Das Blut der Rhu'u (German Edition)
einmal durchgeführt, nicht wahr?«
Sie nickte.
»Ich habe es viele Male getan, bis ich alles wusste. Ganz besonders, was den Arrod’Sha und seine Macht betrifft. Die wahre Macht des Kristalls liegt darin, dass er mit unserem Blut verbunden ist. Was genau das heißt, erkläre ich dir ein anderes Mal. Aber es bedeutet Einigkeit. Als unsere neun Urahnen sich mit ihrem Blut an ihn banden, waren sie sich absolut einig über ihr Ziel. Deshalb kann seine Macht nicht eingesetzt werden, wenn auch nur ein einziger der neun Rhu’u, die mit ihm verbunden sind, nicht mit dem einverstanden ist, was er tun soll. Verstehst du? Der Kristall wird nur aktiv, wenn wir alle dasselbe wollen. Falls einer von uns ihn benutzen wollte, um ein Imperium zu erschaffen, wozu der Arrod’Sha durchaus die Macht hat, aber du damit nicht einverstanden bist – das wäre ich übrigens auch nicht –, passiert gar nichts. Damals, als er gespalten wurde, konnte das nur geschehen, weil die Rhu’u sich zerstritten hatten. Wären sie sich einig geblieben, wäre das nie passiert.«
»Woher weiß denn der Kristall, ob wir uns einig sind oder nicht?«, überlegte Kara und lehnte sich noch etwas enger an Camiyu.
Es tat so gut, einmal von jemandem gehalten zu werden, bei dem sie nicht ständig auf der Hut sein oder mit ihm Sex haben musste, um weiterleben zu können. Er hatte offensichtlich nichts dagegen, denn er legte auch seinen anderen Arm um sie und seinen Kopf gegen ihren. Obwohl sie ihm erst einmal begegnet war, hatte diese Geste etwas Vertrautes, als hätten sie schon oft einen solchen Moment geteilt. Als gehörten sie zusammen. Es fühlte sich gut an, und Kara genoss es.
»Das liegt in seiner Magie«, antwortete Camiyu. »Er wurde so geschaffen. Wahrscheinlich als zusätzliches Kontrollinstrument, um die damaligen Rhu’u an der Kandare zu halten, denn die meisten Dämonen sind sich selten einig.« Er streichelte ihren Rücken. »Es gibt aber einen gewichtigen Grund, weshalb der Kristall unbedingt wieder zusammengesetzt werden muss. Nur mit seiner Hilfe können wir uns gegen die Zehn Mächtigen Fürsten und ihre Schergen wehren. Sie sind durch dein Erwachen höchstwahrscheinlich wieder auf uns aufmerksam geworden. Sie werden einige Zeit brauchen, um zu prüfen, wo sich die neun Teile des Arrod’Sha befinden. Sobald sie feststellen, dass sie alle in dieser Welt sind, können sie sich ausrechnen, dass wir nicht mehr lange brauchen werden, um sie an uns zu bringen und den Arrod’Sha zusammenzufügen. Wie damals bei unseren Vorfahren werden sie nur eine einzige Lösung sehen, um zu verhindern, dass die Macht der Rhu’u wiederaufersteht.«
»Indem sie uns töten.«
»So ist es.«
»Oh Gott!« Kara legte die Hand gegen ihre Stirn und wünschte sich an einen Ort, an dem es all diese Probleme nicht gäbe. Bedauerlicherweise existierte der nicht.
Camiyu streichelte ihre Wange. »Nicht verzagen, Carana. Wir Rhu’u sind eine zähe und gerissene Bande und nicht so leicht umzubringen. Für dich ist im Moment das Wichtigste, dass du zu deiner Familie zurückkehrst. Bei ihnen bist du in Sicherheit. Sie sind ohnehin auf dem Weg hierher, um dich zu befreien. Sobald ihr die A9 erreicht, werdet ihr sie treffen.«
»Woher weißt du das schon wieder? Und wieso wusste Camulal, dass ihr da seid und was ihr vorhabt?« Sie blickte ihn fragend an.
»Ich bin Telepath und habe auf die Weise mit Camulal Kontakt aufgenommen und ihn gebeten, uns zu helfen. Was er gern getan hat. Und zwar deinetwegen, Carana. Er mag dich. Sag deinem Vater, er soll die zwei Kristalle holen, die ich ausfindig gemacht habe. Sie sind in China, im Shaolinkloster ›Heilige Steine‹. Das wird er schon finden. Er soll, wenn ihr sie holt, mit Diplomatie vorgehen und auf keinen Fall mit Gewalt. Auch einige der dort lebenden Mönche haben gewisse magische Fähigkeiten.« Er gab Kara einen sanften Kuss auf die Wange. »Ich muss zurück auf den Hof. Eine unserer Hütehündinnen ist trächtig und bringt heute oder morgen ihre Welpen zur Welt. Ich bin zur Welpenwache eingeteilt.« Er sah auf die Uhr. »Ich hoffe, man hat mich noch nicht vermisst. Aber wir sehen uns bald wieder, Carana.« Er verschwand von einer Sekunde auf die andere.
Kara empfand die plötzliche Leere und Camiyus fehlende Wärme als schmerzhaft. Sie seufzte und kletterte zwischen den Sitzen hindurch nach vorn auf den Beifahrersitz.
»Wie macht ihr das eigentlich?«, wollte Jarod wissen. »Dieses – Teleportieren.«
Kara
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