Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
es ein Dämon ist«, erklärte Leandra an Zokoras Stelle.
Zokora nickte, als wäre sie stolz auf ihre Schülerin. »Und weil das so ist, Priester, fängst du besser jetzt zu beten an.«
»Mit was … mit was können wir hier rechnen?«, fragte der Priester und leckte sich über die aufgerissenen Lippen, was die Feuchtigkeit darauf nur wieder gefrieren ließ.
Zokora lachte trocken. »Ihr Menschen seid gut darin, euch Ungeheuer und Dämonen vorzustellen. Irgendetwas davon wird es sein.«
»Warum hat es noch nicht angegriffen?«, fragte Serafine.
Zokoras Lächeln wurde kälter. Wäre ich der Dämon gewesen, jetzt hätte ich gefroren. »Jemand hat es nicht durchdacht. Steinherz ist Boron geweiht, hier steht ein Priester, der seinen Glauben nicht verloren hat, und dann gibt es auch Varosch, der sich durch nichts erschüttern lässt. Es hat Angst vor uns, das arme Ding.« Ihre Augen zogen sich zusammen. »Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, Priester.«
»Für was?«, fragte der verwirrt.
»Um mit dem Beten anzufangen.« Sie wies auf die Stelle, wo sich die Dunkelheit verdichtete. »Er kommt. Es wurde ja auch Zeit.«
Er war eine Sie. Einen Kopf größer als ich, mit schwarzem Eis gerüstet, mit Augen, die wie dunkle Löcher waren. Jede ihrer Bewegungen zog Schwaden dunklen Rauchs hinter sich her, und ihr langes Haar war von diesen Schwaden kaum zu unterscheiden.
»Was seid ihr doch so dumm«, sagte sie mit einer Grabesstimme, die von den vereisten Wänden widerhallte. »Warum sollte man falsche Dämonen beschwören, wenn der Kaiser doch treue Diener hat, die ihre Seele für ihn geben … damit sie zu mehr werden und ihm besser dienen können.« Sie trat hüftschwingend aus der Dunkelheit hervor. »Ihr könnt mich Kayla nennen, oder nennt mich Eis, denn das ist mein neues Wesen!« Sie wies mit einem dunklen Finger auf Leandra. »Du hättest auf deine Sklavin hören sollen, sie ist klüger, als du es bist, denn in der Tat bin ich gekommen, um dich zu deinem Meister zu bringen, dem du dich nun schon zu lange entzogen hast!«
»Sie hat recht«, sagte Zokora und grinste noch breiter. »Sie ist kein Dämon, sonst würde sie nicht so viel schwatzen!«
Als Antwort tat der Dämon, der Geist oder die Maestra, oder was auch immer unser Gast war, eine Handbewegung, die uns einen Sturm aus Eis und Kälte entgegenwarf. Ich hätte mich gerne an Zokoras Witz erheitert, doch als ich zur Seite rollte, war ich nicht schnell genug, der Sturm berührte mich am linken Ellenbogen und überzog das Gelenk sofort mit dunklem Eis, das durch die Rüstung und die Lagen Stoff drang und wie tausend Nadeln stach.
Der Priester dagegen blieb standhaft, hielt seinen Streitkolben hoch und sprach die Worte Borons über die Standhaftigkeit gegen das Böse … für einen Moment glaubte auch ich, dass dies ihm reichen müsste, doch dann erstarrten seine Lippen mitten im Gebet, und er fiel langsam nach vorn um.
Fast befürchtete ich, er würde zerbrechen, doch so war es nicht, er fiel nur schwer zu Boden, um quer über Bruder Faban liegen zu bleiben.
Neben mir hörte ich Varosch fluchen, er hatte seine geliebte Armbrust abgeschossen, doch statt dass der geweihte Bolzen in den Feind einschlug, sprang ihm mit hellem Singen seine Sehne, um einen üblen Schnitt auf seiner Wange zu hinterlassen, der sofort gefror.
Auf der anderen Seite, hinter dem Altar, stand Yoshi auf und schnickte dem Wesen dieses Stück Reispapyira entgegen, aus dem heraus sich eine feurige Kugel entfachte, die das Herz des eisigen Sturms suchte und ihn brach, bevor das Wesen unseren Beobachter mit der Schildhand niederschlug, als wäre er nicht mehr als eine Puppe.
Ein gewagter Sprung und eine Rolle hatten Leandra aus der Wolke gebracht, und was immer ihre Meinungsverschiedenheiten mit Steinherz auch gewesen sein mochten, hierin, dieses Wesen zu besiegen und das Böse aus dem Haus des Gottes zu vertreiben, waren sie sich einig.
Schwertkampf ist oft nicht mehr als nur ein übles Gemetzel, doch manchmal offenbarte sich Schönheit in Haltung, Bewegung, Muskelspiel und Klingenführung, und dieser Anblick brannte sich mir ein. Leandras lange Beine beschrieben leicht geduckt einen gespannten Bogen, der über ihr durchgestrecktes Rückgrat und die ausgestreckten Arme in Steinherz mündete und all das, was sie war, in einen perfekten Streich legte. In diesem einen Moment war sie Vollkommenheit, die mir den Atem nahm … doch dann schlug Steinherz auf … und prallte mit hellem Klingen
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