Das Band des Mykerinos - Band 2 (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
wirkte er nicht schmächtig, sondern hatte etwas Unbeschreibliches, ja fast schon Majestätisches an sich.
Adrian glaubte, unter dem Bart so etwas wie ein Lächeln zu erkennen. Doch da der Alte weiter schwieg, zog es Adrian auch vor, vorerst nichts zu sagen.
»Wo bleibt der kleine Pallmer? Ich will ihn endlich haben! Waren die Liburen schon wieder nutzlos?«, fragte Cleora Mordana Tomar von Eisenberg und der Tonfall ihrer Stimme ließ auf ein nicht unerhebliches Maß an Missfallen schließen.
»Die Liburen haben nicht versagt«, entgegnete von Eisenberg mit kühler Stimme, »Es scheint ihm trotzdem wieder einmal gelungen zu sein, aus dem Kokon zu entkommen. Wahrscheinlich hatte er einen Helfer.«
»Kroger?«
»Wahrscheinlich! Allerdings war auch von ihm keine Spur zu finden.«
»Dann schicken wir eben ein paar Leute hin, die das Gelände solange auf den Kopf stellen, bis sie ihn und den jungen Pallmer gefunden haben.«
Cleora Mordana kochte bereits wieder vor Wut, schaffte es aber gerade noch so, sich zu beherrschen. Tomar von Eisenberg, der das ebenfalls erkannte, zögerte einen Moment, setzte dann aber doch zu einem Widerspruch an.
»Ich denke nicht, dass das eine gute I...«
»MICH INTERESSIERT GANZ UND GAR NICHT, WAS IHR DENKT!«, unterbrach ihn die Schwarze Hexe in einem ihrer Wutausbrüche, »ICH WILL ENDLICH LÖSUNGEN UND ICH WILL DAS SIEGEL!«
Tomar von Eisenberg zuckte nicht einmal mit einer Wimper, während sie ihn aus nächster Nähe anschrie. Ganz ruhig, als ob nichts geschehen wäre, wiederholte er seinen Satz noch einmal.
»Es ist keine gute Idee, das Gelände zu durchsuchen. Kroger ist im ständigen Kontakt mit dem Orden von Arlon und insbesondere mit einigen von den Magistern. Die wären wahrscheinlich schneller da, als irgendetwas entdeckt sein würde ...«
Mordana wollte gleich wieder dazwischenfahren, doch von Eisenberg ließ sich diesmal nicht unterbrechen. »... Lasst mich doch erst einmal ausreden ... Vielmehr sollten wir ein paar Leute unauffällig in der Straße platzieren, sodass wir Pallmer ergreifen können, wenn er sich Kroger wieder nähert und noch bevor er dessen Land betritt. Soll ich mich darum kümmern?«
Cleora Mordana, die sich noch immer nicht beruhigt hatte, aber erkannte, dass sein Vorschlag gar nicht so dumm war, nickte nur und von Eisenberg entfernte sich sofort, um geeignete Personen für diesen Auftrag zu suchen.
Sobald er das Zimmer der Hexe verlassen hatte, eilte sie zu ihrem Tisch, auf dem, neben ein paar uralten Büchern, die Truhe mit dem Siegel von Arlon unter einer schwarzen Decke verborgen dastand. Nachdem sie die Decke hastig weggezogen hatte, kam die Truhe zum Vorschein. Obwohl sie von vielen Spuren äußerer Gewalt gezeichnet war, hielt sie ihren Inhalt noch immer sicher geschützt. Die Brandflecken, Absplitterungen, Beulen und Dellen hatten den Riegeln und dem Schloss nicht wirklich etwas anhaben können.
Aber ungeachtet ihrer bisherigen Misserfolge, die ganz maßgeblich Ursache ihrer schlechten Laune waren, beugte sie sich wieder über eines der Bücher und suchte weiter nach einem Gegenzauber, der endlich den Schutzzauber der Truhe brechen würde.
Es mussten bereits mehrere Minuten vergangen sein, doch noch immer sagte der eigenartige alte Mann kein Wort, sondern nickte Adrian nur leicht zu, als wollte er ihn ermuntern, den Anfang zu machen. Inzwischen war auch etwas Wind aufgekommen und spielte mit den weißen Haaren des Alten.
»Ich bin Adrian Pallmer«, fing er schließlich an und streckte seine Hand aus, doch der Alte erwiderte den Gruß nicht, sondern musterte ihn nur noch einmal von oben bis unten. Dann antwortete er mit einer leisen, flüsternden, hohen Stimme. »Ich weiß, wer du bist. Bereits ich dich erwartet habe.«
Wer sollte denn den alten Mann hier in dieser Einöde benachrichtigt haben, zumal Adrian niemanden über sein Reiseziel informiert hatte? Entsprechend überrascht musste er wohl drein geschaut haben, denn ein Lächeln huschte erneut über das Gesicht des alten Mannes. Doch er ging nicht darauf ein und fragte: »Welches Begehren dich treibt hierher zu mir?« Dabei betonte er das 'mir' so eigenartig, dass Adrian plötzlich klar wurde, dass hier oben niemand anderes zu finden sein würde als dieser alte Einsiedler. So richtig sicher war sich Adrian nicht, ob er dem Alten sagen sollte, was er hier wollte und vor allem, warum. Andererseits war er ja auf ihn angewiesen, denn so, wie es aussah, würde er allein
Weitere Kostenlose Bücher