Das Band spricht Bände
es bereitet mir
köstliches Vergnügen, sie ihr zu verweigern. Ich habe sie dank gewissen Dingen
in der Hand, und das macht es ihr unmöglich, ihrerseits die Scheidung zu
erwirken. Vielleicht ist sie es leid geworden, auf meinen natürlichen Tod zu
warten?
Dann wäre da meine Freundin,
Alysia Ames, für die ich so langweilig geworden bin, daß sie sich mit meinem
Partner, Ed Norman, eingelassen hat. Wenn ich aus dem Weg geräumt wäre,
brauchten sie nicht mehr derart heimlich zu tun, und der junge, treuergebene Ed
könnte die Firma übernehmen. Lassen Sie sich von seinem nervösen Gehabe nicht
täuschen, Mr. Boyd! Darunter verbirgt sich bei meinem Herrn Teilhaber ein
eiserner Wille.
Schließlich«, und dabei wurde
die Stimme wieder giftig, »kommen wir zu den beiden unfähigsten Herren, die
jemals ein gutgehendes Unternehmen in einen Haufen Schrott verwandelt haben.
Stanger weiß genau, daß ein Zusammenschluß sein einziger Ausweg ist, und das
werde ich auch vorschlagen. Wenn es dazu kommt, sitzt er schneller auf der
Straße, als er zu Fuß hingelangen kann. Mit Thatchers Duldung wurde ich als
Berater hinzugezogen, und aus diesem Grunde könnten Sie ihn fälschlicherweise
für meinen Freund halten. In Wahrheit ist er Ed Normans Freund, wenn die beiden
sich auch alle erdenkliche Mühe gegeben haben, das geheimzuhalten. Es sind alte
Schulfreunde, und beide haben den Ehrgeiz, die Stellen ihrer Chefs
einzunehmen!«
Das Gerät brummte ein paar
Sekunden, derweil die fünf es so wild anstarrten, als solle es unter ihren
Blicken in Flammen aufgehen.
»Wie ich Ihnen schon erklärte,
Mr. Boyd«, erklang die Stimme wieder, »werde ich mich bald mit Ihnen in
Verbindung setzen. Im Augenblick bin ich mit einer vertraulichen Untersuchung
beschäftigt, deren Ergebnis sich als überaus interessant erweisen könnte. Ich
möchte, daß Sie jetzt das Tonband an sich nehmen und es zu künftigem Gebrauch
an einem sicheren Ort aufbewahren.« Sarkasmus und Schadenfreude schlichen sich
in die Stimme ein. »Bevor ich mich verabschiede, möchte ich mich noch bei allen
fürs Kommen bedanken. Es tut mir sehr leid, daß ich nicht bei euch sein kann,
weil ich mir nämlich denke, daß sich von nun an eine wirklich fröhliche Party
entwickeln wird!«
Einen Augenblick später war das
Band abgelaufen. Das Klicken der Halt-Taste, auf die ich drückte, klang in der
tiefen Stille wie ein Knall. Stanger schnäbelte wieder an seinem Whisky, und
ich überlegte schon, ob er mit einem Glas wohl die ganze Woche auskommen werde.
Thatcher und Norman zeigten ausdruckslose Mienen, als warteten sie hier
lediglich auf den nächsten Bus. Shari Wayland wandte sich an Alysia, und ihr
Lächeln dabei erinnerte an einen Tiger.
»Ich wundere mich wirklich, daß
du dich nie erkältest, meine Liebe«, sprach sie mit viel Mitgefühl. »Wo du die
ganze Zeit von einem warmen Bettchen ins nächste hüpfst!«
»Mich fasziniert das Gewisse,
wodurch Stirling dich in der Hand hat«, erwiderte Alysia Ames ebenso
katzenfreundlich. »Ich hätte nie gedacht, daß außer mir noch jemand
dahinterkäme, was du in Wahrheit für eine bist.«
»Meine Damen!« Stanger hob den
Arm wie ein Verkehrspolizist. »Bitte, wir wollen doch nicht von dem wichtigen
Thema abkommen, das uns alle betrifft. Wayland — vornehm ausgedrückt — leidet
offenbar unter einer zeitweiligen Geistesverwirrung.« Sein knochiger
Zeigefinger wies auf das Tonbandgerät. »Sollte dieses strafbare und
verleumderische Geschwätz in die falschen Hände fallen, so könnte es uns allen
unabsehbaren Schaden zufügen.« Seine Brauen zogen sich zu einer zackigen Linie
zusammen. »Ich meine, wir sollten es vernichten, jetzt und hier.«
»Sie haben recht, Kurt«,
erklärte George Thatcher eifrig. »Stellen Sie sich vor, was passieren könnte,
wenn es Mitgliedern unseres Aufsichtsrates zu Ohren käme!«
»Ich stimme mit Ihnen überein«,
sagte Norman und blinzelte heftig. »Diese unqualifizierten Vorwürfe könnten
unseren geschäftlichen Ruf völlig untergraben.«
»Besonders den von Alysia,
Lieber!« Shari Wayland kicherte.
Ich klappte den Deckel auf das
kleine Bandgerät, dann steckte ich es in die Sakkotasche. »Mein Klient hat
gesagt, ich soll es an sicherem Ort verwahren«, verkündete ich, »und genau das
möchte ich auch tun.«
»Entschuldigen Sie, Boyd.«
Thatcher blitzte mich mit den weißen Zähnen an. »Wir können es uns nicht
leisten, Ihnen das zu gestatten.«
»Und wie wollen Sie mich daran
hindern?«
Weitere Kostenlose Bücher