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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dem linken Ärmel und breitete es über sein Werk. Er stand auf und eilte hinaus, knöpfte den weißen Kaftan auf, während er durch den düsteren Korridor rannte; als er die Tür zu dem Variéte erreicht hatte, war der Umhang offen. Er zog das Messer aus dem Tuch und schob es in eine Scheide
am Gürtel. Dann machte er die Tür auf, das Tuch zusammenhaltend und darauf achtend, dass die Kapuze seinen Kopf bedeckte und die tödliche Waffe sicher an seiner Seite verwahrt war. Das Chaos drinnen toste noch so wie eben. Er hatte den Raum erst vor dreißig Sekunden verlassen, und sein Mann war gut geschult.
    »Faai di!« Der Ruf kam von dem unrasierten Bauern aus Kanton; er war drei Meter entfernt und gerade damit beschäftigt, noch einen Tisch umzukippen und ein Streichholz anzureißen, das er auf den Boden fallen ließ. »Die Polizei wird gleich hier sein! Der Barkeeper hat gerade telefoniert – ich hab ihn gesehen!«
    Der Killer-Priester riss sich den Kaftan herunter und die Kapuze vom Kopf. In den wild kreisenden Lichtern sah sein Gesicht ebenso gespenstisch aus wie das der Musiker auf der Bühne. Dickes Make-up betonte seine Augen; ihre Konturen waren in Weiß nachgezogen, wogegen sein Gesicht unnatürlich braun geschminkt war. »Geh vor mir!«, befahl er dem Bauern. Er ließ seinen Umhang und die Uzi neben der Tür auf den Boden fallen, holte ein Paar Gummihandschuhe aus der Tasche und steckte sie in seine Flanellhose.
    Für ein Variéte an der Goldenen Meile war es kein leichter Entschluss, die Polizei zu rufen. Die Strafen für schlechte Leitung waren hoch und auf die Gefährdung von Touristen standen hohe Geldstrafen. Die Polizei reagierte deshalb schnell, wenn man sie rief. Der Killer rannte hinter dem Bauern aus Kanton her, der sich in die panikerfüllte Menschentraube am Eingang zwängte und schrie, dass er hinauswolle. Er war wie ein Bulle, und so fiel es ihm nicht schwer, sich Platz zu verschaffen. Wächter und Killer drängten sich auf die Straße hinaus, wo sich ebenfalls eine Menschentraube gesammelt hatte, die wild durcheinander schrie. Sie bahnten sich ihren Weg durch die erregten Gaffer, wobei sich ihnen der kleine, muskulöse Chinese anschloss, der draußen gewartet hatte. Er packte seinen jetzt nicht mehr mit dem weißen Umhang bekleideten Priester und zerrte ihn in eine schmale Gasse, wo er zwei Tücher unter
seinem Umhang herauszog; das eine war weich und trocken, das andere in einer Plastikhülle verschweißt, und es war warm und feucht und parfümiert.
    Der Mörder packte das nasse Tuch und rieb sich damit über das Gesicht, die Augenhöhlen und den Hals, drehte das Tuch um und rieb sich die Schläfen und den Haaransatz, bis seine weiße Haut sichtbar wurde. Danach trocknete er sich mit dem zweiten Tuch ab, glättete sein dunkles Haar und zog sich die Regimentskrawatte unter dem dunkelblauen Blazer zurecht. »Jau!«, befahl er seinen beiden Begleitern. Sie rannten davon und verschwanden in der Menge.
    Und dann trat ein gutgekleideter Weißer allein auf die Straße asiatischer Vergnügungen hinaus.
     
    Der erregte Manager des Varietés beschimpfte inzwischen den Barkeeper, der die Jing cha gerufen hatte; die Strafe würde er ihm vom Lohn abziehen! Unerklärlicherweise hatte sich nämlich der ganze Aufruhr gelegt und unter den Gästen machte sich Verblüffung breit. Etliche Kellner waren damit beschäftigt, die Gäste zu besänftigen, ihnen auf die Schulter zu klopfen und die Scherben wegzuräumen, während andere die Tische zurechtrückten, neue Stühle holten und Gratis-Whisky ausschenkten. Die Rock-Band konzentrierte sich auf die augenblicklichen Hits, und ebenso schnell, wie die Ordnung gestört worden war, wurde sie wieder hergestellt. Mit etwas Glück, dachte der Manager, würde er bei der Polizei mit seiner Erklärung durchkommen, dass ein übereifriger Barkeeper einen händelsüchtigen Betrunkenen zu ernst genommen hatte.
    Doch plötzlich war jeder Gedanke an Bußgeld und Polizei wie weggefegt, als sein Blick auf ein weißes Stoffbündel am Boden fiel – vor der Tür zu den hinteren Büros. Weißes Tuch – der Priester? Die Tür ! Der Laoban ! Die Konferenz ! Kurzatmig, das Gesicht schweißüberströmt, rannte der fettleibige Manager zwischen den Tischen durch auf den weggeworfenen Kaftan zu. Er kniete nieder, die Augen geweitet, atemlos, und sah jetzt den dunklen Lauf einer
fremdartigen Waffe aus dem weißen Tuch hervorragen. Und dann war ihm, als schlösse sich ein Würgegriff um

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