Das Beste aus 40 Jahren
geredet und versucht, ihr deinen Standpunkt klarzumachen. Dafür hat sie mich nur noch mehr verabscheut.“
Er atmete tief durch wie vor einem Sprung in eiskaltes Wasser. „Diese Nachtclubs, in die du sie mitgenommen hast …“
„Ich habe sie nicht mitgenommen, ich bin ihr gefolgt“, unterbrach Anastasia ihn schnell. „Um sie zu überreden, mit mir nach Hause zu kommen. Wenn deine Spitzel ihren Job gut gemacht hätten, wäre ihnen aufgefallen, dass ich immer erst nach Chiara in den Lokalen erschienen bin.“
„Du hättest mir etwas sagen sollen!“
„Wann denn, Rico?“ Sie klang angespannt. „Du warst doch so gut wie nie da! Außer nachts … Wir hatten nicht einmal Gelegenheit, über unsere Beziehung zu reden, geschweige denn über andere Themen. Wenn du nach Hause kamst, liebten wir uns und schliefen anschließend sofort ein.“
„Ich hatte zu der Zeit besonders viel zu tun“, versuchte er sich zu verteidigen.
„Ach ja? Das wusste ich nicht. Ich kannte dich ja nicht anders. Ich dachte, du seist immer so beschäftigt – und würdest mit mir nur die Nächte verbringen wollen.“
„Das stimmte nicht!“
„Aber so war es“, sagte Anastasia traurig. „Das hat unsere Ehe zerstört. Wir haben einfach nicht genug Zeit miteinander verbracht. Nach und nach kam ich zu der Überzeugung, du würdest es bedauern, mich geheiratet zu haben.“
„Deshalb hast du wieder zu arbeiten angefangen, stimmt’s? Um finanziell unabhängig zu sein, falls ich dich vor die Tür setze, wie dein Vater es mit deiner Mutter gemacht hat. Ich hätte dir allerdings immer eine großzügige Abfindung gegeben, egal, unter welchen Bedingungen wir uns hätten scheiden lassen.“
„Wann wirst du endlich kapieren, dass ich mir nichts aus deinem Geld mache?“, rief sie entnervt. „Warum es dir wichtig ist, verstehe ich, seit du mir von deiner schweren Jugendzeit erzählt hast. Aber ich, Rico, ich wollte dein Geld nicht, als wir verheiratet waren, und nachdem wir uns getrennt hatten, wollte ich es schon gar nicht!“
Vielsagend schaute er sich in dem winzigen Haus um. „Das sieht man.“
„Sag nichts gegen mein Haus! Ich liebe es, und ich liebe das Landleben hier in England.“
„Gegen das Landleben habe ich auch nichts – nur gegen niedrige Zimmerdecken in malerischen Häuschen. Ganz besonders in diesem malerischen Häuschen hier. Und das bringt mich zu dem anderen Grund, warum ich zwei Wochen gebraucht habe, um dir nachzureisen.“
Wieder einmal schien ihr Herz einen Schlag lang auszusetzen. „Und der wäre?“
„Zuerst muss ich dir sagen, dass unser Treffen nicht so läuft, wie ich es geplant hatte.“ Rico seufzte frustriert. „Punkt eins: Ich bitte dich um Entschuldigung. Punkt zwei: Du verzeihst mir. Punkt drei: Ich präsentiere dir mein Geschenk. Punkt vier: Wir leben glücklich zusammen bis ans Ende unserer Tage.“
„Wieso bittest du um Entschuldigung, wenn Chiara dir doch nicht …“
„Ich wollte mich nicht für den ungerechtfertigten Verdacht entschuldigen“, sagte er leise, „sondern für alles andere. Jetzt weiß ich nicht, wo ich anfangen soll, weil eine Entschuldigung anscheinend nicht genügt.“
„Fang damit an, was du gesagt hättest, bevor du wusstest, was Chiara angestellt hat“, schlug Anastasia vor.
„Okay.“ In seiner Wange zuckte ein Muskel. „Zuerst muss ich dir noch sagen, dass du anders bist als alle Frauen, die ich jemals getroffen habe.“
„Ja, zu unterschiedlich …“
„Lass mich ausreden“, unterbrach Rico sie barsch. „Entschuldigungen sind nicht meine Stärke. Wenn du mir dazwischenfunkst, gerate ich aus dem Konzept, und ich bin mir nicht sicher, ob ich es ein zweites Mal hinbekomme.“
Sie versuchte, nicht zu lächeln. Es war typisch für Rico, bei allem perfekt sein zu wollen, sogar beim Entschuldigen.
„Wo war ich? Ach ja: Ich war begeistert, dass du so unkonventionell warst, aber als wir heirateten, erwartete ich von dir, dich an meinen konventionellen Lebensstil anzupassen. Damit habe ich dich unglücklich gemacht. Außerdem hatte ich wirklich viel Stress und war abends zu nichts mehr fähig, als ins Bett zu fallen.“
„So ganz ohne alle Energie warst du nicht“, erinnerte sie ihn und lächelte.
„Ich weiß. Du hast mir vorgeworfen, ich hätte dich eher wie eine Geliebte denn als eine Ehefrau behandelt – und ich muss dir recht geben, Liebste. Meine früheren Freundinnen hatten nichts dagegen, die Tage mit Einkaufen auf meine Kosten zu
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