Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
Glocken verkündet, aber es war auch kein Geheimnis, jeder, der es herausfinden wollte, konnte dies tun. Auch die Eulen wussten es, und Vater verbrachte viel Zeit im Eulenturm … und mit mir. Asela erfuhr nie, dass er ihr Großvater war, zumindest nicht, bevor Kolaron sie auch damit quälte.« Für einen Moment verlor sie sich in Gedanken, dann sprach sie weiter. »Balthasar hatte hundertmal mehr Erinnerungen an den Kaiser als sie. Obwohl der Kaiser sich stets bemühte, freundlich zu Asela zu sein und mitunter unauffällig ihre Nähe suchte, war ihr Verhältnis zu ihm nicht mit dem zu vergleichen, das Balthasar zu ihm hatte.« Sie sah zu Serafine hin und lächelte ein wenig wehmütig. »Es ist eine Erleichterung, über ihn sprechen zu können und keine Angst zu haben, dass ich mich verraten könnte, weil die Erinnerungen sich vermischen.«
»Warum hat der Kaiser seine Beziehung zu Asela geheim gehalten?«, fragte ich sie, während mir Serafine eine Tasse Tee reichte. Er war heiß, herb und ungesüßt und kam mir genau richtig.
»Könnt Ihr es Euch nicht denken?«, fragte Asela. »Um sie zu schützen. Meine Mutter, ihre Großmutter, wurde vor meinen Augen ermordet, als ich neun Jahre alt war. Die Mörder trugen die Rüstungen von Nachtfalken …« Sie tat eine Geste zu Serafines Rüstung hin und verzog etwas das Gesicht. »Euch so gerüstet zu sehen, ruft keine guten Erinnerungen zurück.«
»Das tut mir leid …«, begann Serafine, aber Asela wischte es mit einer Handbewegung zur Seite. »Wir fanden nie heraus, wer es war. Talisan, der damals den Nachtfalken vorstand, untersuchte den Vorfall gründlich.«
»Tarides Vater?«, fragte ich nach.
Asela nickte.
»Vaters ältester Freund. Sie begegneten einander, als mein Vater kaum zehn Jahre alt war und gerade sein Talent zur Magie entdeckte. Er bildete ihn aus, doch es war schon bald ersichtlich, dass Vaters Talent sich von anderen Talenten unterschied, und bald konnte sogar Talisan ihm nicht mehr viel lehren. Wenn es einen gab, dem Vater rückhaltlos vertraute, dann war es sein Freund Talisan, und als dieser ihm berichtete, dass keiner der Nachtfalken der Täter wäre, war das so. Wer sie waren, warum sie meine Mutter töteten …« Sie zuckte müde mit den Schultern. »Wir fanden es nie heraus. Ich hatte mich versteckt, als die Mörder kamen, und ich sah nicht alles. Als Vater mir am nächsten Tag unter Tränen erzählte, dass auch meine kleine Schwester tot wäre, glaubte ich ihm. Tatsächlich aber hatte er sie zu den Schwestern der Astarte gebracht … also wusste ich lange nicht, dass Asela meine Nichte war. Von dem Moment an ließ Vater mich nicht mehr aus den Augen. Die ersten Formen der Magie, die er mich lehrte, dienten zur Verteidigung, zur Vermeidung der Entdeckung und zur Flucht.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Die meisten Zauber, die er mich lehrte, waren im vierten oder fünften Zirkel zu finden, damals noch viel zu hoch für mich, aber er bestand darauf, bis ich sie im Schlaf beherrschte … und er ließ mich sie jahrelang täglich üben, bis sie zu einem Reflex geworden waren, über den ich nicht nachzudenken brauchte. Erst als ich selbst den sechsten Zirkel erreichte, ließ das etwas nach. Ich empfand es damals als Bevormundung, und wir gerieten oft aneinander … heute verstehe ich, dass er auch mich nur schützen wollte.«
»Wurde der Mord an Eurer Mutter von Kolaron veranlasst?«, fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich fragte ihn sogar danach, er brüstete sich damit, doch er kannte nur die Geschichte, die Vater verkünden ließ, zwei Einzelheiten, die nur der Auftraggeber dieser Mordgesellen wissen konnte, waren ihm unbekannt. Später wusste er davon und brüstete sich erneut damit, meine Mutter getötet zu haben, aber ich weiß, dass er dieses Wissen von mir stahl. Er war es nicht.« Sie tat eine hilflose Geste. »Meine Mutter war Astarte versprochen gewesen, als mein Vater sie kennenlernte, es gab reichlich Unwillen darüber, dass der Kaiser sich über die Göttin stellte und sie ehelichen wollte … Mein Vater hatte auch andere Feinde, aber er war nicht verletzlich, es hatte Attentate auf ihn gegeben, doch diese schlugen alle fehl. Vielleicht rächte sich einer seiner Feinde auf diese Weise … und kam damit davon.«
»Könnt Ihr Euch tatsächlich unsichtbar machen?«, fragte ich sie neugierig, und sie lachte. »Ja. Aber dieser Zauber ist einer der schwierigsten, die es überhaupt gibt … Vater forschte
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