Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
den Beutel, und sie ließ die Stücke in ihre Hand fallen, um dann erstaunt aufzusehen.
»Ich muss Kaiserin Elsine recht geben«, sagte sie und reichte die Teile wortlos an Asela weiter, die sie nicht minder intensiv beschaute. »Die Magie darin ist noch immer ungebrochen. Meint Ihr wahrhaftig, dass wir Frieden für die Ostmark erreichen können, wenn wir alle Stücke in unseren Händen halten?«
»Nicht, wenn wir bestimmen, wer sie trägt«, warnte ich. »Das würden die Kor nicht dulden. Aber es muss sich auch unter ihnen jemand finden lassen, der vernünftig genug ist, um einzusehen, dass es niemandem etwas bringt, wenn wir uns auf alle Ewigkeit gegenseitig zerfleischen.«
Während Desina nickte, reichte mir die Eule den Beutel zurück. »Auch darin hat Elsine recht«, meinte sie. »Diese Stücke dürfen dem Feind nicht in die Hände fallen.«
»Womit wir bei diesem Verschlinger wären«, meinte ich und erklärte ausführlicher, was ich vorher nur gestreift hatte.
»Er ist unempfänglich für Metall«, teilte ich den beiden mit. »Seelenreißer konnte ihm nicht schaden. Nur die Magie der alten Kaiserin vermochte ihn zu berühren.«
»Schade, dass sie ihm die Hand abriss und nicht den Kopf«, meinte Asela dazu. »Aber ja … ihre Talente sind … besonders.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Wollt Ihr uns tatsächlich melden, dass Ihr keine Möglichkeit seht, diesen Verfluchten zu besiegen?«
»Wir könnten ihn irgendwie begraben«, meinte Serafine dazu. »Angeblich haben es die alten Elfen so gemacht.«
»Selbst wenn uns das gelingt, haben wir das Problem dann nur an folgende Generationen weitergegeben«, gab Desina zu bedenken. Sie schaute zu Asela hin. »Fällt dir etwas ein?«
»Ich grüble gerade«, meinte sie. »Lanzengeneral, habt Ihr blaue Funken aufsteigen sehen, als Eure Klinge den Verfluchten traf?«
Ich zuckte hilflos mit den Schultern. »Es mag sein. Ich weiß es nicht, so genau kann ich mich nicht daran erinnern.«
»Hhm«, meinte die Eule. »Es gibt einen Zauber, der vor Schwertangriffen schützt. Eine Art Barriere auf die Haut legt. Es gibt drei Dutzend Varianten oder mehr von diesem Zauber, und auch die alten Elfen kannten ihn schon, sie haben ihn entwickelt. Zwei Dinge kann ich dazu sagen. Er wirkt nur gegen Metall; Holz oder Stein müsste ihn durchdringen. Und zum anderen hält er nur eine bestimmte Anzahl Schläge ab. Ihr könnt es also mit einem Pflock versuchen, oder mit Bolzen, die keine metallenen Spitzen tragen. Oder schlagt öfter zu.«
»Ihr meint, das reicht?«, fragte ich erstaunt. »Ihn einfach so lange schlagen, bis er fällt?«
»Ist das nicht immer so?«, meinte die Eule mit einem feinen Lächeln. »Wie ich hörte, seid Ihr darin ganz besonders geübt.« Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ihr sagt, dass es wahrscheinlich ist, dass dieses Ungeheuer an den Befehl eines Nekromanten oder Kriegsfürsten gebunden ist.«
Ich nickte. »Wahrscheinlich an den, der die beiden anderen Stücke des Tarn bereits besitzt.«
»Und er ist es, der diese beiden Legionen führt, von denen Ihr hofft, ihr Lager gefunden zu haben?«
»Ich denke schon.«
»Bei der Gelegenheit, Lanzengeneral, habt Ihr mehr über die anderen Legionen herausgefunden, die der Feind in die Ostmark geführt haben will?«, fragte Desina.
»Leider nichts, Eure Majestät. Das Land ist zu groß und unerschlossen, er könnte hundert Legionen dort versteckt halten, ohne dass wir von ihnen erfahren.«
»Die Kor, wie sie sich nennen, werden es wissen«, stellte Asela nachdenklich klar. »Und dieser Nekromant, der den Verschlinger befehligt. Reicht mir bitte noch mal die Stücke des Tarn.«
Ich tat wie geheißen. Sie musterte sie sorgsam und nickte dann leicht. »Es müsste möglich sein«, sagte sie wie zu sich selbst. »Kann ich sie eine Weile behalten?«
»Nur zu«, meinte ich. »Bei Euch sollten sie sicherer sein als bei mir … aber seid gewarnt, der Verschlinger will diese Stücke, und wenn er herausfindet, dass Ihr sie bei Euch tragt, wird er auch Euch verfolgen.«
»Ihr seid Euch sicher, dass er nicht aufgibt? Euch bis hier nach Askir folgen wird?«
»Ich gehe davon aus, dass er sich schon hier befindet. Ein Soldat der Federn, der von einem Meldegang zurückkehrt, eine der Wachen, die das Tor beschützen sollten … es könnte jeder sein.«
»Also habt Ihr dieses Ungeheuer direkt in das Herz des Reichs geführt«, meinte Desina.
Ich hob hilflos die Schultern. »Ich wusste keine Möglichkeit,
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