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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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weiß, was du von mir denkst.«
    Â»Ich dachte, du wärst meine Freundin.«
    Â»Nein, dachtest du nicht.«
    Adriane entging nichts, rief ich mir ins Gedächtnis, selbst wenn sie so tat, als würde sie nichts merken. Ich hatte sie für verwöhnt und egoistisch und eine ausgezeichnete Lügnerin gehalten. Sie hatte meine Erwartungen nicht erfüllt.
    Sie zitterte und schlang ihre Arme um sich. »Ich hab es nicht gewusst«, flüsterte sie. »Er hat gesagt, dass er uns retten kann. Ich hab ihm geglaubt.«
    Ich hätte sie daran erinnern können, dass sie nicht die Einzige war, die ihm geglaubt hatte. Ich hätte sie in die Arme nehmen und ihr erlauben können zu weinen.
    Ich schaffte es nicht, sie anzufassen.
    Â»Ich bin froh, dass er tot ist«, fügte sie hinzu. »Ich wünschte, ich hätte ihn umgebracht.«
    Â»Nein«, widersprach ich ihr. »Das wünschst du dir nicht.«
    Sie wandte sich ab. Ihre Schultern bebten.
    Â»Wir sollten gehen«, mahnte Eli. »Bis in die Stadt sind es zwei Stunden. Wir wollen das Flugzeug nicht verpassen.«
    Â»Du brauchst nicht mitzukommen«, meinte ich. »Du hast doch gesagt, dass die Fidei sich um die Polizei kümmern werden.«
    Â»Ich habe sonst keine dringenden Termine.«
    Am Flughafen in Boston würden meine Eltern auf mich warten. Wie ein Exekutionskommando vielleicht, steif und kalt. Ich konnte mir gut vorstellen – hatte es mir schon allzu lebhaft vorgestellt –, dass sie mir vorwerfen würden, sie gebrochen zu haben, obwohl sie doch schon seit Langem nur von ein bisschen Tesafilm und Scotch auf Eis zusammengehalten wurden. Vielleicht waren sie auch herzlich und warm, so herzlich, wie sie es zulassen konnten. In dem Fall würde ich mir einreden können, dass ich sie unterschätzt hatte, dass sie wieder da waren und nicht wieder verschwinden würden, was aber auch gleichbedeutend wäre mit peinlichen Umarmungen, ständiger Nähe, einem glasigen Blick in den Augen meiner Mutter und dem Gestank der Verzweiflung, der um meinen Vater waberte, wenn er sich in sein Exil im Arbeitszimmer wünschte. Irgendwann würden sie in den Hintergrund treten. Und dann würde ich wieder allein sein und den Leuten in der Schule, den Reportern und Adriane entgegentreten müssen, ich würde an all die Orte gehen müssen, an denen Max meine Hand genommen oder in mein Ohr gepustet oder mir gesagt hatte, dass er mich liebte. Und ich würde mich der Leere stellen müssen, die früher einmal Chris gewesen war.
    Aber wenigstens würden meine Eltern auf mich warten.
    Â»Ich hab mich noch gar nicht richtig bei dir bedankt«, sagte ich.
    Â»Ich warte.« Er lächelte.
    Â»Also. Danke.«
    Â»Gern geschehen.«
    Â»Tut es dir leid?«, fragte ich.
    Â»Dass ich dir das Leben gerettet habe? Zweimal?«
    Â»Das hier…« Ich deutete auf die Trümmer vor uns. »Alles.«
    Â»Ich frage mich, was wirklich mit dem Lumen Dei möglich gewesen wäre«, meinte er.
    Â»Ich hab dir doch gesagt, was möglich gewesen wäre. Sei froh, dass du es nicht gesehen hast.«
    Â»Aber vielleicht hast du ja recht. Vielleicht waren sie nicht würdig. Und wenn…«
    Â»Nein. Nein. Das Lumen Dei gibt es nicht mehr. Es ist vorbei.«
    Â»Irgendwann wird jemand versuchen, es noch mal zu bauen.« In seiner Stimme lag etwas, das mir Angst machte – eine Spur von Neugierde. Kdo je moc zv ě dav ý , bude brzo star ý . »Gott zu kennen, die letzte Antwort zu bekommen… das kann man nicht so leicht aufgeben.«
    Â»Das ist jetzt nicht mehr dein Problem.« Ich redete mir ein, dass es tatsächlich so war, für uns beide. »Du bist frei. Du kannst ein normales Leben führen. Schon vergessen? Kickboxen. Wäschewaschen. Was auch immer.«
    Â»Es ging nie darum, normal zu sein«, erwiderte er. »Jedenfalls nicht wirklich. Ich wollte nur, dass es mein Leben ist. Ich wollte mich entscheiden können.«
    Â»Und du hast dich entschieden.«
    Â»Ich habe mich entschieden.«
    Dann nahm er meine Hand. Seine Finger waren mit Schwielen übersät; seine Handfläche war warm. Er drückte meine Hand, einmal, eine Frage. Ich verstärkte den Druck meiner Finger, nur für eine Sekunde, nur ganz leicht, doch es genügte als Antwort. Ja.
    Adriane beobachtete uns, die Augen rot geweint. Zwei von uns, eine von ihr: Nichts war so, wie es sein

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