Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
sie schätzen es, wenn man ihnen offen entgegentritt.« Ich sah die anderen fragend an. »Bereit?«
Neun stählerne Gesichter nickten, neun gepanzerte Fäuste griffen ihre Schwerter fester.
»Dann los«, sagte ich und ging voran.
Die kaiserlichen Legionen übten einen besonderen Schritt, genau drei Fuß lang. Angeblich konnte man nach diesem Maß auch bauen, so genau marschierten die Legionen. Es war ein kurzer Schritt, dafür gedacht, auch über Unebenheiten zu marschieren, und wenn eine Lanze gerüsteter Legionäre durch eine Straße ging, hörte man diesen Schritt von den Häusern widerhallen. Es gehörte zur Legende der Legion, dass der Legionsschritt unaufhaltsam wäre … und vielleicht wussten auch die Barbaren davon. Seit Jahrhunderten hatten sie die Legionäre bis auf Ausnahmen nur auf den Zinnen der Festungen stehen sehen, doch wenn sie klug waren, wussten sie mehr von uns als wir von ihnen.
Auf dem weichen Waldboden hallten unsere Schritte nicht, dafür schlugen wir im Takt zum linken Schritt auf unsere Schilde.
Armus ging hinter mir, ihm folgten vier mal zwei die anderen, in diesem gleichen Schritt, mit diesen unbeweglichen stählernen Gesichtern … und jeder von ihnen sah nur starr geradeaus.
Direkt auf den Barbaren zu, der sich so offen postiert hatte und uns nun schon von Weitem kommen sah und hörte.
Vielleicht war er überrascht gewesen, aber als ich zehn Schritt vor ihm anhielt und mit dem letzten linken Schritt die Schwerter heruntersanken, zeigte er die Überraschung nicht, er musterte uns nur mit einem durchdringenden Blick. Der Nebel hatte sich mittlerweile wieder etwas verzogen, dennoch umzogen uns feine Schwaden.
Ich wies mit meiner rechten Hand hinauf zu den Bäumen, wo sich die anderen zwei versteckt hatten, und sah dann den Mann vor mir wortlos an.
Er war kleiner als ich, vielleicht um die vierzig Jahre alt, in seinem dichten schwarzen Haar fanden sich schon die ersten grauen Strähnen, jetzt, aus der Nähe, sah ich die Narben, die bewiesen, was ich vermutet hatte, der Mann vor mir war ein Veteran vieler Kämpfe … und damit wusste ich, dass dies nicht nur ein gewöhnlicher Raubzug war. Wenn es wichtig war, schickte man erfahrene Soldaten, das würde bei ihnen nicht anders sein.
Ich sah ihn an und wartete. Er schaute von mir zu meinen bewegungslosen Kameraden hinter mir und bellte etwas zu den Bäumen hoch, das meine Ohren schmerzen ließ. Keiner von meinen stählernen Kameraden zuckte, als zwei weitere Barbaren wie Raubvögel aus den Bäumen herabgefahren kamen, sie sprangen nicht, sondern ließen sich an Seilen herab, was dem beeindruckenden Ergebnis keinen Abbruch tat.
Jeder von ihnen trug einen Kurzbogen, ein erbeutetes Schwert, einer zudem zwei Wurfäxte, die in Schlaufen vor seiner Brust hingen.
»Brac at’lu vis«, sagte ich sorgfältig und wies zum Lager hin. »Mar en ker’ma.«
Wenn ich es richtig ausgesprochen hatte, sollte es bedeuten, dass ich ein Krieger war und mein Recht forderte. Das Recht, mich mit ihrem stärksten Krieger zu messen.
Ich hoffte nur, dass ich keine Suppe bestellt hatte.
Keiner der drei Barbaren verriet irgendeine Überraschung, sie musterten uns noch etwas länger und dann, als ich schon befürchtete, ich hätte etwas falsch gemacht, drehte sich der Mann vor mir um und ging wortlos vor. Ich folgte ihm im kurzen Legionsschritt, mit den neun stählernen Kameraden in meinem Rücken.
Armus hatte richtig entschieden, dachte ich, als wir dem Lager näher kamen. Es brauchte keine Schläge auf das Schild mehr, um uns anzukündigen. Jeder hier im Lager sah uns bereits entgegen, auch wenn die Blicke immer wieder zum Waldrand schwenkten, als ob sie erwarteten, dass dort eine Legion aufmarschierte.
Tatsächlich war ich überrascht, dass wir bis hierher gekommen waren. Vielleicht waren es meine schweigenden Kameraden, die Legenden, die auch die Barbaren über die Legionen gehört haben mussten, vielleicht waren sie einfach nur neugierig, was der halbnackte Idiot, der nun vor ihnen stand, von ihnen wollte.
Außer dem Schamanen, der nach seinem Stock gegriffen hatte, und dem Anführer war jeder aufgestanden und hielt seine Waffen griffbereit. Weiter hinten verknotete einer der Barbaren die Zöpfe der entführten Seras miteinander, bevor er sie zu Boden warf, seine Axt ergriff und näher kam.
Dann regte sich einer der blutigen Legionäre am Wagenrad und schaute mich aus zugequollenen Augen an. »Der Namenlose soll mich holen«, nuschelte er
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