Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
verdächtig erschienen und deren Geheimnisse ich ihnen beim Beischlaf entlocken sollte. Sie kümmerte sich um mich, sie ist die einzige Mutter, die ich jemals hatte, und von ihr habe ich gelernt zu morden, Liebe vorzutäuschen, einem Ser im Bett Astartes Himmel zu zeigen … und ihn unauffällig mit einer Nadel im Ohr zu Soltar zu schicken, während er sich noch in mich ergießt!«
Sie ballte die Fäuste, und als sie weitersprach, war ihr Zorn deutlich zu vernehmen. »Wollt Ihr jetzt von mir hören, dass ich sie nicht für fähig dazu halte, ein Spion zu sein? Sie war es die letzten hundert Jahre, Ser Roderik … Ich denke, dass es ihr zum Schluss nicht mehr darauf ankam, für wen sie spionierte, sondern nur darum ging, dass sie ihre Ränke schmieden konnte, für wen und für welchen Zweck auch immer. Sie ist die, die Ihr sucht. Sie ist die geheime Macht, die noch immer den Thron bedroht. Und selbst Ihr müsst zugeben, dass sie Grund genug hat, Euch zu hassen, dass sie Euch und Eure Liebschaft in Euren Betten ermorden lassen wollte, passt perfekt zu ihr.«
Ja, dachte ich. Es passt perfekt. Nur anders, als Sarann uns glauben machen wollte … aber glücklich war ich nicht darüber.
»Was erwartet Ihr jetzt von mir? Selbst Ihr müsst zugeben, dass die Beweise dürftig sind. Es sind Zufälle und Mutmaßungen, mehr nicht.«
»Nur habe ich einen Zeugen gefunden«, sagte sie leise. »Einen Tempelschüler, der sah, wie sie Bruder Faban mit dunklen Mächten band, er floh, nur deshalb lebt er noch, und sie weiß nichts von ihm. Er hält sich versteckt, und er hat zu viel Angst vor ihr, um gegen sie zu zeugen. Er sagt, es gäbe nur einen, dem er darin vertrauen würde, das Richtige zu tun. Er will es dem Wanderer bezeugen, also Euch. Wenn Ihr ihm persönlich versprecht, über ihn zu wachen, wäre er sogar bereit, vor Boron dieses Zeugnis abzulegen … und dann kann es keine weiteren Zweifel geben.«
Zweifel hatte ich jetzt schon nicht mehr.
»Wo finden wir diesen Jungen?«, fragte Serafine und griff bereits zu ihrem Schwert. Doch die Hand der Königin schüttelte den Kopf.
»Er will den Wanderer allein sehen, er traut niemandem mehr, was er sah, hat ihn zu sehr erschüttert. Ich kann Euch zu ihm führen, Ser Roderik, aber Ihr müsst allein kommen.«
Serafine schüttelte den Kopf. »Das wirst du nicht tun, Havald«, beschwor sie mich. »Nicht allein. Nimm wenigstens Zokora mit, der Junge wird nicht ahnen, dass sie bei dir ist.«
»Nein«, sagte ich. »Man hat hier Angst vor dunklen Elfen. Du erinnerst dich, damals im Hammerkopf hast du dich ja vor Zokora auch erschreckt. Ich will nicht, dass Zokora mir folgt. Dies muss ich allein tun.«
»Aber …«, begann sie, um dann ergeben zu nicken. »Wenn du es so wünschst.«
Sarann lachte. »Ihr habt Euch die Seras gut erzogen, nicht wahr?«
»Nein«, antwortete ich knapp und griff nach Seelenreißer. »Doch sie weiß, dass ich ihr Vorgesetzter bin.« Ich tat eine Geste zur Tür. »Geht voran.«
»Ich werde hier warten«, sagte Serafine ergeben.
»Nichts anderes erwarte ich von dir«, teilte ich ihr mit und zog die Tür hinter mir zu.
Von Seelen und Honigkuchen
37 »Ich weiß gar nicht, ob die Sera Zokora Euch hätte unauffällig folgen können«, meinte Sarann im Plauderton, als sie mich von der Kronburg zum alten Stadtkern führte. »Ist es nicht tagsüber ein wenig zu hell für sie?«
Ich nickte. »Die meisten dunklen Elfen haben bei hellem Sonnenlicht Schwierigkeiten. Wenn es Zokora zu hell ist, verbindet sie sich sogar die Augen mit einem Lederband.«
»Doch in der Dunkelheit, hörte ich, sind sie ungeschlagen«, meinte sie. »Aber der Junge hat zu viel Angst, um sich in der Nacht mit uns zu treffen, er bestand auf Tageslicht …«
»Wartet«, unterbrach ich sie und steuerte auf einen Marktstand zu, an dem Schmiedewaren feilgehalten wurden. »So einen Dolch habe ich schon lange gesucht.«
»Männer und Waffen«, seufzte sie. »Aber beeilt Euch, der Junge wird nicht ewig auf uns warten.«
»Götter«, meinte sie etwas später leicht entnervt, als ich mir den Dolch an den Gürtel hängte und der Händler mich mit wüsten Beschimpfungen entließ. »Ihr seid reich genug, warum musstet Ihr so lange feilschen?«
»Der Dolch war überteuert.«
»Dann hättet Ihr ihn nicht kaufen sollen.« Sie seufzte. »Nun gut, Ihr seid jetzt endlich fertig. Hier entlang«, meinte sie und wies in eine Gasse, die zum Marktplatz führte. Aber dort lag nicht ihr Ziel.
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