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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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nicht auf den Flur zu müssen. Warum musste alles nur so sein? Jetzt war es zu spät, um neu anzufangen.
    Dane blieb weiterhin ruhig, wenn die Tür offen war. Er sah die Patienten nicht, aber er begann sie zu riechen, was nicht allzu schwierig war. Die Körperhygiene ging sehr geteilte Wege auf dieser Station. Wenn auch täglich geduscht wurde, so deckte es nicht annähernd die Körperausdünstungen der Patienten durch die vielen Medikamente ab. Außer Seife und Schampoo waren Körperpflegemittel hier verboten. Es gab kein Deo, kein Rasierwasser, kein Parfüm. Alles, was verletzten, verätzen oder vergiften konnte, war verboten.
Innerhalb weniger Tage fand Dane regelrechte Belustigung an einem Geruchsspiel, indem er bestimmte Geruchsmerkmale mit bestimmten Patienten verband. So wusste er abends immer, wer sich in die Nähe seines Zimmers gewagt hatte und wer nicht. Das beanspruchte seine ganze Aufmerksamkeit. Bald schon bekamen die Patienten Namen, die Dane vom Flur her hörte. Am meisten traute sich Thomas in seine Nähe. Sein Atem war dann kurz und heftig und wurde erst, wenn er sich wieder entfernte, langsamer. Das lenkte Dane die erste Zeit ab und brachte fast all seine Sinne wieder in Gang, während vor den Türen der Station zahlreiche Gespräche über seine weiterhin bestehende Resignation geführt wurden.
Dr. Brickson argumentierte unnachgiebig für sein Experiment, was Danes Eingliederung in diese Gesellschaft betraf. Eine andere Gesellschaft werde ihm für immer versagt bleiben. Und Einsamkeit war das letzte, was Brickson seinen Patienten zukommen lassen wollte, auch nicht auf dieser konfusen Station.
Letzten Endes widersprachen sie ihm nicht mehr und warteten auf den ersten Zwischenfall. Doch der sollte sich gar nicht ereignen. Zumindest nicht so, dass irgendjemand etwas bemerkt hätte.
Brickson wusste nicht, wie nahe er Dane mit der Einsamkeit gekommen war. Es waren nicht nur der Fluchtplan, Sarah und die Patienten, die Dane unentwegt beschäftigten, es war auch eine tiefe Verzweiflung. Er weinte oft in den Nächten und wünschte sich den Tod, aber niemals ein Erwachen auf dieser Station – niemals ein Leben hier.
Er nahm keine Nahrung an, wurde immer dünner. Sie legten ihm wieder eine Sonde.
Er konnte seit dem Tag, an dem seine Türe geöffnet war, keine Übungen mehr machen – tagsüber zumindest nicht. Da er zur Nacht kein zusätzliches Schlafmittel verabreicht bekam, nutzte er diese Zeit.
Es war gewöhnungsbedürftig, sich in der Dunkelheit umherzutasten und brachte ihn anfangs aus seinem Rhythmus, doch die Übungen mussten sein. Er musste für eine besondere Gelegenheit bereit sein. Er wollte hier raus und konnte es kaum noch aushalten.
    Das Geruchsspiel beschäftigte ihn nach einiger Zeit nicht mehr. Es war langweilig und blödsinnig geworden. Er fiel plötzlich in eine tiefe Depression und begann, die Nächte mit Traurigkeit zu durchleben. Mit dem Tageslicht kam die Angst. Es würde der Tag kommen, an dem er seinen Mitpatienten vielleicht doch begegnen musste, denn lange konnte er sich nicht mehr beherrschen. Beim besten Willen nicht.
Er dachte nur noch an Sarah und die Flucht. Irgendwann dachte er nur noch an die Flucht. Er betete zu Gott, dass das Pflegepersonal ihn nicht stöhnen hörte, denn sonst würde er womöglich Schlafmittel verabreicht bekommen. Und seine Übungen wären damit ganz verloren. Zeitweise durchfuhr sein Körper ein großes Zittern, als Folge seines wochenlangen Ruhezwangs. Die Nervosität schlich sich dann wie Juckpulver in seine Knochen.
Es kam der Tag, an dem er seine Schlaflosigkeit verfluchte und mit dem Wunsch nach Schlafmitteln zu ringen begann. Seine Übungen schenkten ihm so gut wie keine Zuversicht mehr und erschienen ihm aussichtslos. Es wollte sich nicht die geringste Idee für eine Flucht ergeben. Seine Gedanken wanderten hin und her, seine Gefühle liefen Amok. Wieder schlich sich die Sehnsucht nach Sarah in seine Nächte und wurde plötzlich zu einem unüberwindlichen Problem. So erwartungsvoll sie auch jeden Tag an seinem Bett saß, so sehr unterdrückte er sich den Kontakt zu ihr. Es brachte ihn fast um. Er dachte an die Folgen eines solchen Schrittes. Es hätte die Ärzte zu neuen Verfahren und Versuchen motiviert. Versuchen, die er nicht wollte, denen er unmöglich standhalten konnte. Wenn für ihn eins feststand, so war es der Entschluss, niemals zu den anderen Patienten zu wollen.
So kämpfte er weiter gegen die Panik an und setzte seine Übungen in

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