Das Buch Der 1000 Wunder
Sicherheit zuwege: er produzierte die Carambolage mit drei Bällen dergestalt, daß der Spielball auf dem Billard lag, der zweite weit davon im Saal an der Fußbodenkante, und der dritte auf dem Hals einer Flasche, die sich im Saal auf einem Tisch befand.
Erstaunliches zeigten die Jonglierkünstler Cinquevalli , Kara und Spadoni: minutenlanges Luftballspiel mit den drei Körpern Kanonenkugel, Glasflasche und Papierstückchen; Balanzierakte mit zwei Billardstäben, die, mit den Spitzen einander zugewendet, durch eine Billardkugel getrennt waren und in dieser linearen Schwebung verharrten.
Während der vormals berühmte Hofzauberkünstler Bellachini höchstens als ein Talent gelten konnte, war Fox ein Genie. Er zeigte ein lebendes Kaninchen, hielt es sorgsam an den Ohren weitab (Fox arbeitete mit nackten Armen), und – zog es langsam in zwei lebendige Kaninchen von derselben Größe auseinander!
Den Gipfel solcher Technik erreichte ein Schweizer Prestidigitateur. Irgend ein Zuschauer wählte aus einem Kartenspiel ein beliebiges Blatt. Diese Karte wurde verbrannt. Alsdann wurde jener Zuschauer aufgefordert, auf seiner eigenen Taschenuhr die Zeit nachzusehen; und dabei ergab es sich, daß sich nunmehr ein stark verkleinertes Abbild der gewählten Karte in der Uhr befand, und zwar bei den Zeigern unter dem Deckglas!
51 Im alten Zirkus Renz trat ein Artist namens Price auf, der, auf der obersten Sprosse einer freischwebenden Leiter stehend, Konzertstücke auf der Violine vortrug.
Der Kunstschütze Ira Paine wiederholte die Tat des Wilhelm Tell auf der Bühne unter erschwerenden Umständen: er durchschoß über seine Schulter hinweg auf fünfzehn Schritt mit der Pistole den Apfel auf dem Haupt eines Knaben, während er nach der entgegengesetzten Seite gewendet dastand und mit einem Spiegel in der linken Hand nur den Widerschein des Zielobjekts wahrnehmen konnte!
33. Riechschnecken
Quelle: Dr. Richard Hesse: »Der Tierkörper als selbständiger Organismus«, erster Band des Werks: »Tierbau und Tierleben in ihrem Zusammenhang betrachtet« von Dr. Richard Hesse und Dr. Franz Doflein. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin, 1910.
Wenn die Hausfrau bei der Tafel feststellen will, wie das Essen ihren Gästen behagt, so sollte sie richtig fragen: »Wie riecht es Ihnen?« Denn was wir als Geschmack bezeichnen, ist seltsamerweise größtenteils eine Empfindung der Nase und nicht der Zunge. Unsere eigentlichen Schmeckorgane, die Zunge und der Gaumen, empfinden nur vier verschiedene Reize: bitter, süß, salzig und sauer. Alle anderen Geschmacksempfindungen werden uns durch das Nervensystem der Nase übermittelt. Wir sprechen ja auch von würzigem Geschmack, von einem Aroma z. B. des Kaffees oder des Tees. Jeder weiß, daß er fast nichts mehr schmeckt, wenn er einen tüchtigen Schnupfen hat, die Nasenschleimhaut also durch Entzündung in ihrer Tätigkeit stark beeinträchtigt ist.
Die Bedeutung der Riechwerkzeuge für den Geschmack ist auch durch wissenschaftliche Beobachtung in sehr interessanter Weise festgestellt worden. Zwei Kranke hatten, wie Professor Richard Hesse berichtet, durch einen Sturz auf den Kopf den Geruchsinn völlig verloren, aber den Geschmacksinn behalten. Sie vermochten nun nicht mehr einen Unterschied zwischen gekochten Zwiebeln und Äpfeln herauszufinden. Aber Portwein und Burgunder konnten sie voneinander unterscheiden; jener erschien ihnen wie Zuckerwasser, dieser wie verdünnter Essig. Es waren also nur die Empfindungen süß und sauer möglich, während das Aroma nicht mehr wahrgenommen wurde.
34. »Gekochte« Menschen
Quelle: Felix Linke: »Ist die Welt bewohnt?« Verlag von J. H. W. Dietz Nachf., Stuttgart, 1910.
Nach dem heutigen Stand unseres Wissens haben wir anzunehmen, daß das organische Leben an die Eiweißsubstanz gebunden ist. Die Temperatur, in 52 der sich ein lebendes Wesen befindet, darf nicht so hoch steigen, daß das Eiweiß gerinnt. Dann hört das Leben sofort auf. Seltsam ist es nun, daß die Natur die Normalwärme des menschlichen Körpers in recht bedrohliche Nähe der Gerinntemperatur des Eiweißes gelegt hat. Es muß wohl gerade innerhalb dieses Gebiets der günstigste Nutzeffekt der Körpermaschine erzielt werden können. Bei einigen 40 Grad beginnt das Eiweiß bereits zu gerinnen, und der menschliche Körper, der gewöhnlich 37 Grad hat, kann sich in so vorzüglicher Weise nur dadurch erhalten, daß er außerordentlich wirksame Einrichtungen zur Regulierung
Weitere Kostenlose Bücher