Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
Legende alleine reicht nicht, um für die Stämme zu sprechen. Sie müssten ihm auch folgen wollen.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Du wirst den Frieden hier nicht finden können, Ha’vald. Doch es ehrt dich, dass du ihn suchst.«
Er griff in den Halsausschnitt seiner Lederrüstung und zog einen Beutel heraus, den er zu seinen Füßen ausleerte, gut ein Dutzend rötlich schimmernder Goldstücke fielen klingelnd auf das Gras. Ich brauchte keines aufzunehmen, um die Prägung zu erkennen. In Thalak prägte man die Münzen mit einem höheren Anteil an Kupfer, der Grund, warum es rötlich glänzte.
Er neigte leicht den Kopf. »Vielleicht sehen wir uns wieder.«
»Ja«, nickte ich. »Vielleicht.«
Ich sah ihm nach, wie er erst zu den Seras hinging und ihnen die Zöpfe löste und dann zu den beiden Legionären, der eine von ihnen war noch immer bewusstlos, doch das Grinsen in dem verbeulten Gesicht des anderen war nicht zu übersehen …
»Was genau ist dort geschehen?«, fragte Armus, als wir unser Lager erreichten, während er die Gesichtsplatte aushängte und sichtlich erleichtert den Helm abnahm. Die anderen taten es ihm nach, und ich spürte ihre Blicke auf mir, als sie sich um die Seras und den bewusstlosen Legionär bemühten.
Der andere, der mit dem Grinsen, setzte sich müde in der Nähe auf einen entwurzelten Baumstamm und massierte seine Handgelenke, die von den festen Fesseln wundgescheuert waren. Seine Hände waren von den festen Fesseln noch immer aufgequollen und mussten wie von tausend Nadelstichen brennen. Was ihn nicht daran hinderte, sich bequem gegen die Wurzel zu lehnen und zufrieden zu seufzen.
»Und weshalb hat er dir das Schwert gegeben?«
»Der Schamane riet ihm, meine Forderung zu erfüllen. Sie haben auch versprochen, die Gegend zu verlassen.« Ich benetzte ein Tuch mit Wasser aus meinem Beutel und fing an, mir das Wolfszeichen abzuwaschen.
»Einfach so?«, fragte Armus zweifelnd.
Ich hielt inne. »Nicht einfach so. Ich sagte ihm, dass jeder von ihnen sterben würde, wenn sie es nicht täten. Ich war wohl überzeugend.« Ich sah zu den anderen Rekruten hin, die teilweise unschlüssig herumstanden. »Wir waren alle überzeugend.«
»Was jetzt?«, fragte einer der Rekruten. »Gehen wir nach Akenstein?«
»Nein. Das Dorf gibt es nicht mehr. Wir gehen nach Hause.«
»Den Göttern sei Dank«, meinte Simplar, der ein Dieb gewesen war. »Nicht dafür, dass das Dorf vernichtet ist … mögen die Götter ihre Seelen wohlwollend aufnehmen. Aber dafür, dass es nach Hause geht. Auch wenn ich mich jetzt schon davor fürchte, wie sich meine Füße anfühlen werden, wenn wir wieder da sind. Sag, Lenar, war das Gold, was er dort hat fallen lassen?«
»Ja.«
»Warum haben wir es nicht mitgenommen?«
»Der Schamane sagte, es wäre verflucht.«
»Glaubst du das?«
»Nein«, entgegnete ich. »Ich weiß, dass es so ist.«
Die Blutreiter
4 »Also, Lenar«, setzte Sergeant Anders an, ohne von dem Bericht aufzusehen, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Daneben lag das Schwert, das mir Ma’tar gegeben hatte. »Das stellt Ihr Euch also darunter vor, wenn Ihr den Befehl erhaltet, Euch zurückzuziehen, sobald Ihr auf den Feind trefft?«
»Nein, Ser«, antwortete ich und sah starr über ihn hinweg an die Wand, wo noch immer die Karte hing. Jemand hatte neben dem Symbol für den Außenposten das Zeichen für eine Ruine nachgetragen, das Gleiche galt für gut ein halbes Dutzend Dörfer im Norden, für jede Farm im weiten Umkreis von Braunfels und für die Brücke, die im Westen über den Fluss Braiya führte. »Es war das, was ich tun musste, als ich feststellte, dass der Feind Gefangene gemacht hat.«
»Hhm«, meinte er. »Hier steht, Ihr seid hingegangen, habt mit dem Barbaren geredet, und er gab Euch die Gefangenen und ließ Euch ziehen. Zudem teilte er Euch mit, dass das Dorf Akenstein bereits vernichtet ist. Habt Ihr nachgesehen?«
»Nein, Ser.«
»Ihr habt ihm geglaubt?«
»Aye, Ser.«
Er bedachte mich mit einem langen Blick.
»Aber Ihr habt ihm die Handelswagen gelassen und die Ausrüstung, die man von unseren Toten erbeutet hat. Bis auf dieses Schwert.«
»Aye, Ser.«
Er nahm das Schwert und zog es eine Handbreit aus der Scheide. Dort, knapp unter dem Griffstick, trug es eine tiefe Scharte, eher eine Kerbe, die gut ein Viertel der Klingenbreite maß. »Warum sollte er Euch ein beschädigtes Schwert geben?«
Ich starrte auf die Kerbe und fühlte, wie es mir kalt den
Weitere Kostenlose Bücher