Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
die silbernen Nägel in den Boden getrieben worden waren, glänzte jetzt, wie frisch gegossen, sieben Mal das Siegel Borons.
Als diesmal der Boden unter unseren Füßen bebte und die Laternen an der hohen Tempeldecke in ihren Ketten klirrten, verstand ich, dass dies nur der Anfang war. Während von draußen Hornsignale und ferne Glocken den Alarm ertönen ließen, wandte ich mich grimmig Ragnar zu. »Ich glaube, Spaß bekommst du noch genug.«
Wie lange hatte der Kampf mit diesem Wesen gedauert? Einen halben Docht vielleicht? Ich fühlte mich, als wäre es eine Ewigkeit gewesen. Meine Schulter pochte wieder, war aber nicht erneut gebrochen. Zweimal hatte das Wesen mich getroffen, beide Male nicht direkt, aber es reichte, jeder Knochen tat mir weh. Yoshi hatte es härter getroffen, doch als Zokora nach ihm sehen wollte, schüttelte er nur leicht den Kopf und bedeutete, dass er keine Hilfe bräuchte, auch wenn sein Lächeln diesmal etwas mühsam wirkte.
Serafine war, wie der Priester, von dem Eis gefangen worden, und wo das dunkle Eis nackte Haut berührt hatte, waren Äderchen geplatzt und die Haut gerissen. Leandra war hauptsächlich erschöpft, Zokora und Varosch hingegen hatten nichts abbekommen, außer dass jetzt, da die unnatürliche Kälte vergangen war, der Schnitt an seiner Wange blutete.
»Du wirst aussehen, als hätte er dich geschlagen«, meinte Zokora dann auch zu Serafine, als sie aus einem kleinen Tiegel Salbe auf ihr Gesicht auftrug. Serafine atmete jedes Mal scharf ein, wenn Zokora sie berührte. »Doch der Frost hat dich erstaunlich wenig mitgenommen. Der Priester Borons ist weit schlechter dran.«
»Kurz bevor mich das Eis erwischte, erinnerte ich mich daran, dass es auch nur Wasser ist, so konnte ich das Schlimmste verhindern«, meinte Serafine und unterdrückte einen leisen Schmerzensschrei. »Das brennt!«, beschwerte sie sich. »Und es lässt meine Augen tränen!«
»Gut«, meinte Zokora unbeeindruckt und legte etwas Salbe nach. »Das bedeutet, dass es hilft.«
»Warum kommst du immer ohne Blessuren durch so etwas durch?«, beschwerte sich Serafine, und Zokora grinste breit.
»Ich bin klein und schnell«, erklärte sie und schaute zu mir hinüber. »Im Gegensatz zu Havald. Deshalb bekommt er immer die Schläge ab, er bleibt ja stehen, damit man ihn auch gut treffen kann. Du hättest hinter ihm bleiben sollen.«
»Leichter gesagt als getan«, grummelte Serafine und warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, als wäre all das meine Schuld. »So langsam ist er nicht, und als die Eiswolke kam, hat er sich fast so schnell aus dem Weg gerollt wie du!«
»Stimmt«, nickte Zokora freundlich. »Für so einen großen Ochsen ist er überraschend behände.«
»Götter!«, hörte ich Leandra fluchen und schaute zu ihr hinüber. Sie saß auf den Tempelstufen und brach sich gerade ein Stück aus einem Laib Brot heraus. »Sarann, du benimmst dich wie eine Glucke! Mir ist weiter nichts geschehen!«
»So seht Ihr aber nicht aus!«, beschwerte sich die Hand der Königin. »Ihr seid bleich, und es hat fast den Anschein, als wäret ihr abgemagert!«
»Sarann«, knirschte Leandra. »Mach dich nützlich, indem du uns eine Kutsche besorgst … oder tu irgendetwas, aber lass mich einfach essen! Oder finde heraus, was vor unseren Mauern geschieht … Götter, wo bleibt der verfluchte Meldegänger?«
Gute Frage, dachte ich. Noch immer kamen Hornsignale von den Mauern. Nur ergaben diese wenig Sinn. Die Signale selbst waren klar verständlich: Feind bereitet einen Angriff vor; aber wieso dann auch: Feind zieht sich zurück?
Ich winkte Blix heran. »Besorgt uns eine Kutsche. Oder einen Karren«, wies ich ihn an. »Ich glaube nicht, dass die Königin in ihrer Verfassung reiten sollte. Könnt Ihr herausfinden, was auf den Mauern los ist?«
»Ich habe einen meiner Leute zum Haupttor geschickt, unseren besten Läufer, er müsste bald zurück sein.«
»Havald«, sprach mich gleich darauf Varosch an. »Es gibt etwas, das du wissen solltest.«
Ich sah ihn fragend an.
»Das Wesen da drin«, meinte er und wies auf den Tempel, »war kein Dämon. Wie es sagte, jemand der sich dem Kaiser opferte und … verwandelt wurde. Aber eines bleibt. Es wurde beschworen. Das bedeutet …«
»Derjenige, der Bruder Faban geopfert hat, läuft noch frei herum.«
Varosch nickte besorgt. »Genau das.«
Ich wies auf die Hand der Königin, die gerade eine Kutsche erspäht hatte und nun mit dem Kutscher diskutierte … falls man das
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