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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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Wie ich mit Vollgas die Pöckinger Dorfstraße hinaufbrettere und beim Linderlhaus abbiegen will, winken mir die Senioren von
Gemeinsam Dabeisein
. Sie stehen nicht wie sonst bei ihrem Treff im Alten Rathaus, sondern vis-à-vis vor der verrammelten Hendlbude und warten auf ihren Reiseproviant. Sogar die Kirchbach Gretl, die Mesnerin, wedelt überschwänglich mit den Patschhänden. Ich dachte, die ist mir immer noch beleidigt, wegen dem Notfall bei der Beerdigung von ihrem Mann, dreißig Jahre oder länger ist das her. Ich war Ministrant damals und musste so dringend, kurz vorm Zerreißen, da habe ich mich während dem Vaterunser mit gekreuzten Beinen zum Nachbargrab vorgeschleppt, über das Weihwasserbecken gestellt und reingepieselt. Wegen meinem langen Ministrantenrock sieht das keiner, hab ich geglaubt. Aber es war eine ganze Limo, die da durch mich durchgerauscht ist. Geschäumt und übergeschwappt ist es. Das Rinnsal hat sich zwischen dem Kies bis vor die Schuhe von der Kirchbach Gretl durchgeschlängelt, und seitdem ignoriert sie mich.
    Ob das Gewinke überhaupt mir gilt? Ich drehe mich um, entdecke niemanden und grüße zurück. Warum hat der Hendlwickerl das Visier seiner Bude eigentlich noch nicht hochgeklappt, wo doch sein Jeep, wie immer am Mittwoch, danebensteht? AL für Aigner Ludwig, so lautet sein Kennzeichen. Also muss er doch da sein! Und da fällt mir auf, dass ich auch noch gar nichts gerochen hab. Sonst steigt dir dem Wickerl seine Marinade schon am Ortseingang in die Nase und zieht dich wie ein Magnet die Straße hinauf. Wie ich mich noch wundere, braust von hinten ein Krankenwagen heran. Mit dem Lenkknopf kurble ich eine Neun, lasse ihn vorbei und steige bei den Senioren ab.
     
    Mir pressiert’s gerade ein wenig, deshalb ziehe ich nur die Handbremse und lasse den Tiger laufen. Gleich schnattern die Alten los: Sie wüssten auch nicht, warum noch zugesperrt ist, und ich soll doch mal nachschauen. Meinetwegen. Ich kenne mich aus, vor kurzem hab ich dem Wickerl eine neue Theke eingebaut. Der Türgriff der Bude fettelt, und ich rutsche ab. Beim Hendlbraten hat der Wickerl ja nicht immer gleich ein Tuch parat, weil er sowieso nicht weiß, wo zuerst hinlangen, wenn ein jeder was von ihm will, dass du glaubst, die Nachkriegszeit ist nie zu Ende gegangen. Ich wische mir die Hände an der Hose ab, packe noch mal fester zu und reiße an der Plastiktür mit den runden Ecken. Endlich, nach wildem Gezerre, lockert sich der Alurahmen, und das Gestänge gibt nach. Ich weiß auch nicht, mit was ich gerechnet hab: auf jeden Fall nicht mit dem, was ich in der Bude zu sehen kriege. Was sage ich «kriege». Eine Belohnung war das nicht, eher ein Schock. Aber zuerst steigt mir drinnen die kalte Marinade in die Nase. Würzig. Paprika, Estragon, Rosmarin, Thymian. Hendlgrillen ist eine Wissenschaft für sich, hat der Wickerl gesagt, als er mir das mit der Petersilie verraten hat. Kein großes Geheimnis, es weiß trotzdem nicht jeder. Das Küchenkraut sorgt für saftiges Fleisch und Aroma, wenn die Gerupften ihre Runden in der Hitze drehen. Der Wickerl war mal Spießer auf dem Oktoberfest, bevor er sich mit einem eigenen Wagen im Landkreis Starnberg selbständig gemacht hat. Na ja, selbständig ist zu viel gesagt, der Imbiss gehört zwar ihm, aber die Hendl liefert eine tschechische Großmästerei. Wenn ich da an meine Augsburger mit ihren schönen schwarz glänzenden Federn denke, wie gut es denen im Vergleich geht. Würmer picken, Löcher scharren, brüten, davon konnten die eingepferchten Kollegen aus dem Osten nur träumen.
     
    Erst ist es dunkel hier drinnen. Ich rutsche auf irgendwas Pappigem aus, halte mich am Senfkübel fest, der kippt, etwas klatscht auf den Boden. Licht fällt von draußen rein. Direkt auf die Spieße, die dem Wickerl aus dem Rücken rausstehen und sein Inneres nach außen gebracht haben. Nix Petersilie, so viel steht fest. Ich stehe in der Matsche und will mir die Augen reiben, ob ich nicht träume, aber ich kann mich keinen Zentimeter rühren.
    «Was ist, Muck, was bist du denn jetzt so mucksmäuschenstill?», ruft von draußen der Rossi von seinem Rollstuhl aus und reißt mich aus meiner Starre. Schnell präge ich mir alles ein, wanke rückwärts raus und schlage die Tür fest zu. Nicht dass noch einer von den Rentnern in Ohnmacht fällt. Fast zwick ich dabei der Pflaum Burgl und der Müller Ayşe die Nasen ab, wo sie doch schon halb im Wagen stehen, als wenn Tag der offenen Tür

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