Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
die Hände in meinem Rücken. »Wie wär’s heute Abend mit Jagen und anschließend Kino? Und danach … mal sehen.«
    Ich holte bedächtig Atem und stieß ihn wieder aus. Eine weiße Wolke wehte von meinem Lippen. »Ist das ein Date?«, erkundigte ich mich dann gespielt unschuldig.
    »Hmm … irgendwann muss ich doch damit anfangen, dir ordentlich den Hof zu machen, oder?« Er lehnte sich ein Stück in meiner Umarmung zurück, um mir in die Augen zu sehen. Im ersten Moment mit jenem schiefen, leicht spöttischen Lächeln – bis zwischen seinen Brauen eine steile Falte erschien und er eine Hand von meinem Rücken nahm, sie so über mich hielt, dass mein Gesicht in ihrem Schatten lag, nur um sie gleich darauf wieder beiseitezuziehen. Die Falte vertiefte sich. Langsamer als zuvor hob er seine Hand wieder zwischen mein Gesicht und die Sonne. – Und starrte mich dabei an, dass ich mit jeder Sekunde mehr das Gefühl hatte, als seien mir gerade Hörner gewachsen.
    »Was ist?«, wollte ich endlich unsicher wissen.
    Seine Hand verschwand abermals, kehrte zurück und verschwand von Neuem. »Deine Augen wechseln die Farbe«, erklärte er mir dann unvermittelt.
    »Was?« Jetzt starrte ich ihn an.
    »Im Schatten sind sie braun, im Licht grün«, nickte er und sah mich weiter an, während er gleichzeitig auf den Außenspiegel der Vette deutete. »Schau selbst!«
    Hastig löste ich mich von ihm – beinah wäre ich im Schnee ausgerutscht – und beugte mich zum Spiegel hinab. Meine Augen waren tatsächlich … grün. Dunkel und intensiv … grün. Unsicher warf ich Julien einen schnellen Blick zu. Er sagte nichts, beobachtete mich nur. Ein Junge ging auf der anderen Seite der Vette vorbei und gaffte neugierig zu mir herüber. Dass Julien einen Pfiff durch die Zähne hören ließ und mit einem brüsken Ruck mit dem Kopf den Weg entlangwies, ließ ihn eilig die Augen von mir nehmen und seine Schritte beschleunigen. Ich holte noch einmal tief Luft und beschattete meine Augen mit einer Hand, die andere brauchte ich, um mich an der Seite der Vette abzustützen. Ihre Tür war eiskalt. Die Hand über meinen Augen begann zu zittern – hätte die andere nicht fest auf dem Lack gelegen, hätte sie es sicherlich auch getan –, ich zog sie zurück, musste kurz die Augen zusammenkneifen, als die Sonne sie wieder traf, schluckte, hob sie wieder vor das Licht … Er hatte recht. Mein Mund war plötzlich sehr trocken. Im Licht waren sie grün und im Schatten braun. Nicht dieses Graubraun, das sie früher gehabt hatten, bevor Samuel versucht hatte meinen Wechsel zu erzwingen; auch nicht jenes stumpfe Braun wie in der Zeit danach … nein, jetzt waren sie von einem satten, tiefen Braun – und einem ebensolchen Grün.
    O mein Gott. Warum ist das noch niemandem aufgefallen? – Warum ist das mir noch nicht aufgefallen? Ich stand jeden Morgen im Bad vor dem Spiegel …
    Ich würde keinem Jungen raten, dir so lange so nah zu kommen und dabei in deine Augen zu schauen, dass er es bemerken kann. – Und ich sehe dich heute zum ersten Mal seit deinem Wechsel im Sonnenlicht. Erst als ich ihn in meinem Kopf hörte, wurdemir klar, dass ich in meinem Schrecken laut gedacht hatte. Julien lachte leise. Und ich bin gespannt, welche anderen Überraschungen oder Fähigkeiten du in Zukunft noch an den Tag legst.
    Ich schnitt eine Grimasse.
    Den Mund wieder zu jenem arroganten halben Lächeln verzogen, das ich so gut von ihm kannte, trat er neben mich und holte mich in seine Arme zurück. »Scheint so, als hättest du die Wahl zwischen getönten Kontaktlinsen oder einer dunklen Brille.« Das Lächeln vertiefte sich. Und wurde gleichzeitig zärtlich. »Deine Augen sind wunderschön. – Du bist wunderschön.« Seine Hand schob sich kalt in meinen Nacken und seine Lippen streiften meine einmal mehr.
    Was auch immer ich eben noch hatte sagen wollen, ich konnte mich nicht mehr daran erinnern.
    Ich liebe dich, Dawn Warden. – Mon rêve. – Mon coeur. – Mon âme.
    Sein Kuss vertiefte sich noch einmal, dann löste er sich mit deutlichem Widerstreben von mir.
    »Ich sollte dich nach Hause bringen, ehe du mir endgültig erfrierst.« Er griff an mir vorbei und öffnete mir die Beifahrertür der Vette.
    Die Hand auf dem Holm beobachtete ich, wie er um die Schnauze der Vette zur Fahrerseite ging. Geschmeidig. Elegant. Gefährlich. Wunderschön. Der Lamia-Prinz, der bereit gewesen war, für mich sein Leben aufzugeben. Der Junge, den ich liebte.
    Egal was die Zukunft

Weitere Kostenlose Bücher