Das Band spricht Bände
wer will denn Schnaps?«
sagte Jackie tadelnd. »Ist etwa jemand darauf angewiesen?«
»Wir bestimmt nicht«, gurrte
Shari. »Das steht fest.«
»Wenn ihr also wirklich nichts
trinken wollt...« Ich lächelte nervös und ließ die Frage in der Luft hängen.
»Wir haben nachgedacht«, sprach
Shari ernst. »Nach dem, was letzte Nacht passiert ist — wer weiß, was da heute
nacht passieren könnte?«
»Man darf das Risiko einfach
nicht eingehen«, pflichtete Jackie ihr entschlossen bei. »Alles lag an uns,
stellten wir fest. Wenn Danny Boyd vor diesem gräßlichen Lieutenant Schell
beschützt werden mußte, dann wollten wir ihn in dieser Stunde seiner Not nicht
verlassen!«
»Kein persönliches Opfer wäre
zu groß!« erklärte Shari bewegt. »Habe ich recht, Jackie?«
»Du hast so recht wie noch nie
im Leben!« sagte Jackie liebevoll. »Wollen wir?«
»Ja!« Shari atmete ganz langsam
aus.
Dann löste sie den Gürtel, zog
den Mantel aus und warf ihn achtlos auf die Lehne des nächsten Sessels.
Darunter befand sich einzig und allein Shari in all ihrer textilfreien
Großartigkeit. Während mein Mund noch weit offen stand, knüpfte Jackie ihren
blauen Mantel auf, zog ihn aus und warf ihn achtlos auf die andere Armlehne.
Darunter befand sich einzig und allein Jackie in all ihrer textilfreien
Großartigkeit. Dann schwenkten die beiden zum Bett hinüber, und der Anblick der
hin und her wippenden Rückseiten ließ meine Enttäuschung fast zur Verzweiflung
werden. Wenn ich doch bloß nicht derartig erledigt gewesen wäre! Sie
schüttelten ordentlich die Kissen auf, dann legten sie sich nebeneinander aufs
Bett, die Hände hinter den Köpfen verschränkt, und lächelten mich warmherzig
an.
»Es ist... Ähem!« Mir trocknete
plötzlich der Mund aus, weshalb ich hastig das Glas leerte. »Ich meine...«
»Es war nur dieser schreckliche
Mensch, und wie er offensichtlich glaubte, wir hätten ihn belogen«, sagte
Jackie, als recht geheimnisvolle Erklärung.
»Nehmen wir doch mal an, du
brauchst auch heute nacht ein Alibi, Danny?« sagte Shari sanft. »Dieser
gräßliche Lieutenant! Ich traue ihm zu, daß er sich hier hereinschleicht, um
die Sache nachzuprüfen.«
»Und wenn er das wirklich tut«,
kicherte Jackie triumphierend, »dann findet er uns alle drei brav zusammen,
stimmt’s?«
»Also sei ein braver Junge und
komm ins Bettchen, Danny«, sagte Shari mit kehliger Stimme. »Das Licht tut
meinen Augen weh.«
»Ich schalte es aus«, sagte
Jackie und drückte auf den Knipser. Eine Sekunde lang gluckste sie aus der
Dunkelheit: »Ich glaube, er hätte sich sonst geniert, den Morgenmantel
auszuziehen.«
»Nimm dich vor dem Sturm ich
acht, der gleich losbricht«, kicherte Shari wohlmeinend. »Wahrscheinlich
hechtet er jetzt auf uns los!«
Meine tastende Hand erwischte
den Türknopf, drehte ihn behutsam, riß dann die Tür weit auf. Ich sauste
schneller als eine Rakete über den Flur, mit Kurs auf Jackies Zimmer. Kaum daß
ich drin war, schlug ich die Tür zu und drehte den Schlüssel um. Ich lehnte
mich mit dem Rücken dagegen und wartete, bis mein Atem sich wieder halbwegs
normalisierte, dann hörte ich ein wirklich seltsames Geräusch. Es dauerte ein
Weilchen, bis ich es identifiziert hatte, und selbst dann mußte es
hauptsächlich aus einer Sinnestäuschung beruhen — denn nie im Leben würde
Lieutenant Schell doch so herzhaft lachen!
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