Das Blut der Rhu'u
zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Das können meines Wissens nur Volldämonen. Aber die Möglichkeit besteht vielleicht, dass ich als halbdämonische Mutation diese Fähigkeit auch noch entwickele, wenn ich älter bin.« Kara blickte ihn an. »Danke, dass du geholfen hast, mich aus den Klauen meiner Tante um drei Ecken zu befreien. Bringst du mich nach Hause?«
»Gern. Ihr wohnt also in Inverness.«
Sie nickte. »Ich darf doch darauf vertrauen, dass du das für dich behältst?«
»Natürlich. Ich glaube, ich erwähnte schon mal, dass ich nicht dein ... euer Feind bin, Kara. Carana. Hübscher Name.«
Sie antwortete nicht, sondern blickte hinaus in die Dunkelheit, die so dunkel war wie ihre Zukunft. Immer wenn sie zu wissen glaubte, welchen Weg sie gehen musste, immer wenn sie begonnen hatte, sich damit zu arrangieren, passierte etwas Unvorhergesehenes und stieß sie zurück in die Ungewissheit. Zog ihr den Boden unter den Füßen weg und ließ sie ohne Halt abstürzen. Nein, nicht abstürzen. Sie hatte ihre Familie. Gegenwärtig war die ihr einziger Halt, allerdings nicht der schlechteste. Camiyu hatte recht, dass sie im Schoß der Familie so sicher war, wie sie unter den gegebenen Umständen nur sein konnte. Über ihre Zukunft konnte sie sich Gedanken machen, wenn sicher war, dass sie überhaupt eine hatte.
Sie dachte an ihre Mutter – Ziehmutter – und fragte sich, wo Caitlin sich wohl gerade aufhielt. Sie hoffte, dass sie in Sicherheit wäre. Ob sie sie jemals wiedersehen würde? Ob es jemals für sie beide sicher sein würde, einander wiederzusehen? Sie vermisste sie. Auch wenn sie Caitlin in den letzten Jahren, in denen sie in Edinburgh gewohnt hatte, nur sporadisch besucht hatte, so hatte doch das Bewusstsein, dass ihre Mutter jederzeit erreichbar war, ihr Sicherheit gegeben. Diese Sicherheit existierte nicht mehr, und ihre dämonische Familie konnte ihr bis jetzt noch nichts Vergleichbares geben. Egal. Hauptsache Caitlin würde nichts passieren.
Jarod bog auf die A9 ein und stieß beinahe mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen, das es eiliger hatte, als die Geschwindigkeitsbegrenzung erlaubte. Beide Wagen kamen mit quietschenden Reifen zum Stehen. Kara erkannte ihren Vater am Steuer. Sie sprang aus dem Wagen und rannte zu ihm. Hinter ihm stiegen Kyle, Cassie und Kay aus.
»Carana!« Cal umarmte sie heftig und gab ihr einen innigen Kuss auf die Stirn, ehe Kyle sie an sich riss und dasselbe tat. Cassie und Kay taten es ihm nach.
Cal fasste sie an den Schultern und blickte sie aufmerksam an. »Geht es dir gut?« Er warf über ihre Schulter hinweg einen misstrauischen Blick auf Jarod, der ebenfalls ausgestiegen war.
»Ich bin in Ordnung«, versicherte Kara. »Und ich habe Neuigkeiten von Camiyu.«
»Mein nichtsnutziger Sohn hat sich doch nicht etwa mit den Bashirs verbündet?«, fragte Kay entsetzt.
Kara schüttelte energisch den Kopf. »Du solltest ihn besser kennen, Tante Kay. Er hat die Gemeinschaft des Lichts unterwandert und drei Kristallfragmente ausfindig gemacht. Aber das erzähle ich euch zu Hause. Wieso seid ihr eigentlich mit dem Auto gekommen und nicht teleportiert?«
»Weil wir nicht wussten, ob und wenn ja, in welchem Ausmaß es zu einer Auseinandersetzung mit den Bashirs kommen würde. Es hätte sein können, dass wir am Ende unsere Kräfte verausgabt hätten und nicht mehr in der Lage gewesen wären, zurück nach Hause zu springen. Deshalb haben wir das Auto genommen.« Cal blickte wieder auf Jarod.
»Dad, das ist Jarod Kane. Er hat Camiyu geholfen, mich den Bashirs aus den Klauen zu reißen.«
Jarod neigte den Kopf. »Mr MacLeod, Ladys.« Er nickte Kyle zu. »Wir beide kennen uns ja schon.«
Cal starrte ihn eine Weile an, ehe er den Kopf schüttelte. »Ich hätte es vorgezogen, niemals wieder einem Defensor Kane zu begegnen. Aber da es nun mal geschehen ist ...« Er zuckte mit den Schultern. »Wir sollten miteinander reden. Folgen Sie uns.« Er schob Kara zu seinem Wagen, wartete, bis sie sich neben Kyle gesetzt hatte, und strich ihr liebevoll über die Wange, ehe er sich ans Steuer setzte, wendete und nach Inverness zurückfuhr.
*
»Ich glaube, mit Cameron stimmt was nicht.« Jack McCall blickte Patrick besorgt an, als der ihm seine Tür auf sein drängendes Klopfen öffnete. »Er sollte mich im Stall bei Bonnies Welpenwache ablösen. Als er nicht gekommen ist, bin ich zu seinem Zimmer gegangen. Die Tür ist verschlossen, und das Schild ›Bitte nicht
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