besser hing ein alter Mann in dem Gestänge, auf dem das Zelt ruhte, und mühte sich mit aller Kraft, die schützende Plane festzuhalten, an der der immer weiter zunehmende Sturm rüttelte. Und
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