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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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1. Kapitel
    Ich drückte auf den Auslöser. Einmal, zweimal, dreimal, viermal. Die Digitalkamera schoss die Bilder völlig geräuschlos.
    Marianne Kleiber und der Mann, der neben ihr auf der Wiese saß, redeten ungezwungen miteinander. Was sie sagten, konnte ich nicht verstehen, denn uns trennten etwa zwanzig, dreißig Meter grüner Schwimmbadrasen.
    Womöglich sprachen sie über das Wetter. Seit drei Tagen schmorten Wuppertal, NRW und ganz Deutschland unter Temperaturen von fast vierzig Grad. Keine Klimaerwärmung, sondern Hochsommer.
    Das reicht nicht, dachte ich. Lass den Small Talk. Zeig mir was, womit ich was anfangen kann.
    Marianne Kleiber versuchte nicht, auf Abstand zu gehen. Dabei war der Mann nicht gerade attraktiv. Anfang vierzig, leichter Schmerbauch. Hautfarbe eher blass. Nichts auf den Armen.
    Jetzt blitzte etwas in der Sonne.
    Marianne Kleiber hatte ein Feuerzeug aus ihren Sachen gekramt und zündete sich eine Zigarette an. Der Mann redete weiter auf sie ein. Langweilte er sie? Wahrscheinlich. Sie rauchte, und ihr Blick schweifte umher. Ganz kurz fasste sie auch mich ins Auge. Die Kamera konnte sie nicht sehen, sie lag in mein T-Shirt eingewickelt auf meiner Sporttasche, und ich mimte den entspannten Schwimmbadbesucher.
    Der Mann quatschte weiter.
    Mach schon, dachte ich. Du willst doch sicher auch eine rauchen, oder? Und du hast kein Feuer …
    Als hätte der Mann meine Gedanken gelesen, griff er hinüber zu seinem Badetuch und holte sich eine Zigarettenpackung. Langsam, aber dabei immer noch redend, zog er eine der Zigaretten heraus.
    Jetzt kam der Moment!
    Er beugte sich zu Marianne Kleiber hinüber. Betont langsam, damit ich auch ja alles aufs Bild bekam. Sie bewegte den Oberkörper ein Stück in seine Richtung und kam ihm dabei mit ihrem üppigen Busen ziemlich nahe.
    Sehr gut!
    Ich drückte wieder auf den Auslöser. Als sie die Position wechselte und sich das Höschen ihres grünen Bikinis zurechtzupfte, hatte ich das Beste im Kasten.
    Da drüben wurde es jetzt richtig gemütlich. Marianne Kleibers rötliches Haar leuchtete im hellen Licht. Entspannt schob sie die Sonnenbrille auf die Stirn. Der Mann ließ sie jetzt auch mal zu Wort kommen. Wieder schoss ich zwei, drei Fotos. Jetzt war ihr Gesicht viel besser zu erkennen.
    Ein paar Minuten redeten sie noch, dann kam dem Mann wohl endlich eine Idee, wie man die Sache etwas prickelnder gestalten könnte. Er beugte sich vor und streckte den Arm aus. Er sagte etwas. Ich synchronisierte innerlich.
    Sie haben da ein Tier an der Schulter, darf ich …
    Sie drehte sich um - ganz offensichtlich erschrocken wegen des vermeintlichen Insekts, aber nicht, weil sie ein Unbekannter berührte. Dafür lächelte sie ihn zu eindeutig an.
    Schon weg, sagte der Mann jetzt wahrscheinlich, und Marianne Kleiber lachte so hell auf, dass ich es sogar hier hinten hören konnte.
    Wieder ließ ich die Kamera arbeiten.
    »Schau mal den Spanner.«
    Eine kesse Mädchenstimme.
    Ich sah zur Seite. Ein Stück weiter am Hang lagen drei Grazien nebeneinander. Höchstens siebzehn. Interessierte Gesichter.
    Sie mussten gerade erst gekommen sein. Ich hatte mich extra nach hier oben an den Rand der Liegewiese verkrochen. Die Digicam hatte vernünftigen Zoom.
    »Der macht Fotos.«
    »Echt?«
    Pubertäres Giggeln.
    Verdammt. Was machte ich, wenn sie den Bademeister riefen? Obwohl ich schon so lange in der Sonne brutzelte, brach mir der Schweiß aus.
    Sie lachten nur, aber sie unternahmen nichts. Kein Wunder, seitdem selbst die Jugendzeitschriften vor Pornos nicht haltmachten. Trotzdem war es wohl besser, die Kamera erst mal verschwinden zu lassen. Ehe Marianne Kleiber noch bemerkte, dass sie fotografiert wurde …
    Ich wollte die Sony gerade in die Tasche schieben, da passierte es.
    Der E-Gitarrenriff von Abbas »Waterloo«. Die drei Mädels glotzten mich an, als hätte ich keinen guten Oldie, sondern Heino als Klingelton. Ich kramte nach dem Handy und ließ die Kamera in die Tasche rutschen.
    »Rott.«
    Es knackte in der Leitung. Schlechte Verbindung. Vielleicht, weil das Schwimmbad so tief im Tal lag.
    »Hallo?«, rief ich.
    »Spreche ich mit Herrn Remigius Rott?«
    »Am Apparat.«
    Eine Männerstimme. Ein Kunde. Das hörte ich sofort.
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Herr Rott.«
    Ich bin gefragt, dachte ich. Gefragt und erfolgreich. Wäre es nicht sowieso schon so heiß gewesen, hätte ich das warme Gefühl, das mich durchrieselte, genossen.
    Die drei jungen Schönen sahen wieder

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