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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hörte ich dann, wie eine Stimme meinen Namen rief, leise und
zärtlich. Ich wandte den Kopf und sah, wie sie von der Schlafzimmertür auf mich
zukam, und ihr zimperlicher Gesichtsausdruck war die unverschämteste Lüge aller
Zeiten. Sie preßte die Handtasche noch immer an den Nabel, aber es gab einen
wesentlichen Unterschied zu früher: die blechernen Brustplatten waren weg.
    »Manchmal werden sie mir ein
bißchen eng«, murmelte sie, »und dann schaffe ich mir Bewegungsfreiheit.«
    Ihre konischen Formen ragten
fast rechtwinklig vor, und die milchfarbene Haut kontrastierte deutlich zur
kupfernen Bräune drumherum. Sie bebten bei jedem Schritt, und ich sah deutlich
zwei Spitzen auf mich gerichtet. Ein paar Schritte vor mir blieb sie stehen,
und ich merkte plötzlich, daß ich stand.
    »Ich neige nun mal zu
plötzlichen Entscheidungen«, sagte sie tief aus der Kehle, »und ich habe mich
entschlossen, dir einen Gefallen zu tun, Danny, ohne Haken und Ösen. Nur um zu
zeigen, daß ich wegen des Tonbands nicht böse bin...«
    »Du hast in meinen Träumen
herumspioniert«, erklärte ich.
    »Dreh dich einen Augenblick
um«, wisperte sie. »Ich finde, es sieht irgendwie komisch aus, wenn ein Mädchen
vor Männeraugen die Hose auszieht.«
    Ich drehte mich um, und den
Bruchteil einer Sekunde später ging mir die Erklärung für den anderen
Sekundenbruchteil blitzartig auf. Meine Reflexe arbeiteten schneller als mein
Verstand, und im nächsten Augenblick war ich in die Knie gegangen. Über meinem
Kopf vernahm ich ein häßliches, zischendes Geräusch, gefolgt von einem
halberstickten Aufschrei, den Liz von sich gab, als sie mit dem Knie an meine
Schulter prallte und alsdann mit dem Gesicht voraus im Sessel landete. Die Tasche
flog ihr aus der Hand und krachte mit hörbarem Plumps auf den Boden. Als ich
sie auflas und ihr Gewicht spürte, war ich heilfroh, daß ich sie nicht an den
Kopf bekommen hatte, wie Liz das wohl vorgeschwebt war. Drinnen, sorgfältig in
einer Taschenecke verstaut, entdeckte ich einen ansehnlichen Beutel mit
Silberdollars.
    Alysia blieb vorerst, wo sie
war, den Kopf im Sesselpolster vergraben und den verlängerten Rücken
himmelwärts reckend. Urplötzlich brach sie geräuschvoll in Tränen aus, wobei
ich mir sagte, wenn im Augenblick jemand ein Recht auf Tränen besaß, so doch
wohl ich — aus Erleichterung.
    »Nun hör schon auf!« Ich hieb
mit der flachen Hand kräftig auf die weißseidene Kurve.
    Sie stieß ein hohes C
schmerzlicher Überraschung aus, dann flössen die Tränen noch lauter als zuvor.
Ich nahm auf der Couch Platz und vertrieb mir das Warten, indem ich erst mein
Glas und dann ihres leerte. Nach einer ganzen Weile verebbte das Schluchzen in
ausführlichem Schnüffeln und Schneuzen, und endlich kam sie wieder auf die
Beine und stolperte langsam auf mich zu. Sie sah so aus wie die Heldin aus
Eintausendundeiner Nacht am Morgen des eintausendundzweiten Tages ausgesehen
haben muß. Die Augen waren gerötet, die Wangen gefleckt und tränenverschmiert,
und die Lippen waren rissig, nachdem sie fast den ganzen Lippenstift
aufgegessen hatte. An ihrer Halbnacktheit war kein bißchen Sex mehr, sie wirkte
nur irgendwie verwundbar. Ich warf ihr das weiße Cape aus Satin zu, und sie
legte es rasch um, dann verschränkte sie die Arme über der Brust, als sage sie
sich, wenn sie schon einem verrückten Notzüchter ausgeliefert sei, so sei dies
die gescheiteste Haltung.
    »Das hat aber wehgetan!« sagte
sie vorwurfsvoll.
    »Wenn du mich mit der schweren
Tasche getroffen hättest, hätte ich tot sein können«, erklärte ich sachlich.
    »Wenn du mir das Tonband gleich
gegeben hättest, dann wäre alles nicht passiert, und wir könnten uns längst
besser die Zeit vertreiben«, beschwerte sie sich.
    Für Damen scheint Logik
ähnlichen Wert zu besitzen wie ein BH für den Mann, sagte ich mir; beide wissen
zwar, daß es so etwas gibt, aber was, zum Donnerwetter, soll man damit
anfangen?
    »O Gott!« wehklagte sie. »Ich
muß ja ganz fürchterlich aussehen. Gib mir meine Tasche wieder, damit ich mich
ein bißchen herrichten kann.«
    Widerstrebend gab ich ihr die
Tasche, nachdem ich zuvor wenigstens den Dollarbeutel herausgenommen hatte.
»Bleib nicht so lange im Bad, Liz«, sagte ich. »Denn wenn du wiederkommst,
wirst du mir haarklein erläutern, weshalb du dieses Band so unbedingt haben
wolltest.«
    »Meinetwegen«, sagte sie müde.
»Von mir aus alles, was du willst, Danny!«
    Es dauerte fünf Minuten,

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