Das Blut der Rhu'u (German Edition)
verletzen?«
»Du hast die Feuergabe?«, entfuhr es Kay. Es klang ehrfürchtig.
»Natürlich hat sie die«, sagte Kyle. »Ich habe sie schließlich auch. Da wir Zwillinge sind, sollte es mich schwer wundern, wenn sie andere Fähigkeiten hätte als ich.«
Kara blickte von einem zum anderen. »Oh bitte, sagt mir endlich, was das bedeutet. Sind wir – Wechselbälger oder so was?«
Ihr Vater nickte mitfühlend. »Eher ›so was‹. Aber vorab Folgendes: Wir sind alle geistig ganz gesund und nicht verrückt. Und jedes Wort, das ich dir jetzt sage, ist die Wahrheit und kein übler Scherz.« Bedauernd fügte er hinzu: »Ich weiß, dass du für diese Wahrheit nicht bereit bist und dass es ein weiterer Schock für dich sein wird. Aber wir haben keine andere Wahl.«
Kyle drückte sie an sich und streichelte ihren Arm.
Ihr Vater sah sie eindringlich an. »Weißt du, was ein Sukkubus ist? Beziehungsweise ein Inkubus?«
Kara runzelte nachdenklich die Stirn. »Eh, ein sogenannter Buhldämon, glaube ich.«
Cal nickte. »Richtig. Dämonen, die sich von der Energie ernähren, die beim Sex freigesetzt wird.« Er atmete einmal tief durch und fügte dann hinzu: »Und genau das sind wir: Sexdämonen. Inkubi und Sukkubi. Du bist das ebenfalls.«
Kara starrte ihn an und brauchte eine Weile, um seine Worte zu begreifen. Dann lachte sie. Es klang erschreckend hysterisch. »Entweder ihr seid verrückt oder ich bin es!«
Cal schüttelte den Kopf. »Es tut mir so leid, mein Kind. Leider ist es die Wahrheit.«
»Die du selbst nachprüfen kannst«, warf Kyle ein. »Erinnere dich. Warst du jemals krank? Mit Sicherheit nicht. Kleine Wunden sind auf der Stelle wieder narbenlos verheilt.«
Kara starrte ihn an. Dasselbe hatte Jarod auch behauptet. Hatte er erkannt, was sie war?
»Falls du dir mal irgendwann einen Knochen gebrochen haben solltest«, fuhr Kyle fort, »war er entgegen jeder Regel innerhalb einer Woche wieder vollkommen zusammengewachsen. Und in letzter Zeit entwickelst du zunehmend einen Hunger, der nichts mit normaler Nahrungsaufnahme zu tun hat. Ich wette, du bist inzwischen so weit, dass du am liebsten jedem Mann die Kleider vom Leib reißen möchtest.«
Kara konnte nicht verhindern, dass sie knallrot wurde. »Nur in meinen Träumen!«, protestierte sie. »Doch nicht in der Realität!«
»Kommt noch«, prophezeite Kyle trocken.
Das passte. Oh Gott, es passte tatsächlich alles zu der Veränderung, die mit ihr in den letzten Wochen vorgegangen war, und auch dazu, dass sie Jarod schamlos in ihr Bett gezerrt hatte.
»Das ist ganz normal, Kara«, erklärte ihr Vater ruhig. »Du bist ein Sukkubus. Wir brauchen Sex als Nahrung zum Überleben, denn die normalen Nahrungsmittel machen uns nicht satt. Wenn wir nicht Sex konsumieren, verhungern wir buchstäblich.«
Kara schüttelte verwirrt den Kopf. »Wieso bin ich dann noch nicht verhungert?«
»Weil du zur Hälfte ein Mensch bist und dein Dämonenblut erst jetzt erwacht«, antwortete Kyle. »Sobald es vollständig etabliert ist, wirst du um Sex als Nahrungsmittel nicht mehr herumkommen.«
»Unsere Familie lebt schon seit über zweitausend Jahren unter den Menschen«, erklärte ihr Vater. »Anfangs gab es keine Probleme. Aber dann kamen die Christenpriester und mit ihnen eine bisher nie dagewesene Körperfeindlichkeit. Deshalb begannen sie, uns zu verfolgen. Besonders eine gewisse Gemeinschaft des Lichts hat ihr ganzes Leben auf die Vernichtung von Dämonen und ihrer menschlichen Partner ausgerichtet. Aus diesem Grund haben sie eure Mutter umgebracht. Und sie hätten auch nicht gezögert, Kyle zu töten, der damals noch ein Baby war, wenn ich ihn nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht hätte.«
Er beugte sich zu Kara hinüber und ergriff sanft ihre Hände. »Du, Kyle und Cassandra, ihr seid zur Hälfte Menschen.« Er zuckte mit den Schultern. »Normalerweise sind Inkubi und Sukkubi mit Menschen nicht fortpflanzungsfähig. Aber alle paar Generationen gibt es eine genetische Mutation, die es möglich macht. Ihr seid das Ergebnis. Und weil du nur zur Hälfte ein Sukkubus und dazu noch zweitgeborener Teil eines Zwillingspaares bist, hätte dieser Kelch eigentlich an dir vorübergehen müssen. Aber aus unbekannten Gründen hat sich nach achtundzwanzig Jahren dein Dämonenblut entschlossen zu erwachen. Die Träume sind nur der Anfang. Der Tag wird kommen, an dem du sie ausleben musst , um zu überleben.«
»Und dein erwachendes Dämonenblut ist auch der Grund, weshalb die
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