Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
undeutlich und spie blutig aus. »Das glaub ich einfach nicht!«
Der Mann, der uns hergeführt hatte, beugte sich zu dem Anführer herunter, der immer noch auf seinem Stein saß, und sagte etwas, worauf er und die anderen Barbaren in Hörweite zu lachen anfingen.
Der Anführer wog das Schwert in seiner Hand, stand auf und hängte es an seinem Gürtel ein, bevor er gemächlich zu mir kam.
»Brac bedeutet Pferd. Br’ac bedeutet Krieger auf Pferd. Braac bedeutet Krieger.« Er grinste breit. »Bist du ein Pferd?«
Ich hörte von ein paar der Barbaren in der Nähe mehr oder weniger unterdrücktes Kichern. Zumindest diejenigen, die sich hier auf meine Kosten vergnügten, verstanden Imperial.
»Du kannst meine Sprache besser als ich deine«, sagte ich höflich. »Es bleibt trotzdem dabei. Ich bin ein Krieger und fordere mein Recht, mit dir zu kämpfen.«
Er musterte die Kette an meinem Hals, das Bild des Wolfs auf meiner Brust … und vor allem die feurige Narbe über meinem Herzen. »Krieger haben ein Totem. Mein Totem ist die Katze. Was ist dein Totem?«
Er sprach Imperial mit einem gutturalen Unterton in der Stimme, dennoch hatte ich schon andere gehört, die die Sprache des Kaisers weitaus mehr beleidigten.
»Das des Wolfs«, antwortete ich, drehte mich um und wies auf den goldenen Drachen auf unseren Schildern. »Das des Drachen. Und des Bullen.«
»Die fünfte Legion«, stellte er fest. »Bist du mutig oder dumm?«
»Weder das eine noch das andere. Wir sind zehn. Ihr seid nicht mehr als vierzig.« Ich sah zu dem Schamanen hin, der weiter bewegungslos in seinem Klappstuhl saß. »Kann er die Wahrheit erkennen, wenn man sie spricht?«
»Ja«, antwortete mein Gegenüber, während er erst mich und im Anschluss meine regungslosen Kameraden mit einem langen prüfenden Blick bedachte. Was sollte er auch sonst sagen? Er würde wohl kaum zugeben wollen, dass ihre Schamanen etwas nicht konnten, das unsere Priester regelmäßig taten.
»Frag ihn, ob es wahr ist, dass vor wenigen Tagen Legionäre der zweiten Legion einer achtfachen Übermacht getrotzt und die Schlacht gewonnen haben.«
»Ich hörte schon davon«, sagte er und musterte die Rekruten hinter mir und sah sich daraufhin im Lager um. Es gab mehr als einen Krieger, der uns zugehört hatte … und sie tuschelten miteinander, um dann zu den stählernen Gesichtern hinzusehen.
Er wandte sich mir zu.
»Ich bin Ma’tar, der Anführer dieser kor’va. Ich habe es mir mit Schmerz und Blut verdient und neun Männer erschlagen. Wer bist du, dass du es wagst, mich so herauszufordern?«
Es waren Barbaren. Sie hatten zwei Dörfer überfallen, junge Frauen entführt und unsere Kameraden an Bäume genagelt … und Schlimmeres getan. Doch der Mann, der vor mir stand, erschien mir nicht wie ein übler Schlächter. Er war noch keine dreißig Jahre alt, und doch besaß er ein ruhiges Selbstverständnis, um das man ihn beneiden konnte. Auch die Art, wie er mich ansah, offen und direkt, gefiel mir. Irgendwann musste der erste Schritt gegangen werden. Mit weiterem Morden würden die Toten auch keine Gerechtigkeit erfahren.
»Mein Name ist Havald«, sagte ich, leise genug, dass Armus mich wohl nicht hören würde. »Ich weiß nicht, wie viele ich erschlagen habe, aber ich werde der sein, der dich erschlägt.«
»Ha’vald«, murmelte er nachdenklich. »In unserer Sprache bedeutet es Verfluchter. Oder Vergessener.«
»Nicht nur in eurer Sprache.«
»Was willst du?«
»Die Gefangenen. Wir kamen, um zu erkunden, nicht um zu kämpfen, aber wir können sie euch nicht überlassen.«
»Ich verstehe.« Er streckte die Hand aus und fuhr mit dem Zeigefinger leicht über die Narbe über meinem Herzen. »Hast du den erschlagen, der dich hier traf?«
»Nein. Meine Freunde haben ihn gerichtet.«
Er nickte leicht. »Wir werden kämpfen.«
Ein Raunen ging durch die Reihen der Barbarenkrieger und verstummte, als der Schamane sich von seinem Stuhl erhob und langsam auf uns zukam.
»Du wirst nicht gegen ihn kämpfen, Ma’tar«, bestimmte er in gut verständlichem Imperial und trat nun näher heran; zum ersten Mal erkannte ich, dass er blind war und seine Augen grau und glasig waren. »Dieser Mann trägt den Winterwolf in sich, ein Drachen begleitet ihn auf seinem Weg, und der Bulle hört auf ihn. Er ist das, was er sagt. Er trägt drei Totems in seinem Herzen, und er dient nicht nur einem Gott. Gebe ihm die Gefangenen.« Die blinden Augen wandten sich mir zu. »Ich weiß, wer du
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