Das Böse im Haus: Mystery Thriller (German Edition)
Tagesschicht vor.
Als Thomas Rausch die Wache betrat, staunten sie zwar und grüßten mit verdutzten Gesichtern, fragten aber nicht, was der zeitige Auftritt zu bedeuten hatte.
Rausch ging in sein Büro. Er stellte das Fenster auf kipp und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
Einige Minuten später trafen Joschi und Nele ein. Beide setzten sich Rausch gegenüber – es war 5 Uhr 45.
»Nun, erzählt mir, was in der Nacht vorgefallen ist«, sagte Rausch in schnellem Tonfall.
Joschi räusperte sich. Er wollte Nele nicht verpetzen, obwohl es ihm Spaß gemacht hätte. Aber er hatte ihr versprochen, nichts von der spiritistischen Sitzung zu verraten.
»Na ja, wir haben Kaffee getrunken und Nele hat aus dem Tagebuch vorgelesen.« Joschi schaute zu Boden.
»Das ist doch nicht alles. Komm schon, sag mir, was passiert.« Rausch merkte, dass Joschi ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Doch Joschi schaute ihm fest in die Augen und schüttelte den Kopf.
»Gut, gut. Du willst es mir nicht sagen. Vielleicht später«, erkannte Rausch im gereizten Unterton.
Nele mischte sich ein.
»Es war wirklich nichts. Du kannst es glauben. – Nun zu unserem Bericht.« Sie kramte aus ihrer Tasche das Tagebuch hervor und legte es auf den Tisch. »Hier steht klar beschrieben, jemand war in ihrer Wohnung, bevor sie starb. Allerdings wissen wir nicht, wer es ist. Es könnte jeder sein.«
Rausch lehnte sich zurück.
»Was meinst du mit, jeder?«
»Nun ja«, sie zuckte die Schultern, » ... jeder aus dem Umkreis. Vielleicht sogar aus dem Haus selber.«
»Weißt du was Nele, das glaube ich nicht. Aus dem Haus? Wer hätte ein Motiv Christine und die anderen umzubringen? Oder wurden sie überhaupt umgebracht? Du erzählst, dass jemand in ihrer Wohnung war, schön, wie sollte der da hineingekommen sein? Sie hat ihre Tür doch immer abgeschlossen.«
Nele presste die Lippen aufeinander. Auf diese Fragen konnte sie keine Antworten geben.
Indes erhob sich Rausch schwerfällig aus seinem Chefsessel. Mit den Händen an den Hinterkopf gelegt, ging er langsam durchs Zimmer.
»Mir fehlen die Zusammenhänge, wisst ihr.« Er sagte diese Worte eher gelassen als nachdenklich. Obwohl er das Gefühl hatte, sein Kopf wäre vom Überlegen in eine Rauchwolke eingehüllt. Er beendete seine Runde mit dem Ziel des Chefsessels. Jedoch setzte er sich darauf, sondern lehnte seine Arme auf die Rückenlehne. »Wir kommen so nicht weiter. Auf meiner Uhr ist es jetzt 6 Uhr 30. Ich würde vorschlagen, dass wir uns erst mal ein Brötchen reinziehen. Danach fährst du Nele zum Katasteramt. Ich will wissen, wem das Haus gehört. Joschi und ich werden in der Zwischenzeit ein Friedhofsbesuch machen. Ich möchte mir die Gräber der drei Frauen anschauen. Vielleicht treffen wir ja auch diese alte Frau, von der Christine erzählt hat. Also kommt jetzt. Ich hab Hunger.«
***
Das Katasteramt war ein modernes, helles Gebäude. Dem Besucher präsentierten sich die großen Glasfenster als eine Art Spiegelreflexion. Im hellen Sonnenschein konnte man nur schwerlich nach oben schauen.
Nele Form suchte zunächst auf einer Anzeigetafel nach dem geeigneten Zimmer. Dann fuhr sie mit dem Fahrstuhl in den dritten Stock.
Bevor sie den Raum betrat, las sie das kleine Schild links neben der Tür. Auskünfte Wohnungsbereich B/2 – Frau Jutta Heinrich. Nele klopfte und trat ein.
An einem weißen Schreibtisch saß eine Frau mittleren Alters, die sie freundlich begrüßte. Zunächst fragte Nele ebenso freundlich, nach dem Besitzer des Hauses Uhlenstraße 138. Doch die Frau wollte ihr keine Auskünfte geben. Erst als Nele ihre Polizeimarke zeigte und ihr drohte, sie wolle mit ihrem Chef sprechen, wurde die Frau gefälliger. Mit zwei Fingern bearbeitete sie blitzschnell die Tastatur ihres Computers. Kurz darauf fiel ein Blatt Papier aus ihrem Drucker heraus.
»Bitte. Mehr kann ich nicht für Sie tun.«
Dankend nahm Nele das weiße Papier entgegen. Als sie es sich jedoch genauer anschaute, wechselte ihr Gesicht die Farbe, von einem hell-rosa Ton in ein fades weiß-grau. Ohne Worte verließ sie das Zimmer, um gleich danach auf dem Flur ihr Handy aus ihrer Jackentasche zu kramen. Mit zitternden Fingern wählte sie Thomas’
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