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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ständig an meiner Kutte zu hängen.«
    »Der Vergolder?«
    »Ein Schnüffler und ein Säufer und ein Bierdieb.«
    »Vater Abt berichtete mir. Wo finde ich ihn?«
    »Hier nicht. Ich habe ihm versprochen, ihm das Fell mit der neunschwänzigen Geißel zu gerben, wenn ich ihn noch einmal am Fass erwische. Schau in den Ställen nach, dort pflegt er seinen Rausch im Stroh auszuschlafen.«
    »Mhm!«, grollte der Benediktiner und fügte dann aber in seltener Gutmütigkeit hinzu: »Dein Bier gefällt mir. Du verstehst dein Handwerk, Bruder.«
    »Omnia ad maiorem dei gloriam.«
    »Natürlich. Nur und ausschließlich zur höheren Ehre Gottes.«
    Ungewöhnlich gut gelaunt wandte sich Pater Ivo ab, und Bruder Gereon schob dessen beschwingten Gang auf die Vorfreude, einem versoffenen Handwerker die Leviten lesen zu können. Die Strafpredigten des graubärtigen Benediktiners waren legendär, und kaum einer hatte je dem Blick unter seinen grimmigen schwarzen Augenbrauen standhalten können.
    Im Stall jedoch fand Pater Ivo den Übeltäter nicht, dagegen aber etliche Pferde von Besuchern und auch den alten Gaul, mit dem er unterwegs gewesen war. Das Tier hielt seinen Kopf in die Krippe gebeugt und mahlte zufrieden Heu zwischen seinen Zähnen. Da keiner der Stallburschen anwesend war, erlaubte sich der gestrenge Pater, dem Klepper auf den Hals zu klopfen und ihm einige Worte ins Ohr zu flüstern. Das Tier hob seinen Kopf, und in den unergründlichen Pferdeaugen stand Zuneigung.
    Abrupt wandte sich der Benediktiner ab und suchte einen der Stallknechte.
    »He, du! Bursche!«
    »Ja, ehrwürdiger Bruder?«
    Der schmächtige junge Mann war zusammengezuckt, als die hohe Gestalt in der schwarzen Kutte vor ihm auftauchte.
    »Wenn ich ein anständiges Ross erwerben wollte, wo fände ich eines?«
    »Ihr - ähm - braucht ein Ross, Bruder?«
    »Ich brauche eins.«
    »Je nun... Da gibt es den Mathis Rossmann, aber um mit dem zu handeln, braucht es Pferdeverstand.« Zweifelnd sah der Knecht den Mönch an.
    »So. Wer noch?«
    »Den Severin Struyss. Ist aber ein Feilscher.«
    Noch mehr Zweifel schwang in der Stimme mit.
    »Du glaubst, Bursche, ich hätte weder Pferdeverstand noch sei ich des Feilschens kundig?«
    Die dumpf grollenden Worte hatte die Wirkung eines herannahenden Erdbebens, und der junge Stallbursche wurde noch kleiner und schmächtiger.
    »Nein, ehrwürdiger Bruder. Ich sag nur, was ich gehört hab.«
    »Gut - und wer ist ein vertrauenswürdiger Pferdehändler?«
    »Der...der... Versucht’s bei dem Schmied vom Adler. Der hat manchmal Rösser. Weiß aber nicht, woher.«
    Der Pater nickte zufrieden und fragte abrupt nach dem Vergolder. Den hatte der Stallknecht jedoch auch nicht gesehen.
    Dennoch fand sich der Gesuchte kurz darauf, und ihn ereilte ein unerbittliches Schicksal.

4. Kapitel
    Dem Päckelchesträger Pitter knurrte der Magen - ein Geräusch, das er nur allzu gut kannte. Seit den frühen Morgenstunden des schönen Maien-Samstags war er auf den Beinen. Er hatte Reisende zu Herbergen geführt, Botschaften überbracht, einer edlen Dame Geleit zum Ratsherrn von Stave angeboten, seine Schwester Susi bei der Pastetenbäckerin abgeholt, und dort auf die Schnelle ein Stückchen Schmalzbrot verschlungen. Dann hatte er im Haus derer von Spiegel die Nachricht vom Adlerwirten abgeliefert, dass Simon ein stattliches Ross zu verkaufen habe, einer Gruppe Pilger den Weg zum Dom und zwei Mönchen den zu einem übel beleumundeten Badehaus gezeigt. Dabei hatte er allerlei Neuigkeiten und Gerüchte aufgeschnappt und sich schließlich wieder zum Wirtshaus begeben, um seine Provision für das Überbringen der Botschaft abzuholen. Sie wurde ihm von Franziska, der Wirtin selbst, in Naturalien ausgezahlt. Großzügig war die kleine Katzeborste, das musste man ihr lassen. Sie wies ihm einen Platz in der Gaststube an und richtete ihm eine Schüssel. Tief schöpfte sie aus dem leise brodelnden Kessel über dem Herdfeuer der Gaststube, und zwischen dem Kohl und den Rüben befanden sich ausreichend Fleischstücke. Die Brotkanten, die sie dazugelegt hatte, waren dick mit salziger Butter bestrichen, und der Apfelmost prickelte auf seiner Zunge. Hungrig verschlang Pitter die reiche Mahlzeit, und erst als er halbwegs gesättigt war, warf er einen Blick in die Runde.
    Ordentliche Gäste besuchten den Adler. Er erkannte einen reichen Kappesbauern, zwei Zunftmeister, eine Gruppe friesischer Tuchhändler beim Würfelspiel, ein turtelndes Liebespaar und einen

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