Das Blut der Rhu'u (German Edition)
ergriff ihre Hände und drückte sie. Ein Strom von Kraft floss von ihm in sie und dämpfte die beginnende Panik. »Ich weiß, dass das für dich eine schwierige Situation ist. Besonders hinsichtlich deiner magischen Kräfte.«
Eine Sexdämonin zu sein war schlimmer.
»Wir müssen die aber auf einen Schlag freisetzen, damit du sie schnellstmöglich nutzen kannst, um dich selbst zu schützen.« Er streichelte sanft ihre Hände. »Es tut mir so leid, besonders dass ich dir keine Zeit geben kann, das alles langsam zu begreifen und zu verarbeiten. Wir müssen deine Kräfte aktivieren. Jetzt.«
Sie sah ihn unsicher an. »Was genau bedeutet das?«
»Dass wir die Magie deines Dämonenblutes in einem Initiationsritual vollständig befreien werden. Und danach werden wir dich im Gebrauch deiner Kräfte unterrichten, bis du sie vollkommen beherrschst. Ein Teil davon wird durch Instinkt und natürliche Reflexe gesteuert. Deshalb wird es nicht allzu lange dauern, bis du in der Lage bist, einen permanenten magischen Schutzschild um dich zu errichten.« Er drückte wieder ihre Hände. »Du schaffst das, Carana. Wir alle werden dich unterstützen und dich beschützen. Wir sind deine Familie.«
Die ihr völlig fremd war. Trotzdem spürte sie eine Verbindung zu jedem Einzelnen von ihnen, die sie sich tatsächlich als ein Teil von ihnen fühlen ließ. Sie tat einen tiefen Atemzug. »Ich vermute, es gibt keine Alternative.«
Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Es sei denn, du ziehst einen gewaltsamen Tod durch die Gemeinschaft des Lichts in Betracht.«
Kara schüttelte den Kopf. »Tut das weh? Das Ritual.«
Ihr Vater lächelte beruhigend. »Ganz im Gegenteil. Du fühlst dich hinterher buchstäblich wie neugeboren.«
Das würde sie erst glauben, wenn sie es erlebte. Doch sie fügte sich. »Okay«, sagte sie tapfer. »Bringen wir es hinter uns, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gibt.«
Ihr Vater zog sie hoch und nahm sie in die Arme. Streichelte ihr Haar und gab ihr einen innigen Kuss auf die Stirn. »Hab keine Angst, Carana. Du bist meine Tochter, und ich werde dir niemals wehtun. Oder zulassen, dass dir jemand wehtut.«
»Und deshalb«, ließ sich Kay vernehmen, »werden wir dich vorbereiten, während die Männer alles für das Ritual bereitstellen.« Sie nahm Karas Hand. »Als Erstes bekommst du das wunderbarste Bad deines Lebens.«
Kara folgte ihr, und Cassie schloss sich ihnen an.
*
Der Raum, in den Kara zwei Stunden später geführt wurde, befand sich im Keller und war hinter einer Geheimtür verborgen. Die Einrichtung erklärte ihr auch warum. In der Mitte des Raums stand ein Altar aus dunkelblauem glatten Stein, auf dem ein Tuch aus rotem Samt gebreitet worden war. Um den Altar herum war ein großes Pentagramm auf den Boden gemalt, das wiederum von einem Kreis umgeben war, an dessen Rand neun dicke Kerzen aufgestellt waren, vier schwarze, vier rote und eine weiße, die bereits angezündet waren und eine für ihre geringe Zahl ungewöhnliche Wärme verbreiteten. In einer Räucherschale, die in einer der Spitzen des Pentagramms auf einem Ständer stand, der aus den drei sich umeinanderwindenden bronzenen Leibern von Schlangen bestand, brannte knisternd Weihrauch und füllte den Raum mit einem betörenden Duft. Er ließ Kara nicht nur schwindelig werden, sondern versetzte sie auch in angenehme Erregung.
Überrascht erkannte sie, dass sie diesen Raum schon einmal gesehen hatte: In einem ihrer Albträume, in dem sie völlig nackt auf eben diesem Altar gelegen hatte. Und die Menschen, die um sie herum gewesen waren – das waren zweifellos ihr Vater, Kyle, Cassie und Kay gewesen. Demnach war das kein Albtraum gewesen, sondern eine Vision dessen, was ihr jetzt bevorstand. Kyle und ihr Vater standen neben dem Altar und trugen die gleichen roten Roben wie Kay und Cassie und in die man auch Kara gekleidet hatte, nachdem sie ein Bad in einem Kräutersud genommen hatte. Cassie hatte anschließend ihren Körper mit einem betäubend duftenden Öl eingerieben, das auf der Haut kribbelte und sie sich gleichzeitig leicht fühlen ließ.
Ihr Vater lächelte ihr ebenso beruhigend zu wie Kyle und streckte ihr die Hand entgegen. Kara zögerte, als sie sich an ein Detail ihres Traums erinnerte. Was immer ihre Familie darin mit ihr gemacht hatte – hatten sie nicht irgendwas Seltsames gesungen? –, es hatte ihr das Gefühl vermittelt, dass ihre Seele zerspringen würde. Sie machte einen Schritt rückwärts.
»Hab keine
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