Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
des Unternehmens führte.
In der ersten Nummer der Zeitschrift Contemporânea erschien P.s Erzählung O banqueiro anarquista (1922; Ein anarchistischer Bankier , 1988). In Contemporânea veröffentlichte er auch – auf französisch – Trois chansons mortes (1923; Drei tote Lieder ), die jedoch von der französischen Kritik bis heute als nicht besonders gelungen eingestuft werden. Von Oktober 1924 bis Februar 1925 gab P. zusammen mit dem Maler Ruy Vaz die Zeitschrift Athena heraus, in der er unter anderem Apontamentos para uma estética não-aristotélica (1924; Aufzeichnungen zu einer nicht-aristotelischen Ästhetik ) von de Campos und Gedichte von Reis herausbrachte. 1925 verstarb P.s Mutter, die 1920 mit seinen Halbgeschwistern nach Portugal zurückgekehrt war und zu der er eine besonders innige Beziehung hatte. 1927 wurde P. in Presença , der bedeutendsten portugiesischen Zeitschrift jener Epoche, als der Meister der neuen Generation bezeichnet; bald darauf begann er selbst in Presença zu schreiben. Nach der Ernennung des späteren Diktators Salazar zum Finanzminister schrieb P. das Pamphlet O interregno (1928; Das Interregnum ), mit dem er eine Militärdiktatur in Portugal verteidigte, von dem er sich indessen später distanzierte; am 4. Februar 1935 verteidigte er mit seinem in der Tageszeitung Diário de Lisboa abgedruckten Artikel Associações secretas ( Geheimbünde ) die Freimaurer öffentlich gegen die Diktatur.
1929 erschien aus der Feder von João Gaspar Simões eine erste literaturkritische Arbeit über die Dichtung P.s. Der Dichter hatte sich schon seit Jahren, angeregt durch Übersetzungen theosophischer Texte, die man bei ihm in Auftrag gegeben hatte, mit okkultistischen Lehren beschäftigt und bezeichnete sich selbst als gnostischen Christen, treu der geheimen Überlieferung des Christentums, die enge Beziehungen zur heiligen Kabbala und zum okkulten Wesen der Freimaurerei unterhielt. Als Folge davon bekam er 1930 Besuch von Aleister Crowley, der sich auch die Bestie 666 des Order of the Golden Dawn nannte und auf geheimnisvolle Weise an der Boca do Inferno verschwand. 1932 bewarb sich P. aus Finanznot – vergeblich – um die Stelle des Konservators an der Museumsbibliothek Condes de Vastro Guimarães in Cascais. Das mit Unterstützung von Freunden veröffentlichte Buch Mensagem (1934; Botschaft , 1989) reichte er zu einem Wettbewerb des Nationalen Propagandasekretariats um den Antero-de-Quental-Preis ein, erhielt jedoch nur den zweiten Preis. In einer autobiographischen Notiz, die kurz vor seinem Tode entstand, führte er als seine Werke nur 35 Sonets (in englischer Sprache), English Poems I–III und Mensagem auf. Alles andere verschwieg er, weil er es entweder unter dem Namen eines seiner Heteronyme veröffentlicht hatte oder weil es noch in der berühmten »arca« (Truhe/Arche) in seinem Haus lag, deren Inhalt erst postum nach und nach publiziert wurde. Dazu gehören auch O livro do Desassossego und Fausto. Tragédia subjectiva (1988; Faust , 1990) – beides Werke, zu denen er sein ganzes Leben lang Fragmente schrieb, die er jedoch nie vollendete oder auch nur ordnete, so dass es keine von ihm autorisierte Fassung gibt.
In seinem Todesjahr erläuterte P. dem Kritiker Adolfo Casais Monteiro brieflich die Entstehung und Bedeutung seiner Heteronyme. Alberto Caeiro wurde von ihm als sein Meister sowie der seiner Heteronyme Álvaro de Campos und Ricardo Reis bezeichnet. P. nannte als sein Geburtsdatum den 16. April 1889 und ließ ihn bereits mit 26 Jahren an Tuberkulose sterben. Er sah ihn als den Begründer eines bukolischen Neuheidentums an und beschrieb ihn als Mann von mittlerem Wuchs, mattblondem Haar und blauen Augen, der menschenscheu, nachdenklich, zurückhaltend gewesen sei und ein unauffälliges Leben geführt habe. Sonderbar griechisch und von innen bestimmt sei er gewesen, legt er de Campos in den Mund. Caeiros Dichtung umfasst außer O Guardador dos rebanhos vor allem O Pastor amoroso (1946; Der verliebte Hirte ). Sie ist kontemplativ und eben dadurch, dass Caeiro die Welt als solche akzeptierte, wurde er zum Meister der anderen. Ricardo Reis schuf P. als den ersten Schüler von Caeiro. Er wurde, wie P. sich ausdrückte, am 19. Januar 1914 um elf Uhr nachts in seiner Seele geboren – nach ausgedehnten Debatten über die Auswüchse der modernen Kunst, die P. am Vortag geführt hatte. Als Geburtsdatum gab er indessen den 19. September 1887 an, als Geburtsort Porto,
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