Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
dazu. »Lerne daraus, dass es besser ist, nicht einfach nur von Dingen auszugehen, sondern sie zu überprüfen. Ein General kann sich solche Fehler nicht mehr leisten.«
Offenbar war sie immer noch wild entschlossen, einen guten General aus mir zu machen. Was nichts daran änderte, dass sie mit ihren Worten recht hatte. Allerdings warf ich mir all das schon selbst vor.
Ein General besaß einen Stab, und irgendwann fiel mir auf, dass unser Stockfisch nicht zum Dienst erschienen war.
Einer der Sergeanten in der Schreibstube richtete mir aus, dass sich der Leutnant unter großem Bedauern entschuldigen ließ, er wäre krank und nicht fähig zum Dienst. Etwas überrascht war ich durchaus, bislang hatte der Leutnant keinen Tag seines Dienstes verpasst, und ich hätte es ihm zugetraut, mit dem Kopf unter dem Arm seine Arbeit zu verrichten. Niemand konnte mir sagen, unter was er litt, und ich nahm mir vor, ihn zu besuchen, als mich Serafine daran erinnerte, dass es noch etwas für mich zu tun gab.
»Wenn es schlimmer wäre, hätte er es uns mitteilen lassen«, meinte sie. »Aber sag, hast du dir eigentlich schon überlegt, was du für Illian packen willst? Wir werden längere Zeit dort verbringen.«
»Ich habe meinen Packen von der Ostmark noch bereit.«
»Ja«, sagte sie kühl. »Wenn du ein Schausteller wärst, der einen abgerissenen Vagabunden geben will, dann wärest du damit gerüstet! Du besitzt nur noch eine saubere Uniform, und über deine Strümpfe«, sie rümpfte die Nase, »will ich gar nicht reden. So jedenfalls wirst du kein gutes Beispiel geben!«
Beinahe hätte ich sie darauf hingewiesen, dass nur sie meine Strümpfe zu Gesicht bekam, aber darum ging es ihr wahrscheinlich.
»Hilfst du mir beim Packen?«, fragte ich sie hoffnungsvoll.
»Nein«, teilte sie mir mit. »Orikes hat mich zum Gespräch geladen. Aber du schaffst das gewiss allein.«
»Fein«, sagte Varosch. »Es geht in die Heimat. Aber warum musst du dafür neu packen?« Er hob ein langes Leinenhemd von meinem Bett und hielt es prüfend hoch. »Bei diesem Loch hier bin ich mir nicht sicher, ob es eine große Motte oder nur ein schmaler Dolch gewesen ist.«
»Dann frag den, dem es gehört«, antwortete ich und sah mich entnervt im Schlafzimmer um. Überall waren Kisten geöffnet und quollen über. Varosch hatte mich gefragt, ob er beim Packen helfen könne, wobei ich mir sicher war, dass er das nur vorgeschoben hatte. Er wollte etwas von mir, aber bis jetzt war er damit noch nicht herausgerückt. »Das ist aus der Kiste, die wir aus der Lanze der Ehre haben retten können. Der Rest darin ist von mir, doch dieses Schlafhemd habe ich in meinem Leben nicht gesehen.«
Ich hob eines der Gewänder hoch, die mir Faihlyd zum Abschied geschenkt hatte. Prachtvoll bestickt, aus dünnstem handgewebtem Leinen, leicht und luftig, das Richtige für die heiße Mittagssonne Bessareins. Und vollständig ungeeignet für Illian.
»Götter«, seufzte ich. »Jahrelang hat alles, was ich besaß, in die Satteltaschen meines Pferds gepasst. Jetzt schau dir das an! Sieben große Seekisten und vier kleine! Wir haben Schiffbruch erlitten, normalerweise dünnt es einem den Besitz aus, aber davon merke ich hier wenig!«
»Fünf«, sagte Varosch erheitert.
»Was?«, fragte ich entnervt.
»Fünf kleine Kisten. Du hast die hier neben dem Bett vergessen.«
»Und was ist drin, hast du schon geschaut?«
»Gold und Edelsteine, Mappen mit Urkunden, ein paar seidene Bettschuhe und das hier.« Er rollte sich über das Bett und griff in die Kiste hinein, um mit einer kleinen Handarmbrust und einer Packung Bolzen in der Hand wieder hochzukommen. »Das Ding sieht gemein aus. Wo hast du es her?«
»Ich habe sie von einem Nachtfalken geerbt. Er brauchte sie nicht mehr.«
»Ich habe so eine Waffe bei einer von Zokoras Schwestern gesehen«, sagte Varosch und musterte sie ausgiebig, vor allem die fingerlangen Bolzen. »Dieser hier ist hervorragend gearbeitet. Ist das Gift?« Er wies auf die Verfärbung an den Bolzenspitzen hin.
»Die Armbrust gehörte einem Nachtfalken. Was denkst du?«
»Dass es Gift ist. Zokora würde sicherlich interessieren, welches es ist.« Er zielte mit der Waffe auf eine Vase, die neben einer der Kisten auf dem Boden lag. »Liegt gut in der Hand. Es ist keine Handarmbrust. Es ist ein Bolzenwerfer. Wäre es eine Armbrust oder ein Kreuzbogen, hätte sie Arme. Deshalb nennt man sie auch Armbrust. Hier aber treibt eine Spiralfeder den Bolzen vor.«
»Von
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